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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
Autoren: Greg Iles
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an. Er liebt sie.
    Leider ist er verheiratet. Mit einer wirklich netten Frau. Linda verachtet sich, weil sie den Mann einer Anderen haben will. Aber was soll man tun, wenn man jemanden aufrichtig liebt? Wie kann man ein Gefühl verbannen, das stärker ist als die Dunkelheit, die einen von innen her auffrisst?
    »Du liegst da wie ’ne Matratze«, knurrt der Dämon verächtlich. »Willst du, dass ich ein paar Freunde über dich drübersteigen lasse, wenn ich fertig bin?«
    Linda zuckt vor Furcht zusammen und bewegt die Hüften schneller. Sie schließt die Augen und betet, dass der Dämon, der sich in ihr bewegt, ihren heimlichen Prinzen nicht entdeckt und vor allem nicht dem auf die Schliche kommt, was ihr Prinz in genau diesem Moment tut, um die Welt wieder ins Lot zu bringen. Denn wenn der Dämon oder seine Handlanger das herausfinden, wird Timothy eines grässlichen Todes sterben. Und vorher werden sie ihn zum Reden bringen. Das ist eine ihrer Spezialitäten.

3
    P enn?«, sagt Tim leise und berührt mich am Knie. »Alles klar?«
    Ich bin über drei verschwommene Fotos auf meinem Schoß gebeugt und versuche, nur mit Hilfe der flackernden Flamme eines Feuerzeugs die auf dem billigen Durchschlagpapier gedruckten Einzelheiten zu erkennen. Man braucht eine Weile, um Bilder wie diese wirklich zu sehen. Als stellvertretender Bezirksstaatsanwalt machte ich die Feststellung, dass die Bilder von Mordopfern, egal wie brutal zugerichtet sie waren, mich nicht so sehr erschütterten wie die von Überlebenden. Der Geist distanziert sich automatisch von den Toten – ein Überlebensvorteil unserer Gattung. Aber wir haben keinen wirksamen Filter, um das Leid lebender Menschen auszuschalten, abgesehen davon, dass wir uns physisch oder geistig, durch Leugnung, abwenden können (was unmöglich ist, wenn wir »richtig erzogen« sind, wie Ruby Flowers, eine der Frauen, die mich erzogen hat, es ausgedrückt hätte).
    Das erste Foto zeigt das Gesicht eines Hundes, der aussieht, als wäre er von einem Lastwagen angefahren und hundert Meter über zerbrochenes Glas geschleift worden. Doch trotz der grässlichen Wunden steht das Tier aus eigener Kraft da und blickt mit seinem verbliebenen Auge in die Kamera. Ich zucke vor Abscheu zusammen, schiebe das Foto unter die beiden anderen und sehe ein blondes Mädchen vor mir – keine Frau, sondern ein Mädchen –, das ein Tablett voller Bierkrüge trägt. Es dauert einen Moment, bis ich zur Kenntnis nehme, dass dieses Mädchen, das nicht älter als fünfzehn Jahre sein kann, kein Oberteil anhat. Ein leeres Lächeln spielt um ihre Lippen, doch ihre Augen sind gespenstisch ausdruckslos wie die einer Psychiatriepatientin unter Thorazin-Einwirkung.
    Ich schiebe das Bild zur Seite, und mir verschlägt es den Atem. Wahrscheinlich dasselbe Mädchen (ich bin mir nicht sicher) liegt auf einem Holzfußboden, und ein viel älterer Mann hat mit ihr Geschlechtsverkehr. Am bestürzendsten ist, dass dieses Bild zwischen einer Gruppe von Männern aufgenommen wurde, von hinten, die alles beobachten. Sie sind nur vom Knie bis zur Schulter zu sehen – drei tragen lange Hosen und Polohemden, während ein vierter mit einem Straßenanzug bekleidet ist –, doch alle halten einen Bierkrug in der Hand.
    »Hast du diese Bilder gemacht?«, frage ich und kann meinen Ekel nicht verbergen.
    »Nein … au, verdammt! « Tim reißt die Hand mit dem Feuerzeug zurück, und das flackernde Licht erlischt. »Hast du genug gesehen?«
    »Zu viel. Wer hat das fotografiert?«
    »Jemand, den ich kenne. Das genügt vorläufig.«
    »Weiß er, dass du die Bilder hast?«
    »Nein. Er würde tief in der Scheiße stecken, wenn man wüsste, dass er für diese Schweinereien verantwortlich ist.«
    Ich lege die Fotos neben Tims Bein, schließe die Augen und reibe mir die Schläfen, um aufkommenden Kopfschmerzen entgegenzuwirken. »Wer ist das Mädchen?«
    »Keine Ahnung. Sie holen immer wieder neue Mädchen ran.«
    »Sie sieht aus wie fünfzehn.«
    »Wenn nicht jünger.«
    »Wurden die Fotos hier in der Gegend gemacht?«
    »In einem Jagdlager ein paar Meilen von hier. Sie fahren Besucher mit ihrem VIP -Boot zu den Hundekämpfen. Der Veranstaltungsort ändert sich jedes Mal.«
    Nun, da das Feuerzeug aus ist, kehrt meine Nachtsicht zurück. Tims hageres Gesicht wirkt im Mondschein fahl. Ich atme tief durch. »Meine Güte, ich wollte, ich hätte diese Fotos nicht gesehen.«
    Er antwortet nicht.
    »Und der Hund?«
    »Der Verlierer in einem Kampf. Kurz
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