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Äon

Äon

Titel: Äon
Autoren: Greg Bear
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Kammer ausgerichtet war und mit Aug und Ohr achtgab.
    »Er ist selbst von naderischer Herkunft, glaube ich«, sagte der leibliche Assistent.
    »Ja«, sagte der Minister nickend. »Aber er dient dem Hexamon, ganz gleich wer an der Macht ist, und ich habe keinen Zweifel, wo seine Loyalität liegt. Ein höchst ungewöhnlicher Mann. Zäh im alten Sinne, ein Mann, der große Veränderungen, viel Leid mitgemacht hat. Ich ließ ihn zurückrufen aus eins Punkt drei x neun. Er überwachte unsere Vorbereitungen für die Jart-Offensive. Aber hier kann er uns noch nützlicher sein. Er ist’s, den wir schicken müssen. Axis Nader kann ihn nicht ablehnen oder uns Vetternwirtschaft vorwerfen; seine Berichte an sie sind stets detailliert und akkurat. Sagen Sie dem Präsidenten, daß wir die Aufgabe übernehmen und Olmy schicken werden.«
    »Ja, Ser Ingle.«
    »Ich glaube, die Geister haben ihre Fragen nun beantwortet?«
    »Wir hören«, sagte der Geist. Der andere regte sich nicht.
    »Schön. Jetzt rede ich mit Ser Olmy.«
    Die Geister verschwanden, und Corprep Franco ging, wobei er seinen Halsring befingerte und einen offiziellen Flaggenschwenk über die linke Schulter piktographierte.
    Der P.M. schaltete das Traktionsfeld ab, und die Kammer füllte sich mit mehr Talsitrauch. Der Geruch war unangenehm, scharf wie alter Wein, als Olmy eintrat.
    Er näherte sich dem Minister leise, um ihn nicht aus seiner Versenkung zu reißen.
    »Vorwärts, Ser Olmy!« sagte der Minister. Er wandte sich um, während Olmy die Stufen zur Aussichtsplattform bestieg. »Sie sehen fit aus heute.«
    »Und Sie erst, Ser.«
    »Mm. Meine Frau hat mir letztes Mal ein wunderbares Vergessen bereitet. Hat mir viel Unangenehmes von meinem zwanzigsten Jahr genommen. Das war kein gutes Jahr, und der Verlust war eine Erleichterung.«
    »Wunderbar, Ser.«
    »Wann heiraten Sie, Olmy?«
    »Sobald ich die Frau finde, die mein einundzwanzigstes Jahr der ersten Inkarnation läutern kann.«
    Der Minister lachte herzlich. »Wie ich höre, pflegen sie eine feine, fürsprechende Gesellschaft in Axis Nader… Wie heißt sie?«
    »Suli Ram Kikura.«
    »Ja, natürlich… Sie hat sich dafür eingesetzt, die Wogen zwischen dem Nexus und den korzenowskischen Hitzköpfen zu glätten, nicht wahr?«
    »Ja. Darüber sprechen wir wenig.«
    Der Minister holte tief Luft, machte ein betroffenes Gesicht und begann, die Treppe hinabzusteigen. »Soso. Tja, nun habe ich eine schwierige Mission für Sie.«
    »Es ist mir eine Freude, dem Hexamon zu dienen.«
    »Nicht dieses Mal vielleicht. Keine bloße Untersuchung illegaler Geschäfte am Tor. Alle paar Jahrzehnte schicken wir jemand zurück zur Thistledown, um die Stabilität zu überprüfen. Aber diesmal haben wir doppelten Grund. Die Thistledown ist wieder besetzt.«
    »Es hat jemand die Verbotenen Territorien überquert?«
    »Nein. Noch rätselhafter. Nichts hat unsre Wächter an der ersten Grenze gestört. Offenbar haben die Besetzer die Thistledown von außen betreten. Noch verblüffender – es sind vielleicht Menschen. Nicht in großer Zahl, aber organisiert. Es hat keinen Sinn, sich zu überlegen, woher sie kommen: die Information ist zu zweideutig. Sie verfügen natürlich über die Vollmacht und die nötigen Transportmittel. Ser Algoli wird Sie über die anderen Erfordernisse in Kenntnis setzen. Verstanden?«
    Olmy nickte. »Ser.«
    »Gut.« Der Minister lehnte sich übers Geländer und blickte auf die Oberfläche zwanzig Kilometer darunter. Ein Mahlstrom von Lichtern wälzte sich über bestimmte Straßen. »Offenbar ist dieses Tor verstopft. Ach, eine sorgenvolle Zeit, der Monat des Gerechten.« Er wandte sich an Olmy. »Viel Glück. Oder, wie die Alten sagen: Stern, Schicksal und Pneuma seien Ihnen hold.«
    »Danke, Ser.«
    Er trat zurück von der Plattform und verließ die Kammer, indem er den Lift durch den langen, schlanken Pylon zur Central City nahm, wo er alles für eine längere Abwesenheit vorbereitete.
    Die Aufgabe war ein Privileg. Rückkehr zur Thistledown war nur dann erlaubt, wenn es unerläßlich war für den Nexus. Olmy war gut vierhundert Jahre nicht mehr dort gewesen.
    Andererseits konnte die Mission natürlich gefährlich werden – besonders angesichts solch zweideutiger Informationen. Er könnte dazu beitragen, den Erfolg der Mission zu gewährleisten, indem er einen Frant mitnähme.
    Falls in der Thistledown Menschen wären – Menschen, keine Abtrünnigen aus der Stadt, was die wahrscheinlichere Erklärung
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