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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau
Autoren: John D. MacDonald
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umdrehen.«
    Sie planschte ein bißchen mit dem Badewasser und zog ein mürrisches Gesicht. Ich stützte mich mit der linken Hand am Badewannenrand ab. Plötzlich hob sie ein langes, dampfendes, glänzendes Bein und stellte die triefend nasse Fußsohle fest auf meinen Handrücken. Sie kringelte ihre Zehen zu einem eigenartigen kleinen Haltegriff um mein Handgelenk und sagte mit belegter Stimme und mit leicht erschreckten Augen ob ihres Draufgängertums:
    »Es ist schön im Wasser.«
    Das wirkte nun doch ein bißchen zu gestellt. »Was soll denn das werden?«
    Sie war überrascht. »Das ist ja eine komische Bemerkung.«
    »Du bist Chookie McCall, sehr entschlossen und ehrgeizig und nicht gerade hemmungslos. Wir sind seit ein paar Monaten Freunde. Ich habe mich an dich rangemacht, gleich am Anfang damals, und du hast mich sehr liebenswert und bestimmt in die Schranken verwiesen. Also was willst du? Keine faire Frage?«
    Sie zog ihren Fuß zurück. »Mußt du so ein Bastard sein, Trav? Vielleicht hatte ich gerade einen Anfall von Hemmungslosigkeit. Warum mußt du denn alles in Frage stellen?«
    »Weil ich dich kenne, und weil man vielleicht schon genug Leuten übel mitgespielt hat.«
    »Was soll das heißen?«
    »Chook, mein liebes Mädchen, du bist einfach nicht oberflächlich genug, um Sex bloß zum Spaß zu haben. Du bist viel komplizierter. Also muß diese angenehme und unerwartete Einladung Teil irgendeines Programms oder Aktionsplans für die Zukunft sein.«
    Sie wendete ihre Augen gerade weit genug ab, um zu erkennen, daß ich ins Schwarze getroffen hatte. »Was auch immer es war, Schatz, du hast es gründlich versaut.«
    Ich lächelte sie an. »Falls es um reine Entspannung geht, Liebes, ohne Ansprüche oder Vereinbarungen oder ewige Schwüre, stehe ich gern zur Verfügung. Ich mag dich. Ich mag dich genug, um dich davon abzuhalten, dir etwas vorzumachen, obwohl die Versuchung des Augenblicks teuflisch groß ist. Aber ich glaube, du würdest dich zu sehr in Rechtfertigungsgedanken verstricken, denn du bist, wie ich schon gesagt habe, eine komplizierte Frau. Und eine starke Frau. Ich werde kein Teil deines künftigen Lebens sein, zumindest nicht deines Gefühlslebens.« Ich stand auf und schaute zu ihr hinunter. »Jetzt kennst du die Spielregeln, aber es bleibt immer noch deine Entscheidung. Brauchst nur zu rufen.«
    Ich ging wieder in die Lounge. Ich untersuchte meinen edlen Charakter und überlegte, ob es sinnvoll und unterhaltsam wäre, mit dem Kopf gegen die Wand zu hämmern. Meine Fingernägel zogen auf dem Handballen interessante kleine Furchen. Meine Ohren stellten sich auf und reckten sich bis zu hochgelegenen, behaarten Stellen, und während ich auf und ab ging, drehten sie sich immer wieder in ihre Richtung und lauschten auf einen scheuen Lockruf.
    Als sie endlich herauskam, hatte sie eine weiße Hose und eine schwarze Bluse an, ihr dunkles, feuchtes Haar war in einen roten Schal gebunden. Sie trug ihre Tanzausrüstung in einer kleinen Segeltuchtasche. Sie sah müde und schüchtern und reumütig aus, kam langsam auf mich zu, wobei sie mich mit einer Reihe kleiner, schneller Blicke bedachte. Kleidung macht sie schlank, verbirgt ihre Reife.
    Ich legte ihr die Hand unters Kinn und küßte ihren weichen, warmen, unterwürfigen Indianermund. »Weswegen das ganze Theater?« fragte ich sie.
    »Wegen Frank. Ich hatte einen ziemlich häßlichen Streit mit ihm. Also schätze ich, daß ich mir etwas beweisen wollte. Jetzt komme ich mir wie ein Idiot vor.«
    »Mußt du nicht.«
    Sie seufzte. »Aber ich hätte mich im andern Fall noch schlimmer gefühlt. Nehme ich an. Früher oder später. Also danke, daß du mich besser verstanden hast als ich selbst.«
    »Liebe Freundin, das war nicht leicht.«
    Sie schaute mich zerknirscht an. »Was ist nur los mit mir? Warum kann ich nicht in dich verliebt sein statt in ihn? Er ist wirklich ein schrecklicher Mann. Er gibt mir das Gefühl, nichts wert zu sein, Trav. Aber wenn er ins Zimmer kommt, habe ich manchmal das Gefühl, ich könnte vor Liebe in Ohnmacht fallen. Ich glaube, deshalb habe ich auch so viel ... Mitgefühl Cathy gegenüber. Frank ist mein Junior Allen. Bitte, hilf ihr.«
    Ich versprach, darüber nachzudenken. Ich begleitete sie zu ihrem kleinen Auto, hinaus in die süße, heiße Nacht, und schaute zu, wie es stotternd davonfuhr und ihren reifen Körper unbeschädigt dem griesgrämigen Frank zurückbrachte. Ich lauschte erwartungsvoll auf den rauschenden Beifall,
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