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Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.
Autoren: Ephraim Kishon
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Anordnung.«
    Dann fragte er weiter: »Sie hätten mich sicherlich auch beschimpft, nicht wahr?«
    »Vermutlich«, gab ich zu.
    »Sie hätten mich ›Blöder Plattfuß‹ genannt, oder?«
    Dein Freund und Helfer fixierte mich mit zornigem Blick und schrieb: »Beleidigung eines Polizeiorgans im Dienst.« »Das wird Sie aber teuer zu stehen kommen, mein Herr«, warnte er mich. »Unterschreiben Sie bitte hier.«
    Ich unterschrieb, wir schüttelten uns die Hände, und ich wendete, um nach Hause zu fahren. »He«, schrie der Polizist, »wohin fahren Sie? Was ist mit der Verkehrsübertretung?«
    »Morgen!« schrie ich zurück »Morgen früh!« Morgen werde ich mich bei der Verkehrspolizei nach einem Strafmandatsabonnement erkundigen.

Eßstreik

    Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber irgendwann muß die bittere Wahrheit heraus: ich habe noch nie in meinem Leben an einem Streik teilgenommen. Wirklich nicht. Ehrenwort. Fragen Sie mich nicht, warum, ich fühle mich ohnehin schon schuldig genug. Ich bin ein Bürger der alten Schule und sowohl psychisch als auch physisch gesund, ich arbeite genausowenig wie jeder andere, und trotzdem habe ich noch nie gestreikt. Nicht einmal für eine halbe Stunde. Es ist soweit gekommen, daß die Leute hinter meinem Rücken abfällige Bemerkungen machen, als ob ich nicht alle meine fünf Sinne beisammen hätte.
    Natürlich schäme ich mich, das können Sie mir glauben. Ich fühle mich wie ein Ausgestoßener. Wie ein Trottel. Ein Gastarbeitsloser. Die Schuster haben schon gestreikt, die Briefkasten- und Müllkübelleerer, der gesamte Lehrkörper, die Räuber und die Gendarmen, die Friseure, die Masseure und die Chauffeure, die Docker und die Rocker, die Gas-, Licht-, Wasser- und Bankkassierer, die Fischer und die Fische, die Fliegen und die Fänger, kurz gesagt, jedermann und sein Schwager.
    Nur ich stehe da, ohne je gestreikt zu haben.
    Das grenzt an einen Skandal. Ich habe daher beschlossen, diese Schmach fortan nicht länger zu ertragen. Nächste Woche, in aller Herrgottsfrühe, begebe ich mich nach Jerusalem, beziehe vor dem Amt des Premierministers Posten und erkläre meinen Streik. Und weil handelsübliche Streiks von keinem Menschen mehr beachtet werden – schließlich hat es sie ja schon in sämtlichen Variationen gegeben, als Sitz- und Liegestreik, als Hungerstreik, als Lucky Strike –, habe ich die Absicht, eine neue Form des Streiks zu erfinden.
    Einen Eßstreik.
    Genauer gesagt, ich werde mich vor den Augen der politischen Funktionäre mit Leckerbissen aller Art vollstopfen. Ich werde ungarische Salami und böhmische Leberwurst zu mir nehmen, Beefsteak und Gänsebraten, Cremeschnitten, Apfelstrudel und Bienenstich. So lange, bis die Papiertiger im Regierungsgebäude vor Neid zerplatzen und sich bereit erklären, meine Bedingungen bedingungslos anzunehmen – wenn ich nur das Fressen einstelle.
    Und dann werde ich diesen Koryphäen mitteilen, daß ich nicht aufhören kann, denn im Unterschied zu allen anderen ist mein Streik gleichzeitig der Zweck meines Streikes. Und das wird meine Rache sein.
    Sollte irgendeiner meiner Leser sich ebenso frustriert fühlen, ist er herzlichst eingeladen, möglichst mit Kalbsmedaillons in zartpikanter Sauce (Preiselbeeren erwünscht) ausgerüstet, an meinem Streik teilzunehmen.
    Wie hat doch Genosse Lenin so schön gesagt: »Wir haben nichts zu verlieren, außer unseren Appetit.«

Notruf

    Als ich kürzlich spätabends nach Hause kam, sah ich unseren Nachbarn Felix Selig vor dem Haustor mit einem maskierten Fremdling auf Tod und Leben kämpfen. Hier will ich der Ordnung halber vermerken, daß die rechte Hand des Maskierten ein Fleischmesser umklammerte, von dem sich mein Nachbar Felix nicht ganz zu Unrecht bedroht fühlte.
    Wie von einem Nachbarn meiner Güteklasse nicht anders zu erwarten, wußte ich natürlich, was ich zu tun hatte: unverzüglich die nächste Polizeistelle zu benachrichtigen.
    Ich stieg über die beiden hinweg, stürzte ins Haus, sprintete die Treppen hinauf, eilte grußlos an meiner Familie vorbei, ergriff das Telefon und wählte Eins-Null-Null. Am anderen Ende war sofort eine beruhigende, sonore Stimme zu vernehmen:
    »Polizei.«
    Ich brüllte in den Hörer, daß mein Nachbar Felix von einem Gangster bedroht werde, der mit einem
    riesigen Messer . . .
    »Einen Augenblick«, unterbrach mich Eins-Null-Null, »wer spricht dort?«
    Ich sagte ihm, daß ich es wäre, worauf er nach meinem Namen fragte. Ich gab ihm meinen Namen
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