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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
Autoren: Joe R. Lansdale
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Aus dem Körper gerissen und umhergeworfen. Von ihrem Gesicht war gerade mal so viel übrig, um es identifizieren zu können. Die Nasenlöcher waren aufgeschlitzt, die Lippen entfernt, und ein fingerbreiter Schnitt zog sich über die gesamte Länge des Gesichtes, von der Stirn bis zum Kinn. Ihr Kopf war nahezu vom Körper abgetrennt worden. Er hing am Torso, gehalten nur durch ein dickes, blutiges Stück Fleisch und ein weißliches Knochenteil. Ein Auge fehlte. Ihre ursprünglich blaue Bluse war dunkel und feucht und bis unter die Achselhöhlen hochgezogen. Die einst wippenden Brüste waren abgehackt, hatten dunklen Quellen Platz gemacht. Ihr Leib war vom Brustbein bis zum Schritt aufgeschlitzt. Die Hose, die sie getragen hatte (war sie nicht grün gewesen und hatte geglitzert? - Smokey versuchte, sich zu erinnern), war nirgends zu sehen. Etwas Weißes, vollgesogen mit Blut, steckte in ihrem Mund.
    Das Klügste wäre, dachte Smokey - später sollte ihm dieser Gedanke mit Sicherheit kommen -, aus der Gasse zu verschwinden und wie der Teufel wegzurennen. Soll der Fifth Ward seine Sachen gefälligst selbst regeln. So war es immer gewesen, so sollte es auch immer sein. Aber er konnte nicht. Bella hatte ihm kaum mehr bedeutet als zwei Minuten in der Dunkelheit, doch irgendein sechster Sinn schien ihm zu sagen, dass das hier keine typische
Ward-Geschichte war. Nein. Dies war etwas völlig anderes, und so sehr er die nervigen Bullen auch hasste, er würde die Straße runter zum Weinladen traben, den er von Zeit zu Zeit überfiel, ein Telefon finden und die Cops rufen.

MONTAG · 2.38 Uhr
    Heimat: ein ranziger Stadtteil, vollgestopft mit Gestank und Tod. Er konnte sich etwas Besseres leisten. Viel Besseres. Er hatte das Geld, aber diese Wohnung reichte völlig aus. Sie war sogar perfekt. Der Geruch der Straße vermischte sich mit übelriechenden Müllschwaden und dem Gestank der Alten, Kranken und Sterbenden. Wegen der billigen Miete war das Haus de facto ein Altersheim, zumeist bevölkert von alten, runzligen Frauen. Sie trugen Flanellnachthemden und flauschige Pantoffeln, die an geschlachtete Kaninchen erinnerten.
    Manchmal verspürte er den Drang, diese alten Frauen aufzuschlitzen.
    Hatte das alte Blut die gleiche Wirkung wie das junge? Er war neugierig.
    Manchmal konnte er vor Neugier kaum einschlafen. Manchmal wollte er nach seinem Bajonett greifen, die Treppe hinuntergehen und sich die alte Frau aus dem Erdgeschoss vornehmen, um Dinge mit ihr anzustellen, Dinge, die er mit dem Mädchen in der Gasse angestellt hatte.
    Aber er war zu klug. Er lebte nach dem Motto: »Piss nicht in dein eigenes Waschbecken, scheiß nicht auf deinen eigenen Teppich.« Du machst das Spiel, lässt dir nicht in die Karten gucken. Die Stadt ist voller Früchte, die
nur darauf warten, gepflückt zu werden. Reife und junge Früchte und auch überreife.
    Eines Tages würde es so eine Alte sein. Ganz sicher. Eine wie seine Mutter. Ein sabberndes, ekliges Maul mit Alkoholfahne und dunklem Zahnfleisch, mit verfaulten Zähnen. Augen, in denen die Sünden der Vergangenheit lauern … Yeah, genau wie seine alte Dame.
    Und wenn er sie gefunden hatte … und er würde sie finden … Hack! Hack! Hack!
    Den Regenmantel fest unter den Arm geklemmt, ging er die Treppe hinauf. Er schloss die Wohnung auf und trat in die Dunkelheit. Ohne das Licht anzuschalten, ging er zum Esstisch. Er fand sich auch im Dunkeln in seiner Wohnung zurecht, viel gab es nicht zu beachten. Der Tisch, zwei Stühle, ein Schreibtisch mit einer Schreibmaschine und ein ausklappbares Bett bildeten den größten Teil der Einrichtung. Es gab eine kleine Kochnische und ein enges Badezimmer mit Dusche und Wanne. Vom Fußboden mit seinem alten schmutzig braunen Holz splitterte die Farbe ab. Die Köpfe der Nägel starrten von den Dielen hoch wie winzige, feuersteingraue Augen.
    Er zog seine Handschuhe aus und legte sie auf den Tisch. Darüber faltete er den Regenmantel auseinander und zog das Bajonett aus den Fleischklumpen. Er legte das Bajonett beiseite und nahm die abgehackten Brüste in beide Hände, drückte sie wie Schwämme, fühlte, wie das Blut über seine Finger und in seine Ärmel rann.
    »Was für ein Gefühl!«, sagte er laut.
    Er legte das Fleisch zurück auf den Mantel, ging und schaltete das Licht an. Hände und Lichtschalter waren blutig. Saubermachen würde er später. Er ging zurück zum Tisch. Die Brüste im Mantel fest an sich gedrückt, brachte
er seinen Schatz zum rostigen
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