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Akte X

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Skin
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unbewaffnet war.
    Langsam fragte sie sich, wie weit sie noch kommen mochten, wenn sie sich ausschließlich auf ihr Karma verließen.

 
Kapitel 28
    Mit der gesunden Schulter voran stürmte Mulder durch die Tür, mitten hinein in das strahlendhelle Licht. Seine Stiefel glitten auf dem glatten Boden aus, und er konnte gerade noch einer Videokamera auf einem dreibeinigen Stativ aus-weichen. Der Operationstisch befand sich drei Meter von ihm entfernt und war von allerlei medizinischem Gerät umgeben. Am Kopfende stapelten sich Kanister mit Anästhetikum neben einem Beatmungsgerät und zwei gewaltigen Sauerstoffflaschen. Auf der anderen Seite des Tisches erkannte Mulder den künstlichen Arm eines Laserskalpells, der aus einem zylindrischen Gehäuse herausragte und dem Gerät ähnelte, das er in der Chirurgie des Jamaica Hospitals im Einsatz erlebt hatte. Neben dem Lasergerät stand ein rollbarer Wagen mit einem Defibrillator und einem Elektrokardiographen. Auf dem Monitor zeigten sich ungleichmäßige hellgrüne Wellenlinien, die dem beängstigenden Rhythmus eines hocherregten Herzschlags folgten. Jedes Mal, wenn ein neuer Höhepunkt am Monitor sichtbar wurde, hallte ein hohes Piepen von den Wänden wider.
    Ein Wellenschliffskalpell in der Rechten stand der blauäugige Mann mit der Chirurgenmaske wie erstarrt neben dem Monitor. Drei verschiedene Videokameras waren über seine Schultern hinweg auf den Operationstisch gerichtet, und Mulder sah ein wirres Durcheinander von Kabeln, die von den Kameras zu einem Sendegerät führten, das über einem Generator an der Wand angeschlossen war. Die Kameras surrten die leise Sinfonie unsichtbarer Motoren.
    »Tut mir leid, wenn ich Ihre Vorführung unterbreche!« Schweratmend kam Mulder zum Stehen. Doch der blauäugige Mann rührte sich nicht, und in seine Augen trat der Ausdruck einer gefährlichen Ruhe. Langsam ließ er das Skalpell sinken. Mulder folgte seinem Blick, als er sich ungerührt dem Patienten zuwandte, der vor ihm auf dem Tisch lag.
    Die Operation war in vollem Gang. Der nackte Torso des Patienten war in zwei vollkommen unterschiedliche Sektionen unterteilt. Die Bauchgegend war noch immer von schrecklichen Verbrennungen gezeichnet, eine schaurige Mischung aus Weiß, Schwarz und Rubinrot. Der obere Brustbereich hingegen, Schultern, Hals und Gesicht war sorgfältig rekonstruiert worden, und die gelblich schimmernde Haut spannte sich fest über Knochen und Muskelgewebe. An den Rändern der transplantierten Bereiche erkannte Mulder die bekannten Klammern - und um diese Klammern herum zierte ein rotes Pulver die neue Haut. Es war >Staub<, jene antibakterielle Substanz, der sie ihre erste Spur zu Fibrol und zu Emile Paladin verdankten.
    Das Gesicht des Patienten unter der neuen Haut war unnatürlich ebenmäßig. Vollkommen unbewegt lagen die Züge unter der Atemmaske. Die Augen waren weit geöffnet und strahlten in dem gleichen intensiven Blau wie die des Chirurgen neben dem Operationstisch.
    Mit Schrecken erkannte Mulder das Gesicht des Patienten. Andrew Paladin. Als der Arzt sich bewegte, glitt Mulders Blick sofort zu ihm zurück. Der blauäugige Mann ging langsam zu einer der Kameras, legte einen Schalter um, und das Surren verstummte. »Sie haben eine äußerst komplizierte Prozedur gestört. Dieser Mann könnte ihretwegen sterben.«
    »Dieser Mann hätte schon vor langer Zeit sterben müssen«, konterte Mulder, während er vorsichtig den Tisch umrundete, ohne das glänzende Skalpell auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Noch immer fühlte er, wie das Blut warm über sein Kinn und seine Kehle rann und die Vorderseite seiner Tarnkleidung rot färbte. Nutzlos hing der verwundete Arm an seiner linken Seite herab. »Sie halten nebenan noch fünfundzwanzig Menschen wie ihn gefangen. Außerdem sind irgendwo beinahe zweitausend Männer versteckt. Gemarterte Seelen, die ihren Familien vor über zwanzig Jahren entrissen wurden.«
    Während seine Hand das Skalpell mit geübtem Griff umfaßte, trat der blauäugige Mann einen Schritt von dem Operationstisch zurück. »Dass diese Männer noch am Leben sind, verdanken sie mir. Meine Haut wird ihnen eine zweite Chance verschaffen und sie von ihren Qualen befreien.«
    »Sie meinen, Sie wollen Drohnen aus ihnen machen?«
     
    Als Mulder das Fußende des Tisches erreichte, wich der Mann ein wenig zurück und stellte sich zwischen die Sauerstoffflaschen.
    »Nein«, fuhr Mulder fort, und die Wut verlieh seiner Stimme einen scharfen
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