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Aethermagie

Titel: Aethermagie
Autoren: Susanne Gerdom
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guter Zeitpunkt, um sich auszusprechen. Aber ich bin froh, dass du heil und gesund bist, auch wenn ich mir wünschen würde, der Ort, an dem wir uns wiedergesehen hätten, wäre ein anderer.« Ihr herbes, ernstes Gesicht hellte sich zu einem Lächeln auf, aus dem Liebe sprach, Freude, auch große Sorge … und Kato konnte nicht anders, als es zu erwidern. Ihre Mutter. Katalins toter, eisstarrer Leib lag nicht unter Schnee begraben. Sie stand hier vor Kato, atmend, warm und lebendig, und wenn all dies vorüber war, würden sie gemeinsam von hier fortgehen. Ganz gewiss würde Katalin sie nicht ein zweites Mal zurücklassen. Oder?

    Nur noch eine Handvoll Menschen stand in dem Versammlungsraum beieinander, als Kato mit den anderen dort eintraf. Pater Anselm und Pani Kalk beugten sich mit einigen anderen Männern über eine Zeichnung, die wie ein Stadtplan Gänge und unterirdische Straßen, Höhlen und Kammern aufzeigte. Der Oberpani deutete hier und da auf eine Stelle und gab einen kurzen Kommentar dazu ab, Pater Anselm nickte und stellte Fragen, widersprach hier und da einer Aussage, während ein junger Mönch sich Notizen machte.
    Der Rote Milan lief zu seinem Bruder, der auf einem Stuhl lümmelte und seine Fingernägel betrachtete. Die beiden flüsterten miteinander. Kato bemerkte, dass der finstere Blick des Schwarzen sie traf und intensiv musterte. Sie wandte sich ab und sah Belpharion an, der leise mit ihrer Mutter sprach. Katalin hielt ihre Hand schützend mit der anderen umfasst, ihr Gesicht war blass und entschlossen.
    Kato stellte sich an ihre Seite und legte zögernd ihren Arm um Katalins Taille. Ihre Mutter warf ihr einen überraschten Blick zu, dann erhellte ein Lächeln ihre Miene.
    Kato streifte die verwandelte Hand in ihrer Umhüllung mit einem unbehaglichen Blick. Ein Gefühl – oder war es ein Geräusch? – schien von dieser Stelle auszugehen, das ihr unter der Haut kribbelte und in den Zähnen zog. Sie konnte es kaum ertragen. Wie schlimm musste das erst für Katalin sein?
    Unwillkürlich fasste sie nach der verbundenen Hand und berührte sie sacht mit den Fingerspitzen. Sie pochte und pulsierte, schien sich zu bewegen und ihre Finger anzusaugen wie ein Vakuum. Kato ließ los und schüttelte ihre Hand aus.
    Belpharion sah sie fragend an. »Was hast du?«
    »Ich kann es spüren«, erwiderte sie. »Es ist unangenehm.«
    »Das ist die Diskrepanz«, sagte er knapp. Er sah Katalin an. »Du bist keine Sensitive. Fühlst du es auch?«
    Katos Mutter schüttelte den Kopf. »Ich fühle dort gar nichts. Oder … jedenfalls nicht das, was ich fühlen müsste.«
    »Ich würde gerne nachsehen«, murmelte der Leukos. »Aber dies ist kein geeigneter Ort, von hier aus kann ich meine Welt nicht erreichen. Zu viel Fels, zu wenig durchlässig.« Er warf einen Blick zu den Brüdern Milvus hinüber. »Diese Ætherkanone. Sie könnte mir den Durchgang erleichtern.« Er ließ Kato und ihre Mutter stehen und ging zu den Männern am Tisch. Kato sah, dass er den Guardianus ansprach. Anselm hörte ihm mit geneigtem Kopf zu und nickte dann.
    Belpharion kehrte zurück zu ihnen und winkte den Milans. Die Brüder erhoben sich und kamen heran. »Ich habe mit dem Pater Guardianus besprochen, dass ich ein Experiment mit eurer Ætherkanone machen darf«, sagte er. »Gehen wir dort in die Ecke, damit wir die anderen nicht stören.«
    Der Rote Milan reichte ihm die Waffe und verschränkte dann die Arme hinter dem Rücken. Sein Gesichtsausdruck spiegelte höchstes Unbehagen. »Sie müssen vorsichtig damit sein«, sagte er. »Wir haben noch nicht vollkommen verstanden, was genau passiert, wenn …«
    Der Leukos nickte ungeduldig und zielte auf einen großen Lehnstuhl. Er drückte ab. Der Umriss des Stuhls leuchtete grell auf und hinterließ schwarze Nachbilder auf Katos Netzhaut. Sie hörte einen der Milans leise fluchen. »Diese Einstellung haben wir noch nicht probiert«, sagte der andere.
    »Sehr gut«, erwiderte Belpharion. »Ihr hättet auch nicht gewusst, was ihr damit anstellen sollt.«
    Kato blinzelte die Nachbilder weg. Der Lehnstuhl war verschwunden, an seiner Stelle befand sich ein Loch mit brennend schwarzen Rändern, durch das sie ein Stück einer blauvioletten Landschaft sehen konnte. Sie atmete scharf ein. »Diesen Ort kenne ich«, rief sie aus. »Dort sind wir uns begegnet, Belpharion!«
    Der Leukos wandte den Kopf und lächelte. »Willst du deine Gefährten wiedersehen? Dann komm.« Er reichte ihr die Hand.
    Kato
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