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Affaere in Washington

Affaere in Washington

Titel: Affaere in Washington
Autoren: Nora Roberts
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»Es kommt darauf an«, erwiderte sie schließlich.
    Alan trug Jeans und Polohemd. Ein neuer, ungewohnter Anblick. Der elegante Herr von gestern hatte sich erstaunlich verändert. Seine Kleidung war gepflegt, aber nicht neu. Das galt auch für die Sportschuhe, die allerdings recht teuer gewesen sein mussten, und für die dünne goldene Uhr an seinem Handgelenk. Er machte den Eindruck eines Mannes, der über genügend finanzielle Mittel verfügte, doch auch gut mit seinem Geld umzugehen verstand. Sicherlich war er über seinen Kontostand genau im Bilde, was Shelby von sich nicht behaupten konnte. Und welche Wertpapiere er besaß und welchen Kurs diese augenblicklich hatten, das wusste er bestimmt ebenfalls.
    Alan ließ Shelbys musternden Blick über sich ergehen, ohne mit der Wimper zu zucken. Er war daran gewöhnt, in der Öffentlichkeit zu erscheinen und eingehend betrachtet zu werden. Außerdem hielt er das nur für recht und billig, denn schließlich hatte er während der vergangenen Stunde seinerseits still an der Tür gestanden und Shelby beobachtet.
    Ein amüsiertes Lächeln huschte über Shelbys Gesicht. »Jetzt müsste ich wohl gestehen, dass ich überrascht bin, Sie hier zu sehen, Senator«, sagte sie. »Vermutlich war es doch Ihre Absicht, mich bei der Arbeit zu überraschen, oder?«
    Alan nickte zustimmend. »Sie arbeiten hart«, stellte er fest und schaute beziehungsvoll auf Shelbys tonverschmierte Hände. »Anscheinend verbrauchen Künstler im gleichen Maße Energie wie Artisten bei einem Auftritt, wenn der Adrenalinspiegel in die Höhe schnellt. Ich muss sagen, Ihr Laden gefällt mir.«
    »Danke.« Das Kompliment hatte ehrlich geklungen, und Shelby zeigte offen ihre Freude darüber. »Sind Sie gekommen, um sich umzusehen?«
    »Gewissermaßen.« Alan widerstand der Versuchung, noch einmal einen Blick auf Shelbys Beine zu werfen, die viel länger und hübscher waren, als er sie sich vorgestellt hatte. »Aber anscheinend habe ich die verkehrte Zeit erwischt. Als ich kam, war Ihr Assistent gerade dabei, die Vordertür abzuschließen. Das soll ich Ihnen übrigens von ihm ausrichten.«
    »Oh!« Shelby warf einen Blick zum Fenster. Es begann tatsächlich schon dunkel zu werden. Wenn sie an der Töpferscheibe arbeitete, trug sie nie eine Uhr. Mit ihrer rechten Schulter rieb sie sich einen lästig juckenden getrockneten Tonspritzer von der Wange. Dabei verschob sich das knappe T-Shirt und betonte ihren festen kleinen Busen.
    »Es ist praktisch, wenn man beim Geschäft wohnt«, meinte sie leichthin. »Man kann öffnen und schließen, wie’s einem passt. Sehen Sie sich ruhig hier um, während ich mich wasche.«
    »An sich hatte ich an etwas anderes gedacht …« Alan griff vorsichtig in Shelbys zusammengebundenes Haar und spürte, wie weich es sich anfühlte. »Wie wäre es, wenn wir zusammen essen gingen? Sie haben doch sicher noch nichts zu sich genommen.«
    »Das stimmt«, gab Shelby zu, »aber trotzdem möchte ich nicht mit Ihnen ausgehen, Senator.« Mit einer großzügigen Handbewegung wies sie auf die Regale. »Interessiert Sie vielleicht eine Vase im orientalischen Stil? Oder ein Aschenbecher?«
    Alan trat einen Schritt näher. Shelbys offensichtliche Ruhe und Beherrschtheit gefiel ihm. Gleichzeitig reizte ihn der Versuch ungemein, beides zu erschüttern. Deshalb bin ich ja gekommen, dachte er und sagte: »Wir könnten etwas besorgen und hier bei Ihnen bleiben, ich bin nicht anspruchsvoll.« Seine Hand glitt spielerisch unter ihr Haar auf den Nacken.
    »Alan!« Shelby seufzte übertrieben und bemühte sich, die wohligen kleinen Schauer, die bei seiner Berührung über ihren Rücken liefen, nicht zu beachten. »Ihr Beruf ist die Politik, davon verstehen Sie etwas. Außenpolitik, Haushaltspolitik oder Verteidigungspolitik. Meine Art von Politik habe ich Ihnen gestern erklärt.«
    »Mmm.« Wie schlank ihr Hals ist, dachte Alan. Wenn sich die Haut hier schon so gut anfühlt, wie zart muss sie erst unter der Schürze und dem T-Shirt sein.
    »Dann gibt’s also kein Problem.« Shelbys Stimme sollte energisch klingen, was jedoch nicht recht gelingen wollte. Sie überlegte, womit sich Alan in seiner Freizeit beschäftigen mochte. Von Schreibtischarbeit konnten seine Hände unmöglich so fest und muskulös geworden sein. Die Schärfe in ihrem Ton musste verbergen, dass Alan auf dem besten Weg war, ihre Verteidigungslinie zu durchbrechen. »Sie sind sicher zu intelligent, als dass man Ihnen etwas zweimal sagen
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