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Ackerbau und Unzucht

Ackerbau und Unzucht

Titel: Ackerbau und Unzucht
Autoren: Carter Brown
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lag da wie ein leerer Sack. Wenn
ich auch nur einen Funken Mitleid aufbringen könnte für Leute von seinem
Schlage, hätte er mir direkt leid getan.
    Clemmie hatte vom Wagenfenster
aus alles mit angesehen und sah mir strahlend entgegen. Ich lächelte ihr
aufmunternd zu und wandte mich an Sylvia, die blaß und wie versteinert auf Pete
hinabsah.
    »Er ist bald wieder in
Ordnung«, beruhigte ich sie. »Ein paar Tage lang wird er ein bißchen Kopfweh
haben, das ist alles.«
    »Es war das Brutalste, das ich
je gesehen habe«, sagte sie angewidert. »Sie sind ein Tier.«
    »Ich werde Clemmie an einen Ort
bringen, wo sie in Sicherheit ist, bis die Erbschaftsgeschichte geregelt wird.
Sagen Sie das dem alten Hazelton. Es hat auch keinen Zweck, sie zu suchen, er
findet sie doch nicht.«
    »Sie kommen nicht weit«,
erwiderte sie eisig. »Ich alarmiere die Polizei.«
    »Das tun Sie nur. Und wenn Sie
schon mit der Polizei sprechen, dann erwähnen Sie doch auch gleich, womit Sie
seit neuestem Sweet William füttern. Das wird die mächtig
interessieren.«
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Sie wollen mir doch nicht
weismachen, daß Sie keine Ahnung haben?« Ich schüttelte den Kopf. »Warum gehen
Sie nicht hinüber und schauen nach?«
    Ich setzte mich neben die
aufgeregt hin und her rutschende Clemmie und fuhr langsam los.
    »Sie waren großartig, Danny«,
strahlte Clemmie. »Haben Sie ihn umgebracht? Ist er richtig tot?«
    »Nur bewußtlos; er kommt wieder
zu sich.« Ich angelte nach einer Zigarette, ich hatte sie nötig.
    »Ich habe mir Sorgen um Sie
gemacht. Pete ist sehr stark und so«, sagte Clemmie atemlos. »Aber als ich sah,
daß Sie einen Revolver haben, wußte ich, daß es gut ausgeht.«
    »Na ja, der Revolver hat uns
wirklich rausgerissen«, antwortete ich und schämte mich ein wenig.
    Wir hatten das Tor erreicht,
und auf der Straße gab ich Gas; mir gefiel es nicht mehr sonderlich auf der
Farm.
    »Hätten Sie ihn erschossen,
wenn es nötig gewesen wäre?«
    »Ich glaube schon«, antwortete
ich abwesend.
    »Ich wußte es«, rief sie
eifrig. »Ich habe die ganze Zeit vor mich hin gesagt: Danny wird schießen!
Danny wird ihn umbringen! Wenn Sie es doch getan hätten!«
    »Was?«
    »Ihn umgelegt, Danny. Ich habe
noch nie zugesehen, wenn jemand ermordet wurde.«
    »Und Sie meinen, jedes
heranwachsende Mädchen sollte das erlebt haben?«
    »Es wäre bestimmt ein
Erlebnis«, sagte sie versonnen. »Wie die Sekunde der Wahrheit bei den
Stierkämpfen, aber noch viel, viel schöner. Begreifen Sie das Danny? Ein Mensch
wäre getötet worden, nicht nur ein Tier.«
    Plötzlich fing sie an zu
weinen. Sie begann mit leisem Wimmern und steigerte sich zu lautem Schluchzen,
ich hatte dergleichen noch nicht gehört. Wütend trommelte ihre kleine Faust
gegen meine Schulter.
    »Sie hätten ihn töten müssen,
Danny«, jammerte sie. »Ich habe mir so sehr gewünscht, daß Sie ihn umbringen!
Warum haben Sie ihn nur nicht erschossen!«
    Dreißig Minuten später machten
wir vor einer Raststätte halt. Seit dem hysterischen Anfall hatte Clemmie still
vor sich hin gebrütet, doch der Gedanke an Essen ließ sie wieder aufleben.
    Ich bestellte Toast mit Steak und
Kaffee. Angestrengt versuchte ich den Duft von gebratenem Speck zu ignorieren,
der aus der Küche kam.
    »Ich finde es enorm aufregend«,
flüsterte Clemmie. »So was habe ich noch nie gemacht.«
    »Unsinn. Die Leute essen doch
ständig in Raststätten.«
    »Ach, ich meine doch, ich bin
noch nie entführt worden.« Ihr Flüstern war durchdringend, sie hätte ebensogut schreien können. Ein Fernlastfahrer am Nebentisch
wandte den Kopf und musterte mich argwöhnisch. Es war ein Riese von Kerl,
dessen zweihundert Pfund aus schieren Muskeln bestanden. Bei einer Panne hätte
er seinen Lastzug seelenruhig mit einer Hand stemmen und nach Hause tragen
können.
    »Sie brauchen nicht zu
flüstern, Clemmie«, sagte ich unbehaglich. »Wir fahren zurück nach New York, in
meine Wohnung.«
    »In Ihre Wohnung, Danny?« rief
sie. »Und dort werden Sie mich einschließen und mir alle Kleider wegnehmen,
damit ich nicht fliehen kann?«
    Dem Fernfahrer traten die Augen
aus den Höhlen. Er lehnte sich zurück, und sein Gesicht erschien dicht vor dem
meinen.
    »Hör mal zu, Junge«, sagte er
ungehalten. »Ich hätte gute Lust...«
    »Nur keine Aufregung«,
antwortete ich hastig. »Sie ist meine Schwester und macht nur Spaß.«
    Er verdaute das Gehörte und
wandte sich dann an Clemmie: »Stimmt das, Miss?«
    »Aber
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