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AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
Autoren: Gerhard Jelinek
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Kupplerin. Sie stellt Lewinskys Telefonate direkt zum Präsidenten durch, sie übergibt Geschenke Monicas an Bill, ohne sie zu öffnen. Vor dem 11. September 2001 sind die Sicherheitsvorkehrungen eher lax. Frau Lewinsky träumt von mehr, sie träumt von Liebe, fühlt sich geschmeichelt, will immer zur Verfügung stehen, wartet auf Gelegenheiten, telefoniert mit dem Präsidenten und erregt ihn mit fantasievollen Schilderungen: Telefon-Sex. Monica Lewinsky ist aktive Verführerin, Bill Clinton höchst routinierter Verführer, sexuelle Gelüste schalten sein Hirn aus. Die Mitarbeiter des Präsidenten kennen ihren Chef, der freundschaftliche Umgang mit einer Praktikantin erregt Aufsehen, es besteht Handlungsbedarf. Monica Lewinsky wird vom persönlichen Assistenten Clintons, Tim Keating, ins Verteidigungsministerium versetzt – viele Meilen vom Weißen Haus entfernt. Die Umgebung des „Commanders in Chief“ will die Wiederwahl des populären Präsidenten nicht durch weitere „Weiberg’schichten“ gefährden. Diesbezüglich hat Clinton ohnehin schon einen denkbar schlechten Ruf, der allerdings seine Popularität im angeblich prüden Amerika nicht schmälert. Bill besitzt Charme, seine – allzu männlichen – Schwächen werden ihm von einer großen Mehrheit nachgesehen. Wahrscheinlich wären viele Männer gern sexuell so erfolgreich wie der Chef im „Oral Office“ und viele Wählerinnen finden den Präsidenten durchaus attraktiv.
    Die erzwungene Trennung bewirkt immerhin, dass die Affäre mit Frau Lewinsky mehrere Monate „auf Eis“ gelegt wird. Doch zunächst muss sich der Präsident um die aus seiner Nähe entfernte Praktikantin kümmern. Persönlich ruft er Monica im Appartement ihrer Mutter an. Sie weint am Telefon, protestiert gegen ihre Versetzung, die ihr aber immerhin einen bezahlten Job eingebracht hat, ihr Flehen erwärmt das Herz des Präsidenten. Er lädt sie ins Oval Office ein. Dort verspricht er seiner Gespielin, er werde sie nach der Wahl wieder ins Weiße Haus holen. Und weil sie schon mal da ist, öffnet er seinen Hosenschlitz und lässt sich seinen Penis massieren, während er telefoniert. Die kleine Lustbarkeit wird freilich von einem unsensiblen Mitarbeiter gestört. Monica Lewinsky muss aus dem Präsidentenbüro flüchten – höchst unbefriedigend für beide. Die folgenden Monate kann sich der Präsident auf seine Wiederwahl im Herbst 1996 konzentrieren. Die neue Mitarbeiterin im Pentagon überbrückt die Zeit fern von ihrem Präsidenten mit einer kleinen Liaison. Sie wird die Geliebte eines stellvertretenden Staatssekretärs, telefoniert aber weiter regelmäßig mit dem Wahlkämpfer aus dem „Weißen Haus“. Eine Schwangerschaft beendet Lewinsky durch Abtreibung, ihr neuer Liebhaber ist ebenfalls Familienvater.
    Clinton wird ein zweites Mal zum amerikanischen Präsidenten gewählt und im Januar 1997 vereidigt. Monica hofft auf ein Ende der Quarantäne. Und tatsächlich erhält sie von Betty Currie persönlich eine Einladung zur Radioansprache des Präsidenten. Für diesen Anlass macht sich Fräulein Lewinsky fein. Das marineblaue Cocktail-Kleid soll Eindruck machen. Es wirkt. Nach der Radioübertragung ist der Präsident das erste Mal seit elf Monaten wieder allein mit der ehemaligen Praktikantin. Die beiden ziehen sich ins Badezimmer zurück. Beim ersten Zusammensein nach monatelanger Pause kann der Präsident nicht mehr an sich halten: Orgasmus beim Oralsex, der Spuren hinterlässt. Die Sperma-Tropfen auf dem Kleid im Bereich des Busens und an der Hüfte übersehen beide. Monica Lewinsky wird später auf Anraten ihrer Freundin und Zimmerkollegin Linda Tripp das blaue Kleid nicht in die Reinigung tragen. Zwei Flecken als Trophäe. Zwei Spuren, die einen unwiderlegbaren DNA-Beweis liefern werden.
    Dem jungen Juristen Bob Bittman fiel Monate später im Rahmen der Untersuchungen die Aufgabe zu, den Präsidenten über die Details seiner Affäre mit Lewinsky zu befragen. Der Stellvertreter von Kenneth Starr verhörte Bill Clinton und ging ins Detail: „Herr Präsident, wie erklären Sie, dass sich Spuren Ihres Samens auf dem Kleid von Frau Lewinsky fanden?“ Der Präsident quietscht aus: „Sie kennen die Antwort ohnehin schon.“ Der Untersuchungsbeamte ist peinlich berührt und nervös. Wann wurden einem amtierenden amerikanischen Präsidenten im Auftrag der Volksvertretung je solche Fragen gestellt? Der Jurist muss den scheinbar belanglosen, jedenfalls aber höchst intimen Details
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