Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
packe morgen und fahre am nächsten Tag ganz früh los.«
    »Dann geh jetzt! Hole ihn aus dem Schlaf oder vom Pferd oder wo auch immer er jetzt ist.«
    »Vom Pferd?« Ich sah sie verwirrt an.
    »Reitet hier keiner?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ist egal«, winkte sie ab, »es war ohnehin nur eine Redewendung. Und sie bedeutet: Los, lauf und hole ihn!«
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
    Ich stellte mein Glas ab und lief aus dem Garten, die Straße hinunter, um in der kleinen Seitenstraße zu seinem Haus abzubiegen. An seinem Haus angekommen, hoffte ich, Licht zu sehen, aber es war alles dunkel. Vorsichtig klingelte ich.
    Niemand machte auf.
    Ich klingelte erneut, aber es blieb alles still. Entweder schlief er so fest, oder er wollte nicht öffnen.
    Ich schluckte hart. Doch so schnell wollte ich nicht aufgeben. Es war meine letzte Chance.
    Ich machte das Gartentor auf und ging ums Haus herum, um an allen Türen und Fenstern zu klopfen, die ich erreichen konnte, aber noch immer erfolgte keine Reaktion.
    Enttäuscht ließ ich schließlich den Kopf hängen. Er wollte wohl wirklich nicht mit mir sprechen. Oder er war nicht da. Vor mir geflohen.
    Ich schlurfte zurück zur Straße, zuckte jedoch zurück, als ich eine dunkle Gestalt auf mich zukommen sah. Das war nicht Leonard, ihn hätte ich sofort erkannt.
    Ich versuchte, mich im Gebüsch zu verstecken, doch er hatte mich bereits entdeckt.
    »Stehenbleiben oder ich muss die Waffe ziehen!«
    Es war Carl!
    »Carl, ich bin’s«, sagte ich und kroch wieder aus der Hecke.
    »Ich weiß«, antwortete er. »Du warst schon wieder unerlaubt auf einem fremden Grundstück. Das bedeutet, du erhältst eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.« Er kritzelte etwas auf einen Bogen Papier.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Das ist nicht dein Ernst«, erwiderte ich schließlich und versuchte ein Lachen. Doch er lachte nicht.
    »Doch, ist es.« Er reichte mir das Blatt Papier. Es war tatsächlich eine Anzeige.
    »Aber… Carl, was soll das? Das ist doch albern!«
    »Nein, ist es nicht.« Seine Stimme klang kühl. »Du hast mir Hoffnungen gemacht, obwohl du die ganze Zeit in den Arzt verknallt warst. Das war nicht fair. Wenn du Glück hast, holt dich Leonard wieder raus.«
    »Ich war auch ein bisschen in dich verknallt«, sagte ich und hoffte, dass es nicht zu sehr geschwindelt war. Aber Carl hatte mir auch gefallen, ehrlich. »Es war nur nicht genug. Du hast mehr verdient als das. Und vor allem hast du es verdient, eine Frau zu haben, die hier wohnt und nicht in die Stadt zurückkehrt.«
    »Wann fährst du?«
    »Übermorgen.«
    »Dann muss ich dich wohl sofort ins Gefängnis stecken, um dich zu halten.«
    Erschrocken sah ich ihn an, doch bevor ich etwas erwidern konnte, machte er auf dem Absatz kehrt und ging davon.
    Ich nahm die Anzeige, faltete sie unendliche Male nervös in der Hand, während ich erneut zu Leonards Haus sah, dann kehrte ich zur Party zurück.

TAG 20
    22. Juli, Tag 3 nach dem Zweitschlag
     
     
    Ich erwachte erneut mit einem Kater. Und einem verdammt schweren Herzen. Es war eine wunderschöne Feier geworden, mit Abschiedsgesängen, Willkommensgeschenken und allem Drum und Dran. Caroline hatte mit allen Männern getanzt (ich übrigens auch), und die Frauen waren mehr oder weniger über die Musiker hergefallen, wobei Emma-Louise heftig mit Daniel geflirtet hat – und er mit ihr. Ob er in ihr die Liebe zur klassischen Musik wecken konnte, ist allerdings fraglich.
    Und nun musste ich aufstehen und im Laufe des Tages meine Sachen packen, morgen, in aller Herrgottsfrühe würde ich losfahren und danach sofort meinen neuen Job antreten. Für einen winzigen Moment war ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich ihn wirklich noch wollte. Wenn er bedeutete, dass ich Menschen wehtun musste, entsprach er definitiv nicht meiner Vorstellung. Aber ich hatte so hart dafür gekämpft, ich hatte ihn mir verdient. Die vielen Jahre auf der Uni und als Assistentin einer unerträglichen Chefin mussten sich doch endlich einmal auszahlen. Ich sehnte mich so sehr nach einem Platz in der Welt, wo ich geachtet wurde und Anerkennung fand.
    Doch es gab noch ein paar offene Fragen, die mir Probleme bereiteten. Wie würden meine Lungen auf die erneute Luftänderung reagieren? Und wie sollte ich nach drei Wochen in einem riesigen Haus plötzlich mit gerade mal 45 Quadratmetern klarkommen? Und was machte ich, wenn meine Ohren plötzlich zu empfindlich geworden waren? Und würde ich noch Eiscreme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher