Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
und Miss Donovan wieder freilassen.«
    Er sah Standish an: »Sie können
Mr. Kane jetzt hinausbegleiten, Peter. Unsere Unterredung ist beendet, und Mr.
Kane hat es zweifellos eilig, sich in sein kleines Abenteuer zu stürzen .«
    »Halt! Vergessen Sie den Adler
nicht«, rief Standish väterlich.
    Ich packte den goldenen Vogel,
und wir gingen zum Haupteingang, dann die Marmorstufen zum Auffahrtsweg
hinunter. Immer noch hüllte dichter Nebel alles ein.
    »Was er sagt, meint er ernst,
wissen Sie«, erklärte mir Standish gemessen. »Das Mädchen wird nicht angefaßt
werden. Mao unterscheidet sich zwar in keiner Weise von anderen Chinesen und
würde Sie bei jedem Geschäft ohne Skrupel übers Ohr hauen, aber wenn er sein
Ehrenwort gegeben hat, dann hält er es .«
    »Ich werde ihn für den
Nobelpreis vorschlagen«, knirschte ich.
    »Kein Grund zur Verbitterung,
alter Junge«, tröstete mich Standish. »Immerhin war es doch ein bißchen
unvorsichtig, überhaupt herzukommen, finden Sie nicht ?«
    »Weshalb hat man Sie geschaßt ?« fragte ich ihn. »Haben
Sie Uniformen an den Feind verkauft ?«
    Standishs Gesicht lief rot an.
»Er hat es Ihnen also erzählt? Manchmal ist er doch ein altes Ekel. Die ganze
Sache war nichts weiter als ein Irrtum .«
    »Aber Sie ließen diesen Irrtum
auf sich beruhen, weil der wirklich Schuldige eine alte, weißhaarige Mutter
hatte, die der Schock getötet hätte? Gleich fange ich an zu weinen«, spottete
ich.
    Er wandte sich zu mir und
blickte mich an. »Wenn Sie es unbedingt wissen müssen«, meinte er leise, »es
handelte sich zufällig um ein Regiment von Eingeborenen. Einer von ihnen
beleidigte mich, und ich ließ ihn dafür auspeitschen. Unglückseligerweise starb
der Dummkopf dabei, und da ich die Strafe selbst ausgeführt hatte...«
    »Normalerweise ist mit mir
leicht auszukommen«, konversierte er weiter. »Aber ich kann es nicht vertragen,
wenn man mich beleidigt. In solchen Fällen, fürchte ich, neige ich dazu, meine
Geduld zu verlieren. Sie dürfen es sich ruhig auch merken, Kane. Stellen Sie
nicht meine Geduld auf die Probe, das könnte nämlich unter den gegebenen
Umständen für Miss Donovan sehr ungesund werden .«
    Der chinesische Wächter war
damit beschäftigt, die Tore aufzusperren, und stand mit dem Rücken zu uns. Ich
packte Standish beim Revers und stieß ihn mit voller Wucht an einen Baumstamm,
dann schlossen sich meine Hände um seinen Hals.
    Seine Augen quollen hervor wie
bei einem Frosch, sein Gesicht nahm eine bläuliche Färbung an, und sein Atem
pfiff und rasselte. Endlich fand seine Rechte mein Gesicht. Ich lockerte meinen
Griff, und als er einen tiefen Atemzug machte, schlug ich ihm in alter
Judomanier mit der Handkante gegen den Adamsapfel. Mit einem dumpfen Glucksen
sackte er zu Boden.
    Ich hörte Fußtritte
näherkommen. Als ich meinen Kopf wandte, sah ich den chinesischen Wächter mit
einem Messer in der Hand anschleichen.
    Ich ließ mich fallen, ergriff
sein rechtes Bein, machte eine Linksdrehung, schnellte hoch und riß den Kerl
über meine Schulter.
    Wie von Geisterhänden getragen,
segelte er durch die Luft. Mit einem Klatschen landete er am Boden. Er rührte
sich nicht, und einen Augenblick lang überlegte ich, ob es der Mühe wert wäre
nachzusehen, ob er noch lebte.
    Doch ein schweres Schnaufen
hinter mir verriet, daß Standish wieder zu sich gekommen war. Er kauerte noch
zusammengesunken am Boden und sah nicht so aus, als könnte er sich in den nächsten
paar Minuten aufrappeln.
    »Hoffentlich war es Ihnen eine
Lehre«, meinte ich. »Wenn Sie Miss Donovan auch nur mit dem kleinen Finger
berühren, nehme ich Sie mit bloßen Händen auseinander .«
    Ohne mich noch einmal
umzudrehen, ging ich durch das Tor und klemmte mich hinter das Steuer meines
Wagens. Ich hörte ein Zischen hinter mir und wandte den Kopf doch noch einmal
zurück. Ungefähr ein Dutzend Chinesenjungen kamen zum Tor gestürzt.
    Hoffentlich tut ihnen die
Bewegung gut, dachte ich und legte den ersten Gang ein.
    Zwanzig Minuten später war ich
zu Hause. Charlie kam mir in der Halle entgegen.
    »Miss Donovan nicht mit Ihnen,
Boss ?«
    »Nein«, antwortete ich. »Sie
wird ein paar Tage fortbleiben .«
    »Ja, Boss. Im Wohnzimmer sitzt
ein Herr, will Sie sprechen .«
    »Kennst du ihn ?«
    Charlie sah betrübt aus.
»Subinspektor Cross. Ich ihm sagen, ich nicht wissen, wann Sie kommen, aber er
trotzdem warten .«
    »Na schön«, seufzte ich. »Ich
möchte, daß du etwas für mich tust,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher