Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Unruhe
Vom Netzwerk:
noch immer die altmodischen Goldlettern entziffern: DR. GERALD T. SCHNAUZ, D.D.S.
    Das vierstöckige Gebäude, in dem Schnauz'
    Vater seine Praxis betrieben hatte, war bereits vor drei Jahren als unbewohnbar eingestuft worden, darum war der Strom abgestellt worden, und Mulder und die vier Polizisten hinter ihm waren auf ihre Taschenlampen angewiesen. Mit gezogener Waffe trat Mulder über die Schwelle. Als er erkannte, daß ihnen keine Gefahr drohte, ließ er die Waffe sinken und richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf die verstaubten Überreste des zahnärztlichen Wartezimmers, während die anderen hinter ihm die Praxis betraten. Der Lichtkegel wanderte über ein altes Plakat an der Wand mit der Aufschrift:
    „SANFT, SCHMERZLOS, DÄMMERSCHLAF ...
    FRAGEN SIE IHREN ZAHNARZT.“ Mulder bedachte das Plakat mit einem grimmigen Blick, ehe er durch den Vorraum hindurch in das Behandlungszimmer ging.
    Drinnen fand er einen Spucknapf und den Zahn-arzthocker, aber keinen Patientenstuhl und keine Lampe. Hier war die Staubschicht noch dicker als in dem ersten Raum. Mulder richtete die Taschenlampe auf die Mitte des Raumes, wo der Behandlungsstuhl gestanden haben sollte. Dort war der Boden sauber. Den Lichtkegel auf die saubere Stelle am Boden gerichtet, bückte er sich und streckte warnend die Hand aus, damit keiner der anderen Männer weiter in den Raum hineintreten würde. Mulder hatte gehofft, Schnauz und Scully hier zu finden. Und auch wenn diese Hoffnung enttäuscht worden war, so wußte er nun zumindest sicher, daß er die richtige Spur verfolgte. Frische Stiefelspuren waren auf dem staubigen Boden zu erkennen.
    „Er ist hier gewesen.“ Mulder deutete auf einen der Abdrücke.
    Officer Corning, der direkt hinter Mulder stand, richtete seine Taschenlampe ebenfalls auf die Spuren.
    „Aber... warum hat er denn den Stuhl mitgenommen?“ überlegte Corning laut.
    Eine Frage, die auch Mulder beschäftigte.
    Einige Meilen entfernt erwachte Scully langsam und stellte fest, daß ihre Hände mit Klebestreifen an die Lehnen eines antiken Zahnarztstuhls gefesselt waren. Auch ihre Füße waren stramm aneinander gebunden.

    Der Nebel in ihrem Kopf lichtete sich gerade, als über ihr die Behandlungsleuchte eines Zahnarztes aufflammte. Das erste, was sie erkennen konnte, war ein brandneues Leukotom, das auf einem Stahltablett lag und das Licht mit kaltem Glitzern reflektierte. Zwanzig Zentimeter zugespitzter Stahl. Durch ihre Augenhöhle gebohrt, würde es ihren Frontallappen in Brei verwandeln.
    Scully konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als den Rest ihres Lebens nur noch vor sich hin zu vegetieren. Diese Vorstellung war wie ein Guß eiskaltes Wasser für sie und ließ sie für einen Augenblick nach Luft schnappen. Mühsam kämpfte sie ihre Panik nieder. Sie prüfte ihre Fesseln. Wenn sie genug Zeit hätte, könnte es ihr gelingen, das Klebeband weit genug zu dehnen, um sich zu befreien. Doch als sich ihre Augen einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie die Umrisse von Schnauz, der sie beobachtete.
    Scully starrte ihn an. Ihre Miene drückte Wut aus, eine Wut, die sie dazu nutzte, ihre Angst zu verbergen. Obwohl sie einem Schreikrampf nahe war, öffnete sie den Mund und rang sich einen autoritären Tonfall ab.
    „Binden Sie mich los“, forderte sie.
    Statt einer Antwort griff Schnauz hinter sich und trat auf sie zu.
    „Schhh“, machte er. „Es ist alles in Ordnung.“ Scully hörte, wie ein Stück Klebeband abgerissen wurde. Wenn sie ihn jetzt nicht aufhalten konnte, würde sie ihre letzte Waffe - ihre Stimme - verlieren.
    „Es ist vorbei, Gerry“, knurrte sie. „Ich will, daß Sie mich jetzt sofort losbinden!“ Aber Schnauz ging unbeirrt auf sie zu und murmelte leise Worte in deutscher Sprache.
    ,Jch werde dir helfen. Ich werde deine Unruhe heilen „, predigte er.
    Er streckte die Hände aus, um Scullys Mund mit dem Klebstreifen zu verschließen, doch bevor er sie erreicht hatte, brachte sie noch ein Wort hervor, ein einziges Wort - ein deutsches Wort: Aufhören!“
    Dies war eine der Vokabeln, die sie noch aus ihrer Collegezeit in Erinnerung behalten hatte.
    Von dem Kommando überrascht, hielt Schnauz tatsächlich inne. Scully nutzte diese kostbaren Sekunden und dachte angestrengt nach, durchforschte in Gedächtnis nach weiteren Fragmenten aus ihrem Deutschunterricht.
    ,/c/z habe keine Unruhe. Ich habe keine Unruhe.
    Keine Unruhe!“ schrie sie.
    Sie atmete hastig. Beinahe hätte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher