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Akte X Novel

Akte X Novel

Titel: Akte X Novel
Autoren: Schatten
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du nicht allzu lange an einem Ort bleiben kannst, wenn du nicht willst, daß die Bullen dich schnappen.“
    Das Mädchen nickte ein wenig benebelt. „Der da sieht gut aus“, fuhr der Junge fort, während er den schweren Metalldeckel anhob. Leise hustend fächerte er sich in dem aufsteigenden Gestank mit der Hand Luft zu.
    Das Mädchen, Tina, folgte ihm, doch sie hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. Sie hatte sich noch nicht an das Leben auf der Straße gewöhnt. Noch vor einer Woche hatte sie um diese Zeit in ihrem behaglichen Zimmer in einem ruhigen Vorort gesessen, und jetzt befand sie sich mit einem Jungen namens Mark, den sie gerade mal vor einer Stunde kennengelernt hatte, in dieser verlassenen Nebenstraße. Das alles kam ihr sehr unwirklich vor. Der Gestank aus dem Müllcontainer schlug ihr auf den Magen. Es roch, als wäre darin etwas gestorben. „Ich glaube, ich verzichte lieber“, meinte sie unbehaglich.
    Mark blickte an dem Gebäude hinter ihnen entlang nach oben. In einem der oberen Geschosse entdeckte er ein zerbrochenes Fenster. Dahinter war es dunkel.
    „He, ich weiß einen guten Platz zum Unterkriechen“, verkündete er, während er seine Begleiterin zu sich winkte. „Die Feuertreppe rauf und durchs Fenster.“ Er verschränkte die Hände zur Räuberleiter. „Komm, ich hebe dich hoch.“
    Tina stützte sich mit einer Hand an seiner Schulter ab und stieg auf seine Hände. Als er sie weiter hinaufwuchtete, damit sie die unterste Sprosse der Feuerleiter erreichte, schwankte sie ein wenig, doch wenn sie sich streckte, konnte sie sie bereits berühren.
    „Zieh sie runter“, ächzte Mark, wobei er das Mädchen noch ein Stück weiter nach oben stemmte.
Obwohl Tina sich ein wenig benommen fühlte, zerrte sie heftig an der Sprosse. Klappernd schlug die Leiter gegen die Ziegelmauer, doch rührte sie sich nicht von der Stelle. „Sie bewegt sich nicht“, erklärte sie.
„Komm schon, zieh noch mal!“
Für Tinas Geschmack entwickelte sich die Nacht mehr und mehr zu einem bösen Traum. Sie zerrte mit noch mehr Kraft an der Leiter, als sie plötzlich einen dumpfen Aufschlag hörte.
Neben ihnen war ein Mann auf den Müllcontainer gefallen.
Nun gab die Feuerleiter ruckartig nach und rasselte abwärts, und die beiden Jugendlichen starrten in das Gesicht eines zweiten Mannes. Sein Körper hing kopfüber von der Leiter herab, die Beine waren in den Sprossen verhakt. Wie eine makabre Puppe schaukelte er mit schlenkernden Armen vor ihnen.
Er war tot.
Sie waren beide tot.
Tina fing an zu schreien.
„Lauf!“ brüllte Mark. Er wandte sich um und rannte in die Richtung, aus der sie gekommen waren, auf die Lichter zu, die Stadt, das Leben.
Tina blieb noch einen Augenblick schwankend stehen, ehe sie ihm folgte; ihre Schreie hallten von den Mauern der Gasse wider.

2
    Um 3 Uhr 25 am Morgen hasteten die FBI-Agenten Dana Scully und Fox Mulder durch die langen Korridore des Bethesda Marinekrankenhauses. Sie folgten einem Mann in einem gutgeschnittenen Anzug, dessen schwarze Absätze einen schnellen Rhythmus auf dem Marmorboden schlugen, der ebenso regelmäßig war wie der Ausschlag eines Metronoms. Was auch immer der Grund dafür sein mochte, daß er sie herzitiert hatte, war offensichtlich von großer Bedeutung.
    Vor der Tür mit der Aufschrift LEICHENSCHAUHAUS blieb er stehen. Er öffnete und bedeutete den beiden Agenten, einzutreten. Sie sahen einander einen Moment lang zögernd an, ehe Mulder nickte und sie hineingingen.
    Zwei zugedeckte Leichen lagen auf Untersuchungstischen in der Mitte des Raumes. Scully wußte, daß man sie gleich bitten würde, sie zu untersuchen. Sie war bereits Ärztin gewesen, bevor sie zum FBI ging, daher wurde sie im Zuge ihrer Arbeit oft aufgefordert, Autopsien vorzunehmen.
    Von dem Lichtschein einer Lampe direkt über den beiden Leichen abgesehen war es dunkel in der Leichenhalle, und die anderen Personen im Raum blieben im dämmrigen Hintergrund.
    Mulder taxierte sie schweigend. Die rothaarige Frau im weißen Arztkittel war vermutlich die Patho login; die anderen beiden umgab die energische Aura des Offiziellen, die für Regierungsbeamte typisch war. Der Mann war ein großer Afroamerikaner mit der unverbindlichen Ausstrahlung eines Verwaltungsbeamten und den müden Augen eines Menschen, der sich jahrelang um die verwickelten Angelegenheiten der Bundespolitik gekümmert hatte. Mulder vermutete, daß er ein höherer Beamter war. Die Frau, die über ihrer rosa Bluse ein beiges Kostüm trug,
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