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Abschied von der Küchenpsychologie

Abschied von der Küchenpsychologie

Titel: Abschied von der Küchenpsychologie
Autoren: Hans-Peter Nolting
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Allgemeinen, sondern z.B. die Frage nach nützlichen Lernstrategien.
    Die Einzelthemen sind nach drei Schwerpunktbereichen geordnet:
    Der erste Bereich (Kapitel  7 und 8 ) legt den Akzent auf das Individuum, auf die
einzelne Person
. Es geht um die Unterschiedlichkeit von Menschen, um die individuelle Entwicklung und um individuelle Probleme.
Der zweite Bereich (Kapitel  9 und 10 ) blickt auf Phänomene, die sich
zwischen
Menschen abspielen, von Zweierkonstellationen über Gruppen bis zu Beziehungen zwischen Großgruppen. Hier geht es also im weiten Sinne um den Umgang mit anderen und dabei auftretende Probleme.
Der dritte Bereich (Kapitel  11 und 12 ) betrifft das Praxisfeld
Bildung und Erziehung
. Hier geht es um psychologische Fragen in pädagogischen Kontexten. In solchen Kontexten sind fast alle Menschen als Praktiker gefordert, vor allem in der Elternrolle, aber auch beim eigenen lebenslangen Lernen.
    Selbstverständlich gehen die drei Themenbereiche ineinander über. Sie sind drei Schwerpunkte, und der Ausdruck «Schwerpunkt» bedeutet: Es sind nicht getrennte Sachverhalte, sondern unterschiedliche Scheinwerfereinstellungen. So geht es im Bereich Bildung und Erziehung nicht nur um Lernen, sondern auch um personbezogene und zwischenmenschliche Aspekte. Denn pädagogisches Handeln ist darauf gerichtet, die Entwicklung von Menschen zu beeinflussen, und dies geschieht zum großen Teil durch zwischenmenschliche Kommunikation.
    In den drei Schwerpunktbereichen werden insgesamt 31 Themen behandelt, und zwar jeweils auf wenigen Seiten. Ich habe versucht, unter dem jeweiligen Thema vor allem solche Erkenntnisse mitzuteilen, über die es einen breiten Konsens gibt und die zugleich für den Alltag von Bedeutung sind. Hingegen kommen theoretische Kontroversen nur selten zur Sprache, ganz anders als in der wissenschaftlichen Literatur. Interessierte finden hierzu mehr Informationen in den am Schluss des Buches angegebenen Publikationen.
    3.2 Abschied von populären Irrtümern und Kurzschlüssen
    Lang ist die Liste psychologischer Vorstellungen, die viele Menschen für selbstverständliche Wahrheiten halten, die aber in keinem wissenschaftlichen Lehrbuch zu finden sind. Manche dieser Vorstellungen haben durchaus praktische Folgen: Sie verhindern ein sachgerechtes Verstehen von Alltagsproblemen und sie verleiten zu falschen Entscheidungen.
    In den drei Schwerpunktbereichen werden deshalb jeweils die ersten fünf Themen von populären Irrtümern und Kurzschlüssen her aufgerollt. Bei je fünf Themen zu Person und Entwicklung, zu zwischenmenschlichem Verhalten und zu Lernen/Bildung/Erziehung, bilden also fragwürdige Annahmen den Einstieg. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Psycho-Mythen. Hier ist eine kleine bunte Sammlung von Beispielen, die in den Hauptkapiteln nicht behandelt werden (zum Teil nach Lilienfeld u.a.):
    «Der Charakter eines Menschen wird maßgeblich vom
Platz in der Geschwisterreihe
geprägt. Die Ältesten, die Jüngsten und die ‹Sandwichkinder› haben jeweils typische Eigenschaften.» Diese Annahme ist seit einer gründlichen Auswertung von über tausend Studien längst erledigt. Es bestehen allenfalls so minimale Zusammenhänge, dass aufgrund der Geschwisterposition keinerlei Schlüsse auf die Persönlichkeit eines Menschen möglich sind. Das Gleiche gilt für Einzelkinder:
«
Einzelkinder
sind verwöhnt und wollen immer im Mittelpunkt stehen.» Es gab Zeiten, da waren Einzelkinder etwas Ungewöhnliches. Heute ist das anders, und sie unterscheiden sich so gut wie gar nicht von Kindern mit Geschwistern. Denn sie wachsen ebenfalls mit Gleichaltrigen auf, so etwa in der Krabbelgruppe, im Kindergarten, in der Schule, in der Nachbarschaft.
«Mit 40 , 50 Jahren erleben die meisten Menschen eine
Midlife-Crisis
.» Forschungen zeigen, dass in der mittleren Lebensphase Krisensymptome nicht häufiger sind als in den Jahrzehnten davor und danach. Das schließt nicht aus, dass einzelne Menschen in dieser Zeit eine Krise erleben (s. auch S.  27 zum Verhältnis von Trend und Einzelfall).
«Gegensätze ziehen sich an.»
Andersartigkeit mag zuweilen reizvoll sein, aber bei der Partnerwahl sollte man darauf lieber nicht bauen. Unvermeidlich sind Menschen in einigen Punkten verschieden, auch Partner in einer überaus harmonischen Zweierbeziehung. Gelegentlich können sich unterschiedliche Eigenschaften oder Interessen auch gut ergänzen. Aber insgesamt sind die Gemeinsamkeiten die wichtigere Grundlage einer
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