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Al Wheeler und die Flotte Biene

Al Wheeler und die Flotte Biene

Titel: Al Wheeler und die Flotte Biene
Autoren: Carter Brown
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Zimmer
waren. Eines Tages kam ich frühzeitig von der Schule heim und schlich mich ins
Haus. Sie waren im Schlafzimmer meiner Mutter, und so zog ich die Schuhe aus
und ging leise den Korridor entlang. Dann lauschte ich vor der Tür. Den
Geräuschen nach, die sie verursachten, dachte ich mir schon, was sie trieben,
und daraufhin spähte ich durchs Schlüsselloch. Ich konnte sie auf dem Bett
liegen sehen und war fasziniert.« Sie schüttelte bedächtig den Kopf. »Damit
wurde ich, was man einen >Voyeur< nennt. Jetzt beziehe ich meine
Erregungen aus dem Beobachten von anderen Leute, die es miteinander treiben,
und habe keinerlei Interesse, es selbst zu tun.«
    »Wenn ich gerade eine
Psycho-Behandlung durchmachte, würde ich die Sache faszinierend finden«, sagte
ich. »Aber ich bin nur ein Bulle. Sie haben mir noch immer nicht erzählt, wie
Sie das von dem Film herausgefunden haben.«
    »Das wollte ich ja gerade
erzählen«, sagte sie kalt. »Man kann so was nicht übereilen. Ich habe den
beiden ein paarmal zugesehen, dann kam mein Vater nach Hause und erwischte sie.
Und ungefähr eine Woche später beging meine Mutter Selbstmord. Zumindest hat
sie sich angeblich umgebracht. Aber, wie gesagt, ich habe es nie geglaubt. Ich
bin überzeugt, daß er sie umgebracht und das ganze als Selbstmord hingedreht
hat.«
    »Der Film!«
    »Henry hat mir davon erzählt.«
    »Warum?«
    »Das ist unwichtig«, erwiderte
sie. »Er hat es getan.«
    »Und daraufhin kamen Sie zu dem
Schluß, die einzige Möglichkeit, den Film in die Hände zu bekommen, sei die,
Ihre eigene Entführung zu inszenieren.«
    »Brad hatte, nachdem ihn mein
Vater von seinen Gorillas hatte zusammenschlagen lassen, zu viel Angst, um auch
nur zu versuchen, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Aber ich wußte, wie ich
mit ihm Kontakt aufnehmen konnte, nämlich durch Chet. Er redete mit Mike und
Louis, und sie erklärten sich bereit, die Sache durchzuführen.«
    »Und dabei haben sie Henry
zusammengeschlagen.«
    »Das war notwenig.« Sie zuckte
mit den Schultern. »Wir mußten sicher sein, daß meinem Vater die Entführung
glaubhaft schien.«
    »Ein ziemlich harter Brocken
für Henry.«
    »Henry ist selbst ein ziemlich
harter Brocken«, sagte sie gleichmütig.
    »Warum haben Sie eine Woche
lang gewartet, bevor Sie zum nächsten Schritt übergingen?«
    »Ich wollte, daß mein Vater ein
bißchen in Schweiß gerät.« Sie lächelte, aber es war nichts weiter als eine häßliche Grimasse. »Außerdem erzählte uns Chet von Ihnen,
und das hat mich etwas beunruhigt.«
    »Wenn Sie den Film bekommen,
beweist das noch nicht, daß Ihr Vater Ihre Mutter umgebracht hat«, sagte ich
sachlich. »Es beweist lediglich, daß Ihre Mutter eine Affäre mit dem Butler
hatte.«
    »Es schafft ein Motiv«,
erwiderte sie scharf.
    »Okay. Und was geschieht
anschließend?«
    »Wenn ich ihn nicht dazu
zwingen kann, ein Geständnis abzulegen, werden zumindest Ermittlungen
angestellt werden.«
    »Durch wen?«
    »Durch die Polizei vermutlich.
Durch wen sonst?«
    »Ich bin Polizeibeamter«, sagte
ich.
    Sie überlegte eine kleine
Weile.
    »Ja, und?«
    »Sollte ich nicht Ermittlungen
darüber anstellen, wen Ihr Vater in diese ganze Sache hineingezogen hat?«
    »Das wäre vielleicht sinnvoll«,
murmelte sie zögernd.
    »Sie brauchen sich nicht mit
dem Film freikaufen zu lassen«, sagte ich. »Zu viele Leute wissen bereits von
seinem Vorhandensein. Sie, Henry und ich. Wir können ihn irgendwie anders
bekommen. Sie könnten in diesem Augenblick einen Pluspunkt für sich verbuchen,
und Sie sind im Begriff, ihn zu verspielen.«
    »Und der wäre?«
    »Die Schocktaktik«, sagte ich.
»Stellen Sie sich Ihrem Vater jetzt sofort, erzählen Sie ihm, daß Sie alles
über den Film wissen und auch, was er enthält. Tun Sie das in einem Augenblick,
in dem er das am wenigsten erwartet. Lassen Sie sich das mal durch den Kopf
gehen.«
    »Jetzt gleich?«
    »Es ist bald drei Uhr früh. Wir
holen ihn direkt aus dem Bett. Er wird entzückt sein, Sie wiederzusehen und
verwirrt über alles, was passiert ist. Und dann setzen Sie ihm zu.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das
überzeugend fertigbringe.«
    »Aber ich bringe es fertig«,
sagte ich ohne die geringste Bescheidenheit. »Ich bin Bulle, vergessen Sie das
nicht.«
    »Nur wir beide? Das könnte auch
ein Trick von Ihnen sein, die Jungens loszuwerden und mich dann im Triumph zu
meinem Vater zurückzubringen.«
    »Das hätte ich jederzeit mit
vorgehaltener Pistole auch tun
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