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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect
Autoren: Michael Robotham
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nicht mal sein Lieblingslied oder weißt, welche Filme er mochte und wen er verehrt hat. Was hatte er in der Hosentasche? War er Rechtshänder oder Linkshänder? Zu welcher Seite hat er seinen Scheitel gekämmt?«
    »Ich habe gesagt, Sie sollen DIE KLAPPE HALTEN!«
    Er holt mit dem Brett weit aus und schlägt damit gegen meine Brust. Luft dringt stoßweise aus meiner Lunge, und mein Körper dreht sich und zieht damit den Schal fester um meinen Hals wie einen Druckverband. Ich strampele mit den Beinen, um mich zurückzudrehen. Mein Mund flattert wie die Kiemen eines gestrandeten Fisches.
    Bobby wirft das Brett weg und sieht mich an, als wollte er sagen: »Ich habe Sie gewarnt.«
    Meine Rippen fühlen sich gebrochen an, aber meine Lunge arbeitet wieder. »Nur noch eine Frage, Bobby. Warum bist du so ein Feigling? Ich meine, es ist doch ziemlich offensichtlich, wer all den Hass verdient hat. Schau dir an, was sie getan hat. Sie hat deinen Dad gedemütigt und gequält. Sie hat mit anderen Männern geschlafen und ihn selbst vor seinen Freunden zu einer bemitleidenswerten Figur gemacht. Und dann hat sie ihn auch noch beschuldigt, seinen eigenen Sohn missbraucht zu haben – «
    Bobby hat sich abgewandt, aber selbst die Stille spricht zu ihm.
    »Sie hat die Briefe zerrissen, die er dir geschrieben hat. Ich wette, dass sie sogar die Fotos gefunden und zerstört hat, die du aufbewahrt hattest. Sie hat es gehasst, seinen Namen zu hören – «

    Bobby wird immer kleiner, als würde er innerlich zusammenbrechen. Seine Wut ist in Trauer umgeschlagen.
    »Lass mich raten, was passiert ist. Sie sollte die Erste sein. Du hast sie gesucht und problemlos gefunden. Bridget war nie der schüchterne zurückgezogene Typ. Ihre Stöckelschuhe haben breite Abdrücke hinterlassen.
    Du hast sie beobachtet und gewartet. Du hattest alles geplant… bis ins kleinste Detail. Und jetzt war der Augenblick da. Die Frau, die dein Leben zerstört hatte, stand nur wenige Meter entfernt, nahe genug, als dass du deine Finger um ihren Hals hättest legen können. Sie war direkt vor dir, direkt vor dir, aber du hast gezögert. Du konntest es nicht. Du warst doppelt so groß wie sie. Sie hatte keine Waffe, du hättest sie mit Leichtigkeit vernichten können.«
    Ich mache eine Pause, damit seine Erinnerungen ihre Wirkung tun können. »Nichts ist geschehen. Du konntest es nicht. Und weißt du, warum? Du hattest Angst. Als du sie gesehen hast, bist du wieder der kleine stotternde Junge mit der zitternden Unterlippe geworden. Sie hat dir damals furchtbare Angst gemacht, und das tut sie heute immer noch.«
    Bobbys Gesicht ist verkniffen vor Selbsthass. Gleichzeitig will er mich vom Antlitz der Erde tilgen.
    »Irgendjemand musste bestraft werden. Also hast du in deiner Fürsorgeakte die Liste von Namen gefunden. Und du hast dich darangemacht, alle Verantwortlichen zu bestrafen, indem du ihnen genommen hast, was sie am meisten liebten. Aber die Angst vor deiner Mutter bist du nie losgeworden. Einmal ein Feigling, immer ein Feigling. Was hast du gedacht, als du erfahren hast, dass sie stirbt? Hat der Krebs dir die Arbeit ab- oder weggenommen?«
    »Weggenommen.«
    »Sie stirbt einen grausamen Tod. Ich habe sie gesehen.«
    »Das reicht nicht«, bricht es aus ihm hervor. »Sie ist ein MONSTER!« Er tritt gegen eine Metalltonne, die klappernd
über den Hof rollt. »Sie hat mein Leben zerstört. Sie hat mich zu dem gemacht .«
    Speichel hängt an seinen Lippen. Er sieht mich an und will eine Bestätigung von mir hören. Er will, dass ich sage: »Du armes Schwein. Es ist alles ihre Schuld. Kein Wunder, dass du dich so fühlst.« Aber das kann ich ihm nicht geben. Wenn ich seinen Hass sanktioniere, gibt es keinen Weg mehr zurück.
    »Ich werde dir keine verlogenen Entschuldigungen liefern, Bobby. Dir sind schreckliche Dinge widerfahren. Ich wünschte, das alles hätte anders sein können. Aber sieh dich in der Welt um – in Afrika verhungern Kinder, Flugzeuge werden in Gebäude geflogen, Bomben auf Zivilisten geworfen; Menschen sterben an Krankheit; Gefangene werden gefoltert, Frauen vergewaltigt … Einige dieser Dinge können wir ändern, andere nicht. Manchmal müssen wir das Geschehene einfach akzeptieren und unser Leben weiterleben.«
    Er lacht bitter. »Wie können Sie das sagen?«
    »Weil es wahr ist. Und das weißt du auch.«
    »Ich sage Ihnen, was wahr ist.« Er starrt mich, ohne zu blinzeln, an. Seine Stimme ist ein leises Grollen. »An der Küstenstraße durch
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