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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY!
Autoren: Michael Mittermeier
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Spielzeugauto. Das ist wichtig! Wir Männer waren so froh, als die Hundertstelsekunde erfunden wurde. Und dann die Tausendstelsekunde erst! Nicht mehr so viele Unentschieden. Die Tausendstelsekunde, eine kleine Einheit für die Zeit, eine große Stunde für die Männlichkeit. Uhren für Mädchen und Uhren für Frauen haben nie eine Stoppuhrfunktion. Ihre Uhren sind nur schön. Und auch immer etwas kleiner als Uhren für Männer. Haben Frauen bessere Augen? Warum stehen Männer auf diese Riesendinger, am besten Fliegeruhren, Taucheruhren oder Astronautenuhren? Erstens, weil sie dann besser Flieger, Taucher und Astronaut spielen können, und zweitens wegen der Stoppuhrfunktion. Frauen brauchen so was nicht. Die verstehen so was auch nicht. Wenn man beispielsweise gerade dabei ist, sich im ehrlichen, jahrhundertealten, heiligen Kampf mit einem anderen Mann zu messen, Fußball oder Tischtennis oder Spielzeugautorennen, und Frauen sehen das, sagen sie meist abfällige Dinge wie: »Pfff, die Jungs sind mal wieder beim Spielen. Sind sie nicht lächerlich?«
    Oder noch schlimmer, man verliert und kriegt dann so tröstende Sätze wie: »Was regst du dich denn so auf, ist doch nur ein blödes Spiel.«
    Danke, die Titanic war auch nur ein blödes Schiff! Erster sein, gewinnen, das ist wichtig. Ein Grundstein unserer Gesellschaft, unserer Lebensweise, unserer Kultur. Ohne Gewinnenwollen gäbe es keine Olympischen Spiele, keine Carrerabahn, keine Bundesliga und keine Kriege. Na ja, keine Bundesliga! Aber was will man erwarten, schließlich glauben Frauen es auch, wenn auf Urkunden steht: »8. Sieger«. Wir Männer wissen, das ist Quatsch. Es kann nur einen geben. Schon der Darwin Karl hat damals gesagt: »Nur die Stärksten überleben.« Der 8. Sieger in der Evolution ist heute Meeresalge.
    Ich hatte mal einen Vergleichswettkampf mit einem anderen Vater. Dieser war ein Business-Typ, und er startete die erste Runde: »Was kann eures schon?«
    »Sie ist ein lustiger kleiner Clown, der uns zum Lachen bringt.«
    »Ich meinte, was kann sie Sinnvolles?«
    Der Komiker in mir war natürlich etwas sauer über die Geringschätzung dieser Fähigkeit, mit der ich meinen Lebensunterhalt bestreite. Der Mann setzte noch mal zur Demütigung an: »Aber eure Tochter muss doch sinnvolle Fähigkeiten haben?«
    »Das ist mir egal. Meine Kleine ist da, das reicht mir als Sinn voll und ganz.«
    »Eja, aber sie muss doch irgendetwas können?«
    Da half nur eines, die Moralkeule. Von Muttern gelernt und zum besten Zeitpunkt ausgepackt, kann die eine tödliche Waffe sein.
    »Sie liebt uns und sie liebt das Leben. Und wir lieben sie.«
    »Umpf.«

[Menü]
    Hugh, ich habe gesprochen!
    Im Alter von fünf Wochen und einem Tag hat Lilly das erste Mal gesprochen. Ich werde mich ein Leben lang an ihr erstes Wort erinnern. Beim Wickeln schaute sie mich plötzlich komisch an, konzentrierte sich und sagte dann: »Nagnanam.«
    »Gudrun, komm her, unser Baby hat gesprochen!!!«
    »Was hat sie denn gesagt?«
    »Nagnanam.«
    »Was soll denn das bedeuten?«
    »Nagnanam, das könnte ein Fluss in Thailand sein. Unser Baby kann Fremdsprachen!«
    »Hat sie sonst noch was gesagt?«
    »Nein, nur nagnanam.«
    »Bitte, Lilly, sag das noch mal für die Mama.«
    »Öööööhl öglögl.«
    »War das auch ein Wort?«
    »Es war nicht so definiert wie nagnanam.«
    »Was meinst du, was nagnanam bedeutet?«
    »Wahrscheinlich ist es irgendeine Babysprache. Aber ich spreche leider kein babyisch. Sie hat gesagt ›nagnanam‹ und hat mich dabei freudig angeguckt, vielleicht heißt ›nagnanam‹ Papa?«
    »Na ja, Michl, da ist schon ein bisschen Wunschdenken dabei.«
    Mein Ehrgeiz war gepackt, und in den nächsten Tagen habe ich alles versucht, Lilly wieder zum Sprechen zu bringen. Tatsächlich fing sie an, Geräusche und Laute von sich zu geben, diezumindest als Brabbelversuche durchgehen konnten. Es ist der Wahnsinn, wenn dein Baby anfängt, Kommunikationslaute zu machen. Es will Verbindung aufnehmen. Ich antwortete: »Nagnanam.«
    »Ögl?«
    »Magnambambam.«
    »Öglök.«
    Mehr wurde es erst mal leider nicht mehr.
    Die erste große Sprachregel besagt, dass Mädchen früher sprechen als Jungen. Das würde zum Männer-Frauen-Klischee passen, aber ist es wirklich so einfach? Man könnte ja auch meinen, wenn Mädchen wirklich früher sprechen als ihre männlichen Babykollegen, wieso dann später die langen Telefonate? Die haben doch schon ein halbes Jahr Überschuss an Brabbelei. Lilly
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