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Ach du lieber Schwesternschreck!

Ach du lieber Schwesternschreck!

Titel: Ach du lieber Schwesternschreck!
Autoren: Elisabeth Zöller
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bloß an.
    »Nein, was ist der Junge doch gewachsen«, sagt die Tusse zu mir und streckt mir ihre rot lackierten Krallen entgegen.
    Sprüche! Hört sich an wie bei einer Familienfeier mit alten Tanten. Ob den Erwachsenen wirklich nichts anderes einfällt?

    »So ein entzückendes Zimmer«, gibt die Lackkralle von sich. Damit sind ihre Spruchweisheiten beendet. Jetzt haben wir absolute Ruhe. Mama und Kralle unten. Baby beim Kindermädchen.
    Flo meint: »Du müsstest eine richtige Erfinderecke haben, noch mehr abgetrennt.« Er schaut sich um.
    Mein Zimmer ist viereckig - wie fast alle Zimmer, hat einen Balkon und natürlich eine Tür, sonst müsste ich ja immer drinbleiben. (Ich würde übrigens lieber eine Höhle haben, aber Papa will mir das nicht erlauben im Garten.)
    Wir stellen den Kleiderschrank in die Mitte, einfach mitten ins Zimmer. Wir schieben. Wir bleiben stecken. Mist! Flo sagt einen Zauberspruch. Wir schaffen es! Jetzt steht zwar mein Schreibtisch im Dunkeln, aber ich werde Mama klar machen, dass man Hausaufgaben viel konzentrierter macht, wenn man im Halbdunkel und abgeschirmt arbeitet.
    Ich hab Mama im vorigen Sommer den Vorschlag gemacht, dass ich das Zimmer er-weiter. Aber, was machte sie? Meckermund. Doppelte Denkfalte wie Papa. Ich hatte obertolle Bretter gefunden, hatte sie schon oben, weil ich an Sperrmülltagen das Haus erst nach kräftigen Sicherheitsvorkehrungen betrete und sehr leise alles raufschleppe. Ich hab einen Balkon vor meinem Zimmer. Den wollte ich mit den Brettern abdichten und eine Bude oder meine Erfinderecke reinmachen.
    Mama schnappte nur noch nach Luft, rief sofort bei Papa an. Der lachte so laut, dass man es aus dem Telefon hörte. Und sprach mit mir.
    Er sagte mir, dass die Baubehörde das gar nicht erlaube. Man dürfe das Haus nicht nach außen hin verändern. Ich möchte gerne mal wissen, was eine Baubehörde mit meinem Zimmer zu tun hat! Und ich würde denen das doch gar nicht sagen.
     
    Ob ich das schon erzählt hab, dass ich eine ältere Schwester hab, Tutti, die im Augenblick in Kanada studiert? In Toronto. Vielleicht soll ich sie mal besuchen. Aber ich glaube, Toronto ist mir zu groß. Fünf Millionen Einwohner!
     
    Tralala, tralala! Torte: der Rest, den die Kralle übrig gelassen hat. Wir schleichen hinunter, nehmen mit den Fingern die Sahnetorte von der Platte. Es gibt nämlich drei Sachen, die Mama hasst:
     
    1. Reste mit den Händen von der Platte nehmen. Alles auf einmal in den Mund schieben
    2. Socken und Unterwäsche hinterm Bett
    3. Unterhosen mit Löchern (»Was sollen die andern denken!« Beim Sport und so. Als ob wir in Unterhosen turnen!)
     
    Meine Eltern sind knackalt. Das ist wohl der Fehler von allen Eltern - und je älter sie sind, desto meckriger sind sie. Flo meint, das Gehirn schrumpft, und sie leiden selber drunter.
    Wir wollen Forschungen machen zu diesem Thema. Wir beobachten oft andere Familien mit dem Fernrohr.
     
    Guten Abend und halli-hallo! Hier meldet sich das aktuelle Erfinderstudio. Durch die Sendung führt
    niemand,
    denn da geht das Telefon.
    »Hat das Patentamt schon geantwortet?«, fragt Flo.
    »Spinner«, sag ich. »Haben wir doch heute erst abgeschickt.«
     

GOTT UND ASTERIX
     
    Dienstag. Der Brief wird ankommen!
    Aber am Dienstag passiert etwas ganz Schlimmes: Meine liebe Lehrerin geht. Anne Blume. Dabei ist sie doch gerade erst gekommen. Es war eine Schwangerschaftsvertretung. Ich dachte immer, Schwangerschaften dauerten neun Monate. Das hat Mama mir mal erklärt. Ich schwör es bei den sieben Geistern der Unterwelt: Frau Schramm, das ist unsere echte, schwangere Lehrerin, Frau Schramm ist erst seit September weg. Das sind drei Monate. Vielleicht ist sie ein schneller Brüter.
    Mama ist wütend geworden, als ich das von dem schnellen Brüter gesagt hab. Sie sagt, ich hätte keinen Respekt. Dabei hab ich heute Morgen beim Frühstück noch was von einem schnellen Brüter in der Zeitung gesehen. Ich schwör es. Aber Mama sagt, schnelle Brüter wären was ganz anderes, die hätten was mit Atomkraftwerken zu tun.
    »Was denn?« Das interessiert mich. Aber immer, wenn ich so was wissen will, hat Mama gerade keine Zeit.
    Ich habe ein schwarzes Handtuch gesucht und auf den Balkon gehängt an einen Stock. Und ich hab ein Gedicht geschrieben:
     
    Für Anne Blume
    Du warst nur acht Wochen bei uns,
    schrumsschrums (ich stelle mir hier eine Gitarre vor).
    Du hast so liebe Worte,
    wir schenken dir eine Torte,
    zum Abschied auch noch
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