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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom
Autoren: Rolf D. Sabel
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zu, ich sähe ihn lieber in Legionärsuniform als ...«
    »... als im kargen Gewand des Gottesmannes, nicht wahr?« Schmunzelnd unterbrach Maternus den Präfecten. »Aber die Wege des Herrn sind wunderbar. Und Kinder entwickeln sich nichtimmer so, wie ihre Väter es wünschen, und manchmal ist das auch gut so. Und schließlich gibt es da ja auch noch seine Ziehmutter.«
    Dabei warf er Flavia Spatiatica einen bedeutsamen Blick zu. Valerius war dieser Blick nicht entgangen.
    Acht Wochen waren seit dem Treffen mit Niger vergangen. Niger war wieder abgereist, der alte Statthalter war auf dem Weg nach Rom, und der neue – entgegen der Ankündigung – noch nicht da. Valerius hatte nach langer Überlegung die Beförderung zum Präfecten angenommen. Damit war er zur Zeit der ranghöchste Offizier in Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Wem hätte es genutzt, wenn er die Beförderung ausgeschlagen oder gar den Dienst quittiert hätte, wie ihm sein erster Gedanke eingeflößt hatte? Freilich war ein schaler Geschmack geblieben, aber auch sein Freund Gaius und selbst Maternus hatten ihm dazu geraten. Maternus freilich in der wenig uneigennützigen Hoffnung, Valerius werde ihn und seine kleine Gemeinde in den aufkommenden Stürmen besser schützen können. Denn dass sie beobachtet wurden, dass die Stimmung sich gegen sie kehrte, das hatten die Christiani längst bemerkt, und allen war klar, dass dies schon die ersten Vorboten jenes Unheils sein mochten, vor dem Petrus gewarnt hatte.
    Seit nun mehr als zwei Monaten unterstand Titus der fürsorglichen Liebe der Witwe und war ihr sehr ans Herzen gewachsen. Wer die beiden beobachtete, konnte sehen, dass auch der kleine Titus in ihr längst mehr als eine Betreuerin sah. Flavia nahm eine der köstlichen blauen Trauben, die in einer silbernen Schale auf dem Tisch lagen, und steckte sie mit einer grazilen Bewegung in den Mund. Aber sie schwieg.
    » Cacat «, rief Titus plötzlich.
    Mit einem Lächeln erhob sich Flavia. »Ich komme.«
    Dann verschwanden beide in Richtung der kleinen Latrina, die am Ende des Säulengangs ihren Platz hatte. Maternus nutzte die kurze Gelegenheit, um das Anliegen vorzubringen, das ihm schon lange auf dem Herzen lag.
    »Denkst du nicht daran, Flavia irgendwann einmal zu ... zu deinem Weibe zu machen und Titus eine neue Mutter zu geben? Ichmeine, ich will mich keineswegs in deine höchstpersönlichen Belange einmischen, aber ...«
    »Schon gut, Maternus, ich verstehe dich. Glaubst du, mir sei nicht auch schon dieser Gedanke gekommen? Auch glaube ich, dass eine zarte Flamme der Liebe in Flavias Herzen für mich brennt.«
    »Das hast du wirklich wie ein Dichter gesagt«, meinte Maternus bewundernd.
    »Um ehrlich zu sein, es ist eine Formulierung des großen Ovid. Aber sie gefällt mir so gut, dass ich sie gerne bei passender Gelegenheit zitiere. Aber ... aber ich brauche noch etwas Zeit. Noch steht Diranas Bild in meinem Herzen, und es will nicht weichen.«
    »Das ist gut so, mein lieber Freund. Auch tut Eile nicht Not. Lass dir Zeit, du wirst schon zum richtigen Entschluss kommen.«
    »Außerdem«, Valerius nestelte an der Tasche seines Gewandes und brachte eine kleine Schriftrolle zum Vorschein, »außerdem dürfte dies einer baldigen Entscheidung im Wege stehen. Das Schwert steht dem Herz im Wege.«
    »Wie meinst du das? Was ist das?«
    Valerius reichte die Rolle Maternus.
    »Mein Marschbefehl! Ich werde schon morgen aufbrechen!«

    Der Legat Lucius Cornelius Piso
    sendet dem Präfecten Marcus Valerius Aviola einen Gruß

    Hiermit wirst du aufgefordert, dich binnen vier Tagen in der
    Garnison zu Novaesium einzufinden. Ausrüstung und Bewaffnung
    für einen längeren Zeitraum sind mitzubringen. Alles Weitere
    wird vor Ort mitgeteilt. Der Befehl ist diskret zu behandeln.
    Septimius Varonus Severus, Legatus
Stabsbüro Le. XVI.Gallica
Serodix, 1. Legatsschreiber

    » Ich weiß noch nichts Näheres, aber Gaius Tullius hat durchblicken lassen, dass es wieder einmal gegen aufsässige Germanen geht. Wahrscheinlich auf die andere Rheinseite.«
    Flavia war still hinzugetreten und machte ein äußerst bekümmertes Gesicht.
    »Das ist sicher gefährlich, nicht wahr?«
    »Kaum gefährlicher, als es in letzter Zeit hier war«, entgegnete Valerius leichthin.
    »Und wie lange wirst du wegbleiben?«, fragte Maternus.
    »Das wissen die Götter!«
    Diese Antwort trug ihm ein Stirnrunzeln des Bischofs ein, der, wie um seinen Protest auszudrücken, unmittelbar danach ebenfalls
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