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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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stellen könnten, und er rechnete schon fest damit, daß sich ihre Einkünfte bald wenigstens verdreifachen würden. Ich glaube, er ist wirklich hingefahren, denn als er das nächste Mal hierherkam, war er furchtbar aufgeregt und besorgt. Er sagte, daß die Konzernleitung darauf eingegangen sei, einen Unterhändler zu schicken. Wenn er von solchen Sachen sprach, benutzte er immer solche Ausdrücke, so als ob es sich um ganz normale Geschäftsverbindungen handelte. Eigenartigerweise tat er auch vor mir so, obwohl er wußte, daß ich alles durchschaute. Am 6. Februar kam er hier an. Er lief mindestens zehnmal los, um rauszukriegen, ob der Unterhändler schon in seinem Hotel angekommen war oder nicht. Ich hab nämlich kein Telefon. Er deutete an, daß nun das entscheidende Gespräch stattfinden würde und daß Mahn in Malmö auf Nachricht wartete. Am nächsten Tag, dem 7. Februar, das war ein Mittwoch, ich kann mich genau erinnern, zog er gegen 15 Uhr zum drittenmal an diesem Tag los. Und kam nie wieder, Punkt. Schluß.«
    »Vielleicht können wir gleich den Teil anfügen, der Sie persönlich betrifft?«
    Die Frau antwortete ohne jegliches Zögern: »Ja. Wir hatten eine Absprache. Ich bin süchtig, insofern als ich manchmal Haschisch rauche und regelmäßig bei der Arbeit spanische Fenedrintabletten nehme, Simpatina und Centramina. Ausgezeichnet beide Sorten, die völlig ungefährlich sind. Durch die verdammte Jagd nach Stoff sind diese Tabletten knapp und teuer geworden, der Preis ist um das Fünffache gestiegen. Ich kann sie mir ganz einfach nicht mehr leisten. Als ich Bertil Olofsson unten in Nyhavn kennengelernt habe, fragte ich ihn, ob er so was zu verkaufen hätte. So wie ich damals alle fragte, mit denen ich sprach. Es zeigte sich, daß er hatte, was ich suchte, und ich konnte ihm auch etwas bieten, nämlich eine Bleibe, von der keiner was wußte, zwei Nächte im Monat. Ich hab's mir erst überlegt, denn so sympathisch war er nun auch wieder nicht. Aber dann stellte sich heraus, daß er mit Mädchen nichts im Sinn hatte, und das war dann ausschlaggebend. Wir trafen ein Abkommen. Er wohnte die zwei oder drei Nächte bei mir. Jeden Monat. Und dafür brachte er meinen Monatsbedarf mit. Nachdem er verschwunden ist, hab ich keine Tabletten mehr bekommen, kaufen kann ich sie mir nicht, die sind zu teuer, wie ich schon sagte. Die Folge ist, daß ich schlechter und langsamer arbeite. Aus diesem Grund ist es schlimm, daß sie ihn erschlagen haben.«
    Mänsson streckte die Hand aus und stellte das Gerät ab. »Ja«, sagte er. »Das war's.«
    »Das hörte sich an wie ein Hörspiel im Radio«, bemerkte Kollberg.
    »Sehr geschicktes Verhör«, lobte Hammar. »Wie hast du es denn geschafft, daß sie so frei von der Leber weg erzählt hat?«
    »Ach, das war keine Kunst«, antwortete Mänsson.
    »Entschuldigung, aber ich hab eine Frage.« Melander nahm die Pfeife aus dem Mund und wies mit dem Schaft auf das Tonbandgerät. »Warum hat sich die Frau nicht von allein bei der Polizei gemeldet?«
    »Ihre Papiere sind nicht ganz in Ordnung. Nichts Schlimmes. Die Dänen kümmern sich nicht drum. Außerdem war ihr ganz egal, was mit Olofsson passierte.«
    »Ausgezeichnetes Verhör«, wiederholte Hammar.
    »Das ist eigentlich nur eine Zusammenfassung.«
    »Hör mal zu, kann man sich auf das Frauenzimmer verlassen?«
    »Absolut. Wichtiger ist aber…«
    Er brach ab und wartete, bis die anderen ruhig geworden waren. »Wichtiger ist, daß wir jetzt den Beweis haben, daß Olofsson seine zeitweilige Unterkunft bei… in Kopenhagen am Mittwoch, dem 7. Februar, gegen Uhr verlassen hat, um sich mit jemand zu treffen. Dieser Jemand nahm ihn in aller Wahrscheinlichkeit mit über den Öresund, vermutlich unter dem Vorwand, daß sie gemeinsam mit Malm sprechen müßten, brachte ihn um, verfrachtete ihn in ein altes, schrottreifes Auto und brachte die Karre in den Hafen.«
    »Die nächste logische Frage ist, wie kam Olofsson in den Industriehafen?«
    unterbrach Martin Beck.
    »Ja, eben. Wir wissen, daß der Prefect nicht fahrbereit und daß der Motor jahrelang nicht gelaufen war. Wir wissen auch, daß verschiedene Leute das Fahrzeug da draußen haben stehen sehen, aber weil heutzutage überall Autowracks rumstehen, hat sich keiner drum gekümmert. Die Verpackung stand also schon da.«
    »Und wer hat dafür gesorgt?« fragte Kollberg.
    »Ich glaub, das wissen wir ziemlich sicher. Schwerer zu sagen ist, wer das Auto da hingestellt hat. Es kann zum
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