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Aerzte zum Verlieben Band 47

Aerzte zum Verlieben Band 47

Titel: Aerzte zum Verlieben Band 47
Autoren: Marion Lennox , Alison Roberts , Fiona Lowe
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schuldig. Er saß da und blickte schweigend in die Dunkelheit.
    Bald verabschiedete sich Rob, und Jake blieb zurück mit einer halb vollen Flasche Bier. Über ihm spannte sich der endlos weite Sternenhimmel, um ihn herum herrschte Stille.
    Plötzlich raschelte es neben ihm. Ein Wallaby beobachtete ihn mit schwarzen Knopfaugen, und sein Pelz schimmerte silbrig im fahlen Mondlicht.
    „Hi“, sagte Jake, aber das Wallaby erschreckte sich und verschwand blitzschnell im dunklen Schatten. Jake war wieder allein.
    Er sollte ins Haus gehen, seine Fachzeitschriften lesen. Doch er rührte sich nicht vom Fleck, tat einfach … nichts.
    Am samtschwarzen Himmel funkelten die Sterne, und irgendwo dort oben in den Hügeln war Tori, ganz allein.
    Eine Frau mit Geheimnissen?
    Nicht deine Sache, ermahnte er sich.
    Warum wurde er dann das unbestimmte Gefühl nicht los, dass sie ihn doch etwas anging?

3. KAPITEL
    Am nächsten Morgen stand Jake um neun Uhr vor der Haustür und klopfte, aber niemand machte auf. Kein Laut drang aus dem Haus. Nachdem er dreimal vergeblich geklopft hatte, drehte er am Knauf. Die Tür war unverschlossen.
    „Tori?“, rief er. „Ich bin es, Jake.“
    Immer noch keine Antwort.
    Sollte er später wiederkommen? Aber vielleicht war sie gerade mitten in einer Behandlung. Er ging hinein. Die Tür zum Behandlungszimmer stand offen, und abrupt blieb er stehen.
    Selbst von hier aus konnte er sehen, dass der Koala tot war. Still lag das Tier da, die Käfigtür stand weit offen.
    Aber wo war Tori?
    Als er sich umsah und aus dem Fenster blickte, entdeckte er sie. Sie stand am Rand der Schneise, die das Feuer geschlagen hatte, und Jake wusste genau, was sie dort tat.
    Hatte sie nicht schon genug geweint?
    Sie empfand nichts für ihre Patienten. Sie durfte es nicht, sonst würde sie verrückt werden.
    Trotzdem strömten ihr die Tränen übers Gesicht, sodass sie kaum den Boden sah, in den sie immer wieder den Spaten stieß. Das Koalaweibchen war das erste Tier, das sie selbst begrub. Sonst hatten ihre Helfer die Tiere weggebracht, für die Tori nichts mehr tun konnte.
    Sie hatte versagt, wieder einmal. Sie hatte die falsche Entscheidung getroffen, und ihretwegen hatte das Tier länger leiden müssen. Ich hätte es vor sechs Monaten einschläfern sollen.
    So viele hatten sterben müssen. Was für eine furchtbare Vergeudung von Leben.
    Dad, Micki, ein winziges Baby, das nie das Licht der Welt erblicken sollte …
    „Ich kann nicht mehr“, flüsterte sie tränenerstickt und stieß den Spaten heftig in die harte Erde. Der Stiel federte zurück. Hatte sie eine Baumwurzel erwischt?
    Sie fluchte unterdrückt und versuchte es nochmals. Rusty, der nur zwei Schritte entfernt lag, fuhr jedes Mal zusammen, wenn er die Erschütterung des Bodens spürte. Es war unsinnig, was sie hier tat, aber sie wollte den kleinen Koala nicht ins Tierkrematorium bringen. Auf keinen Fall!
    Ständig sah sie den Friedhof von Combadeen vor sich. Zwei Grabsteine mit Messingtafeln. Dad. Micki. Mickis Stein mit einer kleinen Plakette, weiße Schrift auf silbernem Grund.
    Erneut versuchte sie, den Spaten in die Erde zu stoßen, vergeblich. Sie schluchzte auf – und plötzlich wurde ihr der Spaten aus der Hand genommen.
    Sie hatte Jake nicht kommen hören und nahm auch nur undeutlich wahr, wie er den Spaten beiseite warf. Aber die starken Arme, die sie umschlossen und festhielten, die spürte sie am ganzen Körper, warm, fest und kraftvoll.
    Tori legte den Kopf an seine breite Brust und weinte hemmungslos.
    Noch nie hatte er eine Frau so gehalten. Die Gefühle, die er dabei empfand, waren neu für ihn.
    Jake war Chefanästhesist eines Lehrkrankenhauses in Manhattan. Mit Patienten musste er selten reden, um die Gespräche und Voruntersuchungen kümmerten sich andere. Angesichts des unfassbaren Kummers, der Tori erschütterte, wurde ihm klar, dass er sich von solchen Emotionen aus gutem Grund fernhielt.
    Seine Mutter hatte ihr und sein Leben buchstäblich in Tränen ertränkt. Er hatte genug von Tränen.
    Und dies war nur ein Koalabär.
    Nur? Noch während er das dachte, sah er den kleinen Tierkörper vor sich, der einen sechs Monate langen Kampf verloren hatte. Jake blickte auf die geschwärzten Baumgerippe, trostlose Überreste eines einst dichten grünen Waldes. Seine Mutter hatte geweint, weil sie dramatische Szenen liebte. Hinter Toris Tränen, das spürte er, steckte ein anderes Drama.
    So viel Tod …
    Tori schniefte noch einmal und löste sich aus
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