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Akte X

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Unsere kleine Stadt
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wütenden alten Mann Beachtung zu schenken.
„Ich habe euch gewarnt!“ schrie er. „Ich sagte, ihr sollt sie nicht anrühren!“ Mit wildem Blick sah er sich um. Nun waren mehr Leute auf ihn aufmerksam geworden und musterten ihn mit starrer Miene. Es schien, als wären sie verärgert, weil er sie bei ihrem kleinen Picknick störte.
„Doris Kearns war eine von uns!“ schleuderte er den plötzlich ernst gewordenen Menschen entgegen. „Wer... wer ist dafür verantwortlich? Ich will es wissen. Sofort!“
Die Menge vor Chaco und Scully teilte sich, und Jess Harold kam auf sie zu. Der Verband an seinem Hals leuchtete in der Dunkelheit. Harold blieb stehen und wischte sich mit einer geradezu widersinnig gezierten Handbewegung die Lippen an einer Papierserviette ab.
„Warum hast du nicht auf mich gehört?“ fragte Chaco vorwurfsvoll. Dann schüttelte er Scully grob durch und fuhr fort: „Es sind die Fremden, um die wir uns kümmern müssen, nicht unsere eigenen Leute!“
Jess Harold nahm die Serviette von den Lippen und lächelte sie mit glasigem Blick an - und Scully wurde augenblicklich klar, dass auch er an Kreutzfeld-Jacob erkrankt war.
„Wir werden uns um alle kümmern“, erwiderte er selbstsicher. Mit vorgehaltener Hand unterdrücke er ein dezentes Rülpsen.
Chaco versetzte Scully einen heftigen Stoß, der sie zu Fall brachte. Sie ging in die Knie.
Scully wusste, wie einfach es wäre, sich der Dunkelheit hinzugeben, die sie zu überwältigen drohte. Ganz gleich, welcher der beiden Männer diesen Machtkampf für sich entscheiden würde, sie würde verlieren.
Doch ihr Überlebenswille sagte ihr, dass sie die Auseinandersetzung zwischen Chaco und Harold im Auge behalten musste. Sie musste auf eine Gelegenheit warten, auf eine Chance, wie klein sie auch sein mochte. Es war ihre einzige Hoffnung, diese Nacht nicht in den Bäuchen der Bürger von Dudley zu beenden.
Chaco beachtete sie nicht. Er wandte sich von Harold ab und den Stadtbewohnern zu, die sich mittlerweile alle versammelt hatten und ihm mit trotzigen Mienen entgegenblickten.
„Seht euch nur an! Seht, was aus euch geworden ist!“ rief er und versuchte, sie mit der Kraft seiner Stimme zu erreichen, versuchte, ihren Gehorsam durch die bloße Macht seines Willens zu erzwingen und die alten Verhältnisse wiederherzustellen. „Ihr handelt nicht mehr um eures Glaubens Willen - ihr tut es nur aus Angst. Ihr habt eine Freveltat aus unserem Ritual gemacht.“
Doch die Menschen rührten sich nicht und blickten ihm weiter unverwandt ins Gesicht. Chaco selbst war es, der ein erschrockenes Keuchen ausstieß, als ihm zum ersten Mal bewusst wurde, dass er seine Macht verloren hatte.
Jess Harold trat einen Schritt auf ihn zu. „Sie waren es doch. Sie haben uns doch das Opfer gebracht, das uns alle krank macht“, zischte er.
Doch Scully konnte sehen, dass Chaco noch nicht aufgeben wollte. Nicht kampflos. Nicht ohne einen weiteren Appell an die Leute um ihn herum. Seine Leute.
„Wenn ihr euch gegen euch selbst wendet, dann ist es vorbei“, beschwor er sie. „Wie lange wird es dann noch dauern, bevor es den nächsten von uns trifft? Den nächsten von euch?“
Langsam gewann er wieder an Einfluss. Die Menschen tauschten misstrauische Blicke aus, ehe sie verschämt zu Boden sahen. Scully konnte erkennen, dass sie ihre Entscheidung bereuten und zum ersten Mal auch an die Konsequenzen dachten. Es war Chaco gelungen, zu ihnen durchzudringen.
Doch nicht zu allen. Jess Harold hatte er nicht erreicht. „Das ist nicht mehr Ihr Problem, alter Mann“, verkündete er mit einem selbstgefälligen Lächeln.
Scully blickte an Harold vorbei und bemerkte voller Entsetzen eine hochgewachsene Gestalt mit einer primitiven Stammesmaske und einer großen scharfen Axt.
Behende trat Harold zur Seite, und die maskierte Gestalt bewegte sich mit steifen Schritten auf sie und Chaco zu.
Der Alte richtete seine Waffe auf den Mann hinter der Maske. „Nein!“ schrie er. Was immer von seiner Kraft geblieben war, von der sklavischen Unterwürfigkeit der Menge auf dem Feld - in diesem Augenblick hatte er es verloren, endgültig verloren. Indem er sich auf die Macht einer Waffe stützte, entglitt ihm der hypnotische Zauber, den seine Stimme auf die Menschen ausgeübt hatte. Als wäre ein Bann von ihnen genommen, erwachten sie aus ihrem Schlummer.
Chaco wich einen Schritt zurück. Zwei Männer packten ihn und rissen die Hand mit der Waffe nach oben, dann trat Harold hinzu und entwand Chaco die
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