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Al Wheeler und die Nackte

Al Wheeler und die Nackte

Titel: Al Wheeler und die Nackte
Autoren: Carter Brown
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und
hielt die Pistole ruhig in der Hand. Ich konnte mich des Gefühls nicht
verschließen, daß ich aller Wahrscheinlichkeit nach innerhalb der nächsten fünf
Sekunden eine Leiche sein würde. Wenn ich eine Bewegung machte — irgendeine —
dann würde Donna ihrerseits abdrücken und Gloria würde tot sein. Es war ein
denkwürdiger Augenblick vollkommener Unschlüssigkeit.
    »Jetzt!« sagte Donna plötzlich,
und ihre Fingerspitzen drückten hart zu.
    »Ich kann nicht!« schrie Gloria
verzweifelt. »Mir wird ganz schwindlig. Ich kann nichts mehr sehen!«
    Sie taumelte umher, während
ihre Beine wie Gummi unter ihr nachgaben, dann sank sie auf die Knie. Donnas
Revolver schwankte in der Luft, dann wurde er schnell auf mich gerichtet.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte sie
mit gepreßter Stimme. »Beuge den Kopf nach vorn und
hol tief und langsam Luft. Es wird dir gleich wieder besser werden.«
    »Entschuldigung«, blubberte
Gloria. »Ich wollte es tun, ehrlich. Aber dann wurde mir schwindlig und—«
    »Hol einfach tief Luft!«
fauchte Donna. »In ein paar Sekunden bist du wieder okay, dann schaffst du es
schon.«
    »Mir geht es jetzt schon ein
bißchen besser.«
    Gloria rutschte auf allen Vieren
herum, bis sie sich genau neben Donna befand. Dann richtete sie sich wieder auf
die Knie auf. Im nächsten Augenblick holte sie mit dem rechten Arm aus und der
Pistolenlauf knallte seitlich gegen Donnas linke Kniescheibe. Der Rotkopf stieß
einen gellenden Schrei aus, und gleich darauf ging der Revolver los. Die Kugel
zischte weit über meinem Kopf weg, und ich fühlte mich ungeheuer erleichtert,
daß ich jetzt endlich in Aktion treten konnte.
    Ich hätte mir keine Sorgen zu
machen brauchen. Gloria war bereits auf den Füßen. Sie schlug den Revolver aus
Donnas Hand, ließ ihre eigene Waffe fallen und verpaßte ihrer Gegnerin einen bösartigen rechten Schwinger in den Solarplexus. Donna
stöhnte auf, und ihr Oberkörper kippte nach vom. Gloria packte sie an den Schultern,
wirbelte sie herum, packte sie erneut bei den Schultern und schob sie in
rasender Eile durch den Raum, bis ihr Kopf heftig gegen die Wand prallte.
    Gloria drehte sich um, und ihre
Augen funkelten.
    »Sie waren einfach grandios«,
sagte ich ehrfurchtsvoll. »Ihr ganzes Entsetzen und Ihr Schwindelanfall waren
reines Theater, wie?«
    »Nein«, sagte sie bescheiden.
»Ich war entsetzt und mir war schlecht, aber ich wußte, daß ich schnell was
unternehmen mußte, um Sie vor dem Erschossenwerden zu
bewahren.«
    »Kann ich Ihnen irgendwie
behilflich sein?« fragte ich. »Darf ich Ihnen vielleicht ein Glas Wasser
bringen?«
    »Ich möchte sagen, Sie könnten
die Polizei benachrichtigen.« Gloria rollte ausdrucksvoll die Augen. »Aber so
Wie die Dinge liegen, muß ich wohl mit dem zufrieden sein, was möglich ist.«
     
    Sheriff Lavers fand das ganz einfach eine Wucht. Doc Murphy ebenfalls. Und ebenso der Rest des
gesamten verdammten Büros. Wohin ich immer ging, konnte ich die Leute hinter
mir kichern hören, und wenn sie es nicht taten, so wußte ich, daß sie es in der
nächsten Sekunde tun würden. Mit Sergeant Peterson hatte ich mehr Glück. Er
grinste mich nur ein einziges Mal an. Vielleicht hauptsächlich deshalb, weil
ich ihm erklärte, daß er, wenn ich ihn das nächstemal mit einem Grinsen auf dem Gesicht ertappte, am folgenden Tag wieder in Uniform
Streife gehen würde.
    Zwei Tage lang war es mir sogar
peinlich, irgendwo zugeben zu müssen, daß ich Wheeler war. Jason Porterfield rief mich am dritten Tag an und bedankte sich
bei mir dafür, daß ich ihm das von Hardesty gestohlene Geld wieder beschafft hatte. Ich erklärte ihm, das sei eine
Kleinigkeit gewesen, was stimmte. Die gesamten zwanzigtausend Dollar hatten
sich in Donnas Handtasche gefunden. Porterfield teilte mir außerdem mit, er wolle keine Anzeige gegen Hardesty erstatten, allerdings unter der Bedingung, daß dieser Pine City sofort verließe. Er, Porterfield , habe sich
entschlossen, die Agentur mit einem neuen Mitarbeiter weiterzuführen, der
möglicherweise binnen kurzem auch zum Partner werden könne. Seine Stimme
schnurrte förmlich, während er das verkündete, und so war es nicht weiter
überraschend für mich, zu erfahren, daß sein neuer Mitarbeiter eine Frau namens
Gloria Van Heuten war. Er erzählte mir auch, daß die Waltons ihr Haus zum Verkauf
anböten und daran dächten, nach Long Beach zu ziehen. »Mögen die Götter Long
Beach beschützen«, sagte er wörtlich, und ich konnte ihm
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