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Ach, Herbert (German Edition)

Ach, Herbert (German Edition)

Titel: Ach, Herbert (German Edition)
Autoren: Lilian Grzesiak
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an. Punktum! Basta. Das macht so schön schlank. Vielleicht sollte ich bis zum Klassentreffen Diät machen. Das mit meinen molligen Hüften hat mich schon sehr getroffen.
     
    Wegen Rolf muss ich Dich enttäuschen. Er hat mir den gleichen Spruch auf die letzte Seite geschrieben. Weißt Du übrigens, dass ich ihn vor ein oder zwei Jahren getroffen habe? Junge, Junge – sein Charme war irgendwie flöten gegangen. Er, der erste Langhaarige in unserer Klasse hatte eine heftige Glatze. Außerdem hat er Rheuma oder Gicht oder so. Und eine schmallippige Frau, die ihn eifersüchtig bewacht hat. Fehlte nur noch die Hundeleine.
    Mir hat Marion übrigens ins Poesiealbum geschrieben:
    „ Wenn Dich die bösen Buben locken, dann ziehe Deine Schuhe aus und geh auf Socken.“
    Daraufhin hat mir meine Mutter verboten, mit Marion zu spielen. Mama fand den Spruch zu anzüglich! Und ihre Genugtuung hatte sie, als Marion dann auch so schnell schwanger war - ohne Mann!
    In meinen Album hatte ich übrigens achtmal den Spruch:
    „ Rosen, Tulpen, Nelken – alle drei verwelken. Stahl und Eisen bricht, nur unsere Freundschaft nicht“.
    Und merkwürdig, gerade diese Acht habe ich völlig aus den Augen verloren.
     
    Ach, nun wird es bald Frühling. Ich merk das schon an meiner Ope rationsnarbe vom Blinddarm. Die juckt! Das ist ein untrügliches Zeichen, dass es Frühling wird.
    Ich will dieses Jahr übrigens wieder Rhabarbermarmelade einko chen. Die ist sooo lecker! Du weißt ja, Rhabarbermarmelade ist meine Spezialität. Kriegst auch wieder ein Glas ab. Noch besser schmeckt mir die Marmelade, wenn man einfach statt Rhabarber Erdbeeren nimmt.
    Herbert benutzt neuerdings meine Nachtcreme! Heimlich. Aber das ist mir zu teuer. Ich hab ohne es ihm zu sagen Nivea reingetan, das langt.
    Ganz liebe Grüße,
    Deine Else
     
    11. März
    Liebe Else,
    nicht das blaue Kleid. Das macht Dich alt! Rhabarbermarmelade will ich gerne haben, auch die mit ohne Rhabarber und mit Erd beeren.
    Und wenn Herbert sich eincremt, ist was im Busch! Er wird doch nicht auf dumme Gedanken kommen? Halt mich bloß auf dem Lau fenden.
    Glaubst Du an die Vorsehung? Ist ja fast unheimlich mit der Poesie.
    Inge hat mir ins Album geschrieben:
    „ Bei Goldhähnchens war ich jüngst zu Gast, sie wohnen im grünen Fichtenpalast in einem Nestchen klein, sehr niedlich und sehr fein.“
    Und jetzt ist sie in zweiter Ehe mit einer Hühnerfarm verheiratet! Ob sie damals schon so eine Ahnung hatte?
    Und Bärbel, hatte sie Vorahnungen? Sie schrieb mir nämlich
    „ Die Rose blüht, der Dorn, der sticht. Lebewohl – vergiss mich nicht.“ Und jetzt soll sie einen Blumenladen in Bayern haben.
    Sag mal, Du bist doch mit Herberts Schwester konfirmiert worden. Hat sie Dir was Poetisches geschrieben?
    Bis bald,
    Deine Anne
     
    24. März
    Meine liebe Anne,
    langsam bringst Du mich zur Verzweiflung. Was soll ich denn nun anziehen? Einen Hosenanzug? Mein Silberhochzeitskleid oder was? Und was ziehst Du eigentlich an? Es sind nur noch knapp 6 Wochen bis zum ersten Mai. Ich verzweifle bald.
    Und dann hat Herbert mich gefragt, ob ich ihn noch sexy finde. So etwas hat er noch nie getan. Ich bin ganz aus dem Wind. Und aus dem Häuschen. Ob er eine andere hat? Anne, liebe Freundin, steh mir bloß bei.
    Herberts Schwester – Du kennst sie ja, die konnte ich noch nie lei den. Und ich weiß auch warum. Sie schrieb mir Folgendes in mein schönes Poesiealbum:
    „ Du bist wie eine Distel, so ruppig und so rau
    und dass Du eine Distel bist, das weißt Du ganz genau.
    Doch brauchst Du nicht zu weinen, weil Du ne Distel bist."
     
    Es kommt schon noch ein Esel, der gerne Disteln frisst.“
    So eine Schwägerin muss man doch nicht mögen, oder?
    Ich muss noch einkaufen.
    Ganz liebe Grüße,
    Deine Else
     
    9. April
    Liebe Else,
    Deine Schwägerin ist eine herbe Enttäuschung. Und was ist bloß mit Herbert los? Ach Du Arme, nichts als Sorgen hast Du. Und Dein Silberhochzeitskleid kannst Du nicht anziehen. Das ist zu feierlich.
    Hast Du Deiner Schwägerin damals eigentlich auch etwas ins Poe siealbum geschrieben?
    Bis bald,
    Deine Anne
     
    14. April
    Meine liebe Anne,
    Dein letzter Brief war ja sehr kurz. Mit dem Silberhochzeitskleid hast Du Recht, es ist wirklich zu feierlich. Und nun?
    Ja, ich weiß sogar noch, was ich meiner Schwägerin ins Album ge schrieben habe, etwas wirklich Passendes – und poetisch ist es auch:
    „ Hab keine Angst, hab keine Not,
    die Dummen schützt der liebe Gott.“
     
    Noch
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