Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ach, Herbert (German Edition)

Ach, Herbert (German Edition)

Titel: Ach, Herbert (German Edition)
Autoren: Lilian Grzesiak
Vom Netzwerk:
einfach so, spontan. Und wann Herbert spontan ist, kann ich zum Glück selber bestimmen.
    Und Essen gehen mit der ganzen Familie? Mit 14 oder 15 Perso nen am Muttertag? In ein Lokal?
    Das schreibe ich in meiner nächsten Mail. Jetzt gehe ich zu C&A und suche ein Geschenk für meine Mutter aus. Das ist ziemlich schwierig für Frauen in ihrem Alter. Etwas von bleibendem Wert kann unter Umständen in ihrem Alter ja auch sehr kurzlebig sein. Und Mutti soll an ihrem Ehrentag ja merken, wie lieb ich sie habe. Vielleicht kaufe ich ihr eine Strickjacke.
    Liebe Grüße,
    Deine Else
     
    4. Mai
    Meine liebe Else,
    im Werbefernsehen und beim Forsthaus Falkenau wird das Familienleben aber ganz anders beschrieben. Seid ihr da eine Ausnahme oder stimmt etwas mit dem Fernsehen nicht?
    Aber den Vatertag, den feiert ihr doch? Mir ist allerdings aufgefallen, dass die meisten Männer, die saufend unterwegs sind und Vatertag feiern, gar keine Väter sind. Ich denke, die feiern, weil sie alle mal einen Vater hatten. Denn ohne den wären diese Knaben ja gar nicht zustande gekommen.
    Was ich am Muttertag mache, weiß ich noch nicht. Meine Mutter lebt ja auch nicht mehr und alle anderen haben Familie. Hoffentlich kommt was im Fernsehen.
    Alles Liebe,
    Deine Anne
     
    5. Mai
    Liebe Anne,
    komm doch einfach mit zu uns. Ich kann auch in diesem Jahr mei ner Familie nicht aus dem Weg gehen. Und ob wir nun mit 15 oder 16 Leuten essen gehen, ist nun auch egal. Also, häng nicht vor dem Fernseher! Feiere mit mir und meiner Familie.
    Ach ja, Vatertag findet bei uns auch nicht statt. Das bleibt Christi Himmelfahrt. Und Herbert kriegt auch immer Kopfweh, wenn er zu viel trinkt. Und dann muss ich ihn pflegen – kommt nicht in Frage!
    Liebe Grüße,
    Deine Else
    PS. Wehe Du bringst mir Merci mit, ich bin nicht Deine Mutter!
     
    6. Mai
    Liebe, liebe Else,
    ich habe vor Rührung geheult. Danke! Ich komme gerne mit. So etwas Schönes habe ich mir schon immer gewünscht. Aber ich mochte Dich nie fragen.
    Wann soll ich da sein oder wo treffen wir uns? Ich bin richtig aufgeregt.
    Alles Liebe,
    Deine Anne
     
    7. Mai
    Liebe Anne,
    sei am besten um 13 Uhr bei unserem Griechen. Woanders kann man mit Kindern ja kaum noch hingehen. Ich habe dort einen Tisch bestellt. Wieso eigentlich einen, bei der Menge brauchen wir drei Ti sche, aber das ist ja nicht mein Problem.
    Also, wir freuen uns auf Dich, Herbert lässt schön grüßen.
    Ich hab es eilig, ich gehe noch zum Friseur, da konnte man in dieser Woche kaum noch einen Termin kriegen. Wir sehen uns ja morgen, am Muttertag!
    Liebe Grüße,
    Deine Else
     
    Noch einmal 7. Mai:
    Meine liebe Else,
    ich freue mich!
    Deine Anne
     
    10. Mai
    2 Tage nach dem Muttertag
    Liebe Anne,
    Du hast Dich nach dem Muttertag ja gar nicht gemeldet. Dabei war es doch so schön. Ich habe es dann ja doch genossen. Meine Mutter, Herbert, die Kinder und Schwiegerkinder, die Enkel, und sogar der Name der Freundin meines Sohnes war der gleiche – ich weiß nur nicht, ob es die gleiche Freundin war.
    Jetzt stehen hier die schönen Blumensträuße mit roten Herzchen von Blume 2000, ich habe nicht nur Merci gekriegt sondern auch Ferrero Küsschen und Mon Cherie.
    Und das Essen gehen war auch toll – oder? Na ja, Spargelsuppe ist nicht typisch griechisch – aber sie haben sich ja Mühe gegeben.
    Also,
    schreib mal, wie es Dir gefallen hat.
    Liebe Grüße,
    Deine Else
     
    14. Mai
    Meine liebe Else,
    entschuldige, dass ich so lange keine Mail geschickt habe. Ich musste nachdenken.
    Deine Feier am Muttertag war wirklich toll. Dass Deine Mutter die ganze Zeit darüber gesprochen hat, dass Du schon mit 12 Monaten allein aufs Töpfchen gehen konntest, macht ja auch nichts. Auch nicht, dass sie laut (Schwerhörige sprechen in der Tat immer sehr laut) er zählt hat, dass Herbert nicht ihr Traumschwiegersohn ist, war nicht so schlimm. Herbert kannte diese Litanei ja schon. Und die Jacke von C&A, die Du ihr gekauft hast, mochte sie, glaube ich nicht. Sie sagte (oder besser rief) dann ja, dass Du einfallslos bist und dies ihre dritte Jacke von Dir ist, die sie nicht leiden mag. Und früher hättest Du immer so schöne Bilder gemalt und Gutscheine geschrieben. Und wann Du diese Gutscheine dann endlich einlöst. Sie wäre ja jetzt schon 93, da würde es Zeit werden.
     
    Dass Herbert auch mir Merci mitbrachte war ja wohl gut gemeint . Dabei dachte ich immer, ich wäre nicht der mütterliche Typ.
    Und nichts gegen Deine Kinder. Nein, wirklich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher