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After Moonrise (German Edition)

After Moonrise (German Edition)

Titel: After Moonrise (German Edition)
Autoren: P.c. Cast
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Filetsteak mit Kartoffeln, Sauce béarnaise und dazu einen teuren Rotwein gönnte.
    Sein Blick wanderte von ihren Kurven zu ihren graublauen Augen, und unwillkürlich presste er die Lippen zusammen bei dem, was er darin erkannte – Leere. Ihr Blick war ebenso ausdruckslos wie ihr Gesicht.
    Vor seinem Schreibtisch blieb sie stehen und starrte über seine Schulter ins Nichts. Dann fing die Luft um sie herum an zu schimmern, und ein transparentes Duplikat von ihr erschien.
    Erst als Raef aufstand, um sich die Erscheinung anzusehen, traf es ihn wie ein Schlag in den Magen. Der Geist strahlte Wellen von Emotionen aus  – Sehnsucht, Verlangen, Einsamkeit, Begehren –, Gefühle, die Raef noch nie bei einem anderen Menschen wahrgenommen hatte, ob tot oder lebendig, seit seine Gabe sich an jenem längst vergangenen Tag bemerkbar gemacht hatte.
    Er versuchte seine mentalen Mauern zu errichten. Die gleichen Mauern nutzte er an Mordschauplätzen, um die verbliebenen Geister abzuwehren – ihre Angst, ihren Schmerz, ihre Wut –, die einzigen Emotionen, die er bisher hatte lesen können. Aber heute funktionierte diese Mauer nicht. Er konnte nur dastehen und all das Verlangen und die Sehnsucht, die der Geist ausstrahlte, auf sich einprasseln lassen.
    „Kent Raef?“ Die Stimme des Geistes rauschte durch seine Gedanken.
    Er räusperte sich, ehe er antwortete, aber seine Stimme klang dennoch kratzig. „Ja. Ich bin Kent Raef.“
    Der Geist der Frau seufzte erleichtert. „Na endlich! “ Sie sah zu ihrer Zwillingsschwester. Lauren blinzelte, als würde sie aus einem langen Schlaf aufwachen, und sie und der Geist lächelten sich an. „Gut gemacht, Schwesterchen. “
    „Du wusstest, irgendwann finde ich es heraus“, sagte Lauren.
    „Und du weißt, dass es mich wahnsinnig macht, wenn du dich mit der leeren Luft unterhältst“, sagte Mrs Wilcox.
    „Man merkt, dass dir immer noch ein Stock im Hintern steckt, Mutter“ , sagte der Geist.
    Lauren hustete, um ein Kichern zu verbergen, während der Geist ihrer Schwester laut herauslachte.
    Raef spürte, wie das Gelächter im Raum ihm über die Haut fuhr, wie statische Elektrizität kribbelte, all seine Nervenenden aufweckte und ihn völlig aus dem Konzept brachte.
    Mühsam nahm er seine Gedanken zusammen. Ignorier die Gefühle. Du kannst dir später noch überlegen, was zum Teufel es damit auf sich hat. Im Augenblick musste er seinen Job machen – den Mord aufklären, dem Geist Frieden bringen, den Fall abschließen.
    „Aubrey, warum erzählen Sie mir nicht von Ihrem Tod, dann kann ich …“
    Ein Kreischen unterbrach ihn, das wie ein Schlag über seine Haut streifte. Aubrey hatte den Mund weit aufgerissen und schrie vor Qualen, ein Geräusch, das auf unheimliche Weise in ihrer lebendigen Schwester widerhallte. Dann flimmerte ihr Geist wie die Luft über heißem Asphalt, und sie verschwand.

2. KAPITEL
    D annhaben Sie wirklich etwas gesehen oder zumindest gehört?“ Mrs Wilcox sprach abgehackt, und in der Stille, die nach Aubreys Verschwinden herrschte, klang ihre Stimme unnatürlich laut.
    „Aubrey hat sich manifestiert und zu mir gesprochen. Für einen Moment“, antwortete Raef, ohne die ältere Frau dabei anzusehen. Stattdessen betrachtete er Lauren und bemerkte, dass ihr leerer Gesichtsausdruck nicht zurückgekehrt war. Auch wenn man ihr Gesicht immer noch nicht lebhaft nennen konnte, sah sie wenigstens nicht mehr wie ein Zombie aus. Und er bemerkte ebenfalls, dass der Sturm der Gefühle, der von Aubrey ausgegangen war, mit einem Schlag aufgehört hatte. Er räusperte sich und wünschte sich mehr als alles andere einen Schuss Whisky in seinem Kaffee. „Bitte setzen Sie sich, Mrs Wilcox. Es gibt einige Dinge, die ich mit Ihnen und Ihrer …“
    „Warum gehst du nicht nach Hause, Mutter?“ Überrascht sah er auf, als Lauren ihn mit forscher Stimme unterbrach und sich auf den Stuhl neben ihrer Mutter setzte. „Es wäre wahrscheinlich besser, wenn ich seine Fragen allein beantworte.“
    „Was, wenn es wiederkommt, Lauren?“
    „Mutter, ich habe dir schon gesagt, dass ich Aubrey oft sehe. Sie ist tot. Das macht sie nicht zu einem Es. Sie ist immer noch Aubrey.“
    „Ich habe nicht vom Geist deiner Schwester gesprochen“, sagte Mrs Wilcox kühl. „Ich meinte diese schreckliche Leere, die manchmal über dich kommt.“
    „Mutter, auch das habe ich dir schon erklärt. Sie ‚überkommt‘ mich nicht einfach. Es gibt einen Grund dafür. “ Mrs Wilcox sah
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