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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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an meiner Seite war meine große Liebe, wir waren schon seit vielen Jahren ein Paar und seit Kurzem verheiratet. Wie hätte ich ahnen können, dass ausgerechnet er meine Hoffnungen und Träume in nur wenigen Wochen in einen Scherbenhaufen verwandeln würde?
    Voller Zuversicht trat ich hinaus in den Düsseldorfer Winter. Ich fror in meinem leichten Kleid, einen Mantel hatte ich nicht, so etwas braucht man in Accra das ganze Jahr über nicht. Die Straßen waren voller Schneematsch, auf dem ich ausrutschte. Ich lachte und suchte am Arm meines Mannes Halt, bis wir das »Hotel Manhattan« erreichten. Noch hielt ich alles für einen großen Spaß. Es sollte nicht lange dauern, bis ich eines Besseren belehrt wurde.
      

EIN KONFLIKTREICHES ERBE
    Es scheint mein Schicksal, immer wie auf Messers Schneide zu leben. Grenzgängerin zu sein zwischen der einen und der anderen Welt. Inzwischen lebe ich seit fast 20 Jahren in Deutschland, und doch bleibe ich in den Augen der Deutschen immer eine Afrikanerin. In Ghana wiederum erkennt man in mir auf den ersten Blick die Europäerin. Ich habe einen deutschen Pass und darin ein Dauervisum für Ghana. Meine ghanaischen Bauarbeiter stöhnen über die deutsche Qualitätsarbeit, die ich ihnen abverlange. Bin ich in Ghana, sehne ich mich nach Deutschland, bin ich in Deutschland, ist mein Herz bei »meinen« Kindern in Accra. Ich liebe Rotkraut mit Knödel und das deutsche Bier und vermisse doch Fufu mit Suppe aus Palmnüssen, gegrillten Tilapia mit Banku . So lebe ich, ein Bein in Europa und das zweite in Afrika, in einem Spagat, den ich liebe und der mir mitunter auch die Kraft raubt. Und dennoch: Es ist mein Schicksal, ich will es anders nicht haben und danke Gott jeden Tag aufs Neue dafür, dass ich in beiden Welten leben und wirken darf.
    Ghana ist ein Land, in dem die verschiedenen ethnischen Gruppen seit vielen Jahrzehnten in Frieden miteinander leben. Dennoch liegen die kulturellen Unterschiede zwischen den einzelnen Stämmen klar auf der Hand. In meinem Heimatland gibt es mehr als 46 Sprachen, und damit meine ich nicht Dialekte, sondern wirklich eigenständige Sprachen mit eigener Grammatikund eigenem Vokabular – Sprachen, die man lernen muss, will man einander verstehen.
    Meine Mutter ist eine Ga und mein Vater ein Ashanti . Das bedeutet, dass ich mit zwei verschiedenen Sprachen aufgewachsen bin; mit der Muttersprache Ga und der Vatersprache Twi . Eine Ehe zwischen diesen beiden Volksstämmen ist keine Ausnahme, doch muss man mit entscheidenden traditionellen Unterschieden leben. So verläuft etwa im Gegensatz zu den Ga die Vererbung bei den Ashanti über die Mutterlinie. In der Familie meines Vaters war daher meine Tante Oforiwaa die wichtigste Person. Ihre Kinder standen meinem Vater näher und hatten mehr Rechte über ihn, als meine Schwestern und ich, seine leiblichen Töchter. Das war von Anfang an ein großer Schmerz für mich. Schließlich hatten meine Tante und deren Familie nicht nur legitimen Zugriff auf das Vermögen meines Vaters, sondern standen auch seinem Herzen am nächsten.
    Diese Zustände erbitterten meine Mutter, eine tüchtige und selbstbewusste Frau, die ihr eigenes Geld verdiente und sich von der mächtigen Ashanti-Schwägerin nicht so ohne Weiteres unterbuttern ließ. So hat es immer schon eine feine Trennungslinie gegeben, die mitten durch unsere ansonsten glückliche Familie lief. Brachte uns Tante Oforiwaa, die etwas außerhalb Accras auf dem Land lebte, Mangos aus ihrem Garten mit, dann durften wir die nicht essen. Meine Mutter verschenkte sie lieber, als dass sie uns Früchte aus der Hand dieser Rivalin essen ließ. Von klein auf hat sie uns gegen die Familie unseres Vaters eingenommen und erst vor ein paar Jahren, während eines Besuchs mit einem deutschen Freund in der Heimat meines Vaters, wurde mir bewusst, wie sie mich ein Leben lang in meiner Meinung beeinflusst hatte.
    Mein Vater kam aus einer Gegend nordwestlich von Kumasi, die voller Reichtümer und für die Goldschätze der Ashanti bekannt ist; auch seine Familie besitzt dort Goldminen. Agogo-Hwidiem, das Dorf meiner Vorfahren, ist wunderschön gelegen, ein malerischer Wasserfall fließt dort mitten durch die Gemeinde. Die Menschen leben in gediegenem Wohlstand, es gibt keine Straßenkinder, alle gehen zur Schule. Die Ashanti gelten als gläubig, ehrgeizig und fleißig, weshalb sie im Leben meist erfolgreich sind. Auch mein Vater besaß diese Eigenschaften und hat sie an mich
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