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Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker
Autoren: Lawrence Block
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nach derartigem Humor.
    Also beschloss ich, mich beim siebten Rendezvous auszahlen zu lassen, und zwar in jeder Hinsicht. Ich lud sie wieder zum Essen ein, und wieder nahmen wir ihren Wagen. Ich kurvte drei Stunden lang in der Gegend herum und brauchte dabei keinen Cent für sie ausgeben. Dann fuhr ich zu ihrer Wohnung, einem modischen kleinen Apartment, das offensichtlich ihre Investition für die Zukunft darstellte, ähnlich wie für mich mein Zimmer im Franklin. Wir gingen hinein und fanden uns kurz darauf im Schlafzimmer wieder.
    Diesmal meinte ich es ernst. Ich zog ihr das Kleid und den Büstenhalter aus und vergrub mein Gesicht in ihrem Busen. Ich streifte ihr den Unterrock ab und löste den Strumpfgürtel, dann rollte ich ihr die Strümpfe herunter. Anschließend kam noch das Höschen. Dann lag nur noch die kleine Linda Jamison auf dem Bett, das Mädchen meiner Träume.
    Die Schlacht war gewonnen, aber ich war entschlossen, meinen Triumph bis zur Neige auszukosten. Meine Hand strich über ihren Rücken und endete im verheißenen Land. Sie stöhnte glücklich, und ich glaubte nicht, dass das Stöhnen gespielt war. Sie war heiß wie ein Sonnenbrand.
    »Linda«, flüsterte ich sanft in ihr Ohr, »ich liebe dich. Willst du mich heiraten?«
    Das brachte sie in Ekstase.
    Von da an war es wie auf Wolke sieben und sogar noch besser. Ich stürzte mich auf sie wie ein Stier auf den Matador und wühlte mich in ihre seidenweiche Haut. Sie liebte mich mit der Neugier einer ungeduldigen Jungfrau und der Raffinesse einer abgeklärten Hure. Ihre Nägel rissen Hautfetzen aus meinem Rücken, und ihre Schenkel erdrückten mich beinahe.
    Wir nahmen uns sehr lange Zeit. Beim ersten Mal war es wild und ungehemmt und sehr gut. Dann gab es ein Zwischenspiel, als zwei Köpfe sich ein Kopfkissen teilten und einander leidenschaftliche Dinge zuflüsterten. Der Wermutstropfen war, dass wir beide logen wie die Raben. Trotzdem machte es Spaß, damit Sie mich da nicht missverstehen.
    Und dann das zweite Mal. Diesmal kontrolliert, aber wenn möglich noch leidenschaftlicher. In gewisser Weise war es eine sehr eigenartige Liebesnacht. Wir spielten uns beide etwas vor, doch nur ich wusste genau, um was es ging, während sie nur ihre Seite des Spiels kannte.
    Vielleicht wäre es sogar der Mühe wert gewesen, sie noch eine Weile zappeln zu lassen. Sie war gut, verdammt gut, falls ich das noch nicht erwähnt habe. Ich hätte mich weiter mit ihr verabreden, vielleicht noch eine Woche mit ihr schlafen können. Aber ich hatte schon gewonnen, und das Spiel war nicht mehr interessant. Also beschloss ich, es hinter mich zu bringen.
    Wir lagen auf dem Bett. Ich hatte eine Hand auf ihrer Brust liegen. Sie fühlte sich gut an.
    »Linda«, sagte ich, »ich habe dich angelogen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich weiß, dass es dir nichts ausmachen wird«, sagte ich. »Wenn ich dich nicht so gut kennen würde, würde ich es wahrscheinlich gar nicht riskieren, es dir zu sagen. Aber ich kenne dich, meine Liebe. Und zwischen uns darf es keine Geheimnisse geben. Ich muss es dir sagen.«
    Jetzt fing sie an, Interesse zu zeigen.
    »Linda«, sagte ich, »ich bin nicht reich.«
    Sie bemühte sich, nicht zusammenzuzucken, das tapfere Ding. Aber meine Hand lag auf ihrer Brust, und ich spürte, wie sich jeder Muskel in ihr anspannte, als sie kapierte, was ich gesagt hatte. Fast tat sie mir leid.
    »Ich habe dir etwas vorgespielt«, sagte ich. »Weißt du, ich habe dich kennengelernt und mich sofort in dich verliebt. Aber zwischen uns liegt eine solche Kluft – du reich und ich arm wie eine Kirchenmaus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich bei dir eine Chance habe. Natürlich kannte ich dich da noch nicht so gut wie heute. Aber jetzt weiß ich, dass Geld dir nichts bedeutet. Du liebst mich, und ich liebe dich, und alles andere hat keinerlei Bedeutung. Stimmt’s?«
    »Natürlich.« Sehr überzeugend klang sie nicht.
    »Aber jetzt«, fuhr ich fort, »musste ich es dir sagen. Ich hatte keine Ahnung, dass alles so schnell gehen würde. Ich meine, wir sind hier zusammen und wollen heiraten. Also musste ich dir sagen, dass ich – nun, dass ich dir nicht die ganze Wahrheit gesagt habe, sozusagen. Ich weiß, dass es dir nichts ausmacht, aber ich wollte es dir sagen.«
    Ab diesem Moment war unser kleines Spiel zu Ende. Als ich am nächsten Tag bei ihr anrief, meldete sich niemand am Telefon. Ich ging zu ihrer Wohnung und erkundigte mich bei ihrem Vermieter. Sie war
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