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Aelita

Aelita

Titel: Aelita
Autoren: Alexej Tolstoi
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Augenblick abgespannt, die Stirn war gerunzelt. Es war zu sehen, daß er mit seinem ganzen Wesen ausruhte von der ständigen Willensanstrengung. Kusmin ging fort, um Tabak zu holen. Chochlow räusperte sich und sagte: »Mstislaw Sergejewitsch, fürchten Sie sich denn selber nicht?«
Losj wandte ihm die von der Kohlenglut warm gewordenen Augen zu. »Nein, ich fürchte mich nicht. Ich bin überzeugt, daß es mir gelingt, glücklich zu landen. Und wenn die Landung mißlingt, wird der Tod blitzschnell und schmerzlos sein. Schrecklich ist etwas anderes. Stellen Sie sich vor, daß meine Berechnungen sich als falsch herausstellen, daß ich nicht in den Anziehungsbereich des Mars gerate und vorbei rase. Die Vorräte an Treibstoff, Sauerstoff und Lebensmitteln reichen für eine lange Zeit. Und dann fliege ich in der Dunkelheit. Vor mir leuchtet ein Stern. In tausend Jahren wird mein erstarrter Leichnam in seine flammenden Ozeane hineinstürzen. Doch diese tausend Jahre und mein in der Dunkelheit fliegender Leichnam! Und die langen Tage, an denen ich noch leben werde – und ich werde lange leben in dieser Schachtel –, es werden lange Tage hoffnungsloser Verzweiflung sein: allein im ganzen Weltall! Schrecklich ist nicht der Tod, aber die Einsamkeit, hoffnungslose Einsamkeit im ewigen Dunkel. Das ist wirklich schrecklich. Ich möchte so ungern allein fliegen.«
Losj kniff vor der Glut die Augen zusammen. Seine Lippen preßten sich eigensinnig aufeinander. Im Tor des Schuppens erschien Kusmin und rief ihn mit halblauter Stimme: »Mstislaw Sergejewitsch, da kommt jemand.«
»Wer?« Losj erhob sich schnell. »Irgendein Rotarmist fragt nach Ihnen.«
Gleich hinter Kusmin betrat der Mann in der Feldbluse ohne Gürtel, der den Anschlag in der Straße des Morgenrots gelesen hatte, den Schuppen. Er nickte Losj kurz zu, schaute sich nach dem Gerüst um und trat an den Tisch.
»Sie brauchen einen Reisegefährten?«
Losj rückte ihm einen Stuhl hin und setzte sich gegenüber.
»Ja, ich suche einen Reisegefährten. Ich will auf den Mars fliegen.«
»Das weiß ich, es steht in der Annonce. Ich habe mir diesen Stern neulich zeigen lassen. Es ist natürlich weit. Ich möchte wissen, wie die Bedingungen sind: Gehalt, Verpflegung?«
»Haben Sie Familie?«
»Ich bin verheiratet, Kinder habe ich nicht.«
Er klopfte sachlich mit den Fingernägeln auf den Tisch und schaute voller Neugierde umher. Losj machte ihn in aller Kürze mit den Bedingungen des Fluges bekannt, auch mit dem möglichen Risiko. Er bot ihm an, seine Frau zu versorgen und das Gehalt im voraus zu zahlen, in Geld und Lebensmitteln. Der Rotarmist nickte dabei zustimmend, hörte aber nur zerstreut zu.
»Wie ist das?« fragte er, »leben dort Menschen oder Ungeheuer, ist Ihnen das bekannt?«
Losj kratzte sich heftig am Hinterkopf und lachte.
»Nach meiner Meinung müssen dort Menschen sein, in der Art wie wir. Wenn wir hinkommen, werden wir es sehen. Die Sache steht nämlich so: bereits seit mehreren Jahren werden auf den großen Rundfunkstationen in Europa und Amerika unverständliche Signale aufgefangen. Zuerst hat man gedacht, das seien die Auswirkungen von Stürmen in den Magnetfeldern der Erde. Aber die geheimnisvollen Töne haben eine allzu große Ähnlichkeit mit Morsezeichen. Irgend jemand will beharrlich mit uns sprechen. Woher? Auf den Planeten ist einstweilen, außer auf dem Mars, keinerlei Leben festgestellt worden. Die Signale können nur vom Mars kommen. Schauen Sie sich die Karte an: er ist, wie mit einem Netz, von Kanälen überzogen.« (Er zeigte auf die Marskarte, die an der Bretterwand hing.) »Augenscheinlich gibt es dort die Möglichkeit, Rundfunkstationen von ungeheurer Leistungsfähigkeit zu errichten. Der Mars will mit der Erde sprechen. Vorläufig können wir auf diese Signale noch nicht antworten. Aber wir fliegen hin auf diesen Ruf. Es ist schwerlich anzunehmen, daß die Radiosender auf dem Mars von Ungeheuern gebaut sein sollten, von Wesen, die uns nicht ähnlich sind. Mars und Erde sind zwei winzige Kugeln, die sich nebeneinander drehen. Für beide gelten dieselben Gesetze. Durch das Weltall treibt ein lebentragender Staub. Ein und dieselben Sporen lagern sich auf der Erde und auf dem Mars ab, auf den Myriaden sich abkühlen – der Sterne. Überall entsteht Leben, und über das Leben herrschen überall menschenähnliche Wesen: es gibt kein Tier, das vollkommener wäre als der Mensch.«
»Ich reise mit Ihnen«, sagte der Rotarmist entschlossen. »Wann
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