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Akte X

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Der Parasit
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„Das ist das alte Tunnelsystem, oder nicht?" fragte er hastig. „Gar nicht weit von der Stelle, an der die Leiche gefunden wurde."
    „Richtig", bestätigte Ray. „Dieser Bereich ist durch einen Überlauf mit dem Hafen verbunden. Er wird nur genutzt, wenn heftige Regenfälle das System zusammenbrechen lassen könnten. Sonst würde kein Müll mehr durch die Kanalrohre passen. Früher wollten die Stadtväter nicht, daß die Abfälle so nah an den Häusern ihrer Wähler vorbeirauschen."
„Die zentrale Frage ist, wie es diese Kreatur geschafft hat, in diesen Bereich des Kanalsystems zu kommen", überlegte Mulder.
    „Das kann ich Ihnen auch nicht mit Sicherheit sagen, aber ich vermute, daß es in einem der Sweetwater-Tankwagen war, der seine Ladung schon früher entsorgt hat. Wenn Sie wollen, besorge ich Ihnen die Namen der Fahrer. Dann können Sie ja fragen, welcher von ihnen draußen am Lake Betty war."
    „Den Fahrer brauchen wir jetzt nicht." Ungeduldig winkte Mulder ab. „Sagen Sie mir lieber, wie groß dieser Überlauf ist."
    „Ziemlich groß", erläuterte Ray. „Wie man sie früher eben gebaut hat - etwa einen Meter breit."
„Also so breit, daß eine menschliche Leiche problemlos durchpaßt?"
„Mit dem Kopf oder den Füßen voran, ja."
„Und ist es möglich, daß bei einem starken Sturm auch Wasser von der Hafenseite aus in das Rohr gedrückt wird?" fragte Mulder weiter.
Ray dachte einen Moment lang nach. „Wenn die Wellen hoch genug sind, kann das durchaus passieren", vermutete er schließlich.
„Dann sind die Leiche und die Kreatur wahrscheinlich auf diese Weise vom Meer aus in das Kanalsystem gelangt", grübelte Mulder. „Und jetzt ist das Monster wieder auf dem Weg zu diesem Kanalrohr. Es versucht, zurück ins Meer zu kommen .. . Und wenn es ihm gelingt, können wir es nicht mehr aufhalten."
„Warum sollten wir es aufhalten?"
„Wir müssen verhindern, daß es sich vermehrt! Und daß sich sein Nachkommen vermehren. Ich weiß nicht, wieviel Zeit es braucht, bis so eine Kreatur ausgewachsen ist... aber ich befürchte, daß es nicht allzu lange dauert. Was letztlich heißt, daß die Population schnell außer Kontrolle gerät. Bisher haben wir es nur mit einer dieser Kreaturen zu tun. Aber stellen Sie sich vor, es gäbe Millionen davon. Stellen Sie sich vor, sie wären überall auf der Welt..."
„Darüber will ich lieber nicht nachdenken." Rays rundes Gesicht war unnatürlich blaß geworden. „Gehen wir."
Sie hasteten zum Parkplatz.
„Nehmen wir meinen Wagen!" schlug Ray vor. „Ich weiß, wo wir hin müssen."
Zehn Minuten später erreichten sie einen geöffneten Gullydeckel auf einer Straße im Stadtzentrum. Das Loch war von einigen Kanalarbeitern umstellt.
„Wer von euch hat mich angerufen?" rief Ray, während er aus dem Wagen sprang. Mulder war direkt hinter ihm.
„Ich war's", erklärte ein großer, bärtiger Mann.
„Sie haben da unten was gesehen?" fragte Mulder.
„Ja, und zwar etwas, das ich nach Möglichkeit nicht noch einmal sehen möchte", entgegnete der Mann mit gepreßter Stimme.
„Wo genau war das?" wollte Ray wissen.
„Ich sagte doch schon am Telefon, daß es nur ein paar Meter weit weg war... da, wo der Überlauf ist. Wenn Sie wollen, zeig ich's Ihnen."
„Das finde ich schon..." Ray ließ sich von einem seiner Männer eine starke Taschenlampe geben und begann, in den Kanal hinabzusteigen.
Als Mulder den Fuß auf die oberste Sprosse setzte, hielt ihn der bärtige Mann am Arm fest. „Hey, wollen Sie nicht lieber Gummistiefel anziehen?"
„Keine Zeit!" gab Mulder zurück, griff nach seiner Taschenlampe und stieg die Leiter hinab. Unten auf dem Wartungssteg wurde er bereits von Ray erwartet. Er lief voran, und Mulder folgte ihm durch den fast zweieinhalb Meter hohen Tunnel.
Das Licht ihrer Taschenlampen fiel auf das träge dahinströmende Abwasser. Mulder bemerkte, daß sie von der Stelle, wo die Leiche gefunden worden war, flußaufwärts gingen. Er war sich nun ziemlich sicher, daß er wußte, was geschehen war. Beinahe glaubte er zu sehen, wie die Leiche des Russen aus dem Überlauf schoß und durch den Abwasserkanal trieb, bis sie irgendwo hängen blieb.
„Hier ist die Stelle." Ray blieb stehen. Vor ihnen lag das Ende des Wartungsstegs, an dem der Tunnel scharf abknickte. Ray leuchtete mit seiner Taschenlampe auf den zähflüssigen Unrat, während der Lichtkegel von Mulders Lampe die Tunnelwand entlangglitt, bis er auf der Öffnung eines breiten Rohres verharrte.
Die Mündung
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