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Accidental Witch 03 - Hexe Wider Willen

Titel: Accidental Witch 03 - Hexe Wider Willen
Autoren: Annette Blair
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Stirn.
    „Ist das  unser  Einhorn?“, fragte Angus, der auf einen Schlag vollkommen nüchtern war.
    Ihr Name war Victoria Cartwright. Ihr Einhorn gehörte ihrer Vorfahrin, die es vor mehr als einem Jahrhundert aus der alten Heimat mitgebracht hatte – alles Beweise, die Rorys Kumpanen für einen Lynchmord absolut ausreichten. Seine Stimmung verdüsterte sich, und er wurde genauso wütend wie die anderen. Auch wenn sie keinen Beweis hatten und ihr hirnloses Brüllen überhaupt keinen Sinn machte, passte die allgemeine Empörung zu seiner Stimmung. „Sie hat unser Einhorn gestohlen!“ – „Macht sie einen Kopf kürzer!“
    „Scht!“, zischte Rory, um die anderen zum Schweigen zu bringen.
    Die Frau lud gerade alle Zuschauer ein, in ihren Antiquitätenladen  Unsterbliche Klassiker  an der Pickering Wharf in Salem, Massachusetts zu kommen und sich das Einhorn anzusehen.
    „Warum schaltet sie nicht einfach eine Anzeige?“, bemerkte Liam.
    Rory hob eine Hand. „Ihr Geschäft heißt genauso wie das Karussell, habt ihr gehört?“
    „Schon eigenartig, seinen Laden  Unsterbliche Klassiker  zu nennen“, meinte der Karussellexperte, „da die ganze Machart dieser Figur darauf hindeutet, dass sie von dem Schotten geschnitzt worden sein könnte, dessen Sternzeichen-Karussell ihm 1867 auf der Weltausstellung in Paris weltweite Anerkennung eingebracht hat.“
    Im Gegensatz zu der Freude der Frau zog sich Rory das Herz zusammen. Konnten Flüche von Generation zu Generation vererbt werden wie blaue Augen oder braune Haare? Wenn ja, würde er Victoria Cartwright mit einem schottischen Zweihandschwert, das durch die jahrzehntelange Verbitterung der Dorfbewohner scharf geschliffen war, den Schatz von Caperglen wieder abringen.
    „Haben Sie gewusst“, fragte der Gutachter, „dass Ihr Laden den Namen eines berühmten Karussells trägt?“
    „Nein“, erwiderte sie. „Nein, davon habe ich noch nie gehört. Ich habe mir den Namen ausgesucht, weil ich dachte, er passt gut zu den alten Kleidungsstücken, die ich verkaufe und die niemals unmodern werden.“
    „Aber Sie kommen aus Salem, oder? Der Stadt der Hexerei? Das reicht schon, um mir die Haare zu Berge stehen zu lassen“, bemerkte der Kunsthändler. „Ich frage mich, ob Schicksal oder die Magie Ihnen den Namen eingeflüstert haben.“
    „Reiner Zufall“, entgegnete Victoria Cartwright entschieden. „Aber gute Werbung. Also hat der Schotte, der das  Unsterbliche Klassische Karussell  gebaut hat, auch mein Einhorn geschnitzt? Das ist ja total verrückt!“
    „Drummond  könnte  es geschnitzt haben“, erwiderte der Mann, „allerdings sind seine Figuren zum letzten Mal um 1880 auf seinem Karussell gesehen worden, glaube ich, seitdem ist kein Sammler jemals über eine von ihnen gestolpert. Es wird gemeinhin angenommen, dass sie, wie im Laufe der Jahre so viele Karussellfiguren, alle verbrannt sind.“
    Der Gutachter berührte die Glasaugen des Einhorns, die fein geschnitzte Satteldecke im Schottenmuster, das Zeichen des Wassermanns auf seiner Stirn – jede Einzelheit, die Drummonds Handschrift trug. „Es muss ein Drummond sein“, sagte er und sprach damit aus, was Rory dachte.
    „Warum?“, fragte Victoria.
    Rory griff nach seinem Bierkrug. Der Mann bewies einfach zu viel Fachkenntnis, und schon bald würden sich Händler und Sammler auf das seltene Stück stürzen, noch bevor Rory es nach Caperglen holen konnte.
    „Bis ins späte 19. Jahrhundert hinein war die astrologische Magie eng mit dem Okkulten verbunden“, erklärte der Gutachter. „Daher kenne ich nur einen Karussellbauer, der es Mitte des Jahrhunderts gewagt hat, astrologische Zeichen einzusetzen. Aber wie ich schon sagte, keins von Drummonds Werken ist jemals bei einer Auktion aufgetaucht. Nirgendwo.“
      Der Karussellliebhaber deutete mit dem Kopf in Richtung des Einhorns. „Wie dem auch sei, dieses Exemplar sieht aus wie ein Original. Ohne genau zu wissen, ob es ein Drummond ist, aber aufgrund seines Alters, seines Zustands und seiner Patina, seiner seltenen astrologischen Anspielungen und wegen der echten Halbedelsteine im Zaumzeug würde ich einen Preis von einhundertundfünfzig – bis zweihunderttausend Dollar ansetzen. Falls wir beweisen können, dass es ein echter Drummond ist, können wir diese Summe problemlos verdoppeln. Auf Auktionen sind nach oben keine Grenzen gesetzt.“
    „Ich würde es niemals verkaufen“, sagte die Frau. „Es ist ein Familienerbstück.“
    Rory
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