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Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.
Autoren: Ephraim Kishon
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Sam gehen, damit er uns ein paar schäbige Dollars für die Entwicklung unserer Industrie gibt. Wenn hingegen die Chinesen unsere Mäzene wären und jeder von denen uns nur einen Dollar gäbe, würden bereits 1008175288 Dollar in unserer Kasse klingeln.«
    Wir begannen nachzudenken. Donnerwetter, so fragten wir uns, warum sollte uns eigentlich nicht jeder dämliche Chinese drei lausige Dollars spenden? Dann hätten wir eine Summe, die man bestenfalls in Lichtjahren messen könnte . . .
    Die Küste des Mittelmeeres stellte uns auf den harten Boden der Realität zurück, indem sie 1008175288 Moskitos auf uns losließ. »Weg mit euch!« verscheuchten wir sie. »Geht nach China!« Fürwahr, würde jedes dieser Insekten nur einen Chinesen stechen, könnten sie an die 120000 Kubikmeter Blut aus ihnen heraussaugen. Andererseits wissen wir, daß so ein Moskito öfter als einmal stechen kann. In günstigen Fällen vielleicht dreimal. Das würde abgerundet . . .
    Ich riß mich vom Blutbad los, um die chinesische Mauer, die sich in unseren Köpfen aufgetürmt hatte, zu durchbrechen:
    »Was glaubt ihr, Freunde, wie unsere nächsten Wahlen mit neunzehn Parteien ausgehen werden?« versuchte ich unserem gelblichen Gespräch eine neue Wende zu geben. Ich verstummte aber sogleich, als mir klar wurde, wie albern meine Überlegungen waren. Die große, weltbewegende Frage, die in uns allen schwelte, wurde letztlich von Dr. Birnbaum persönlich in Worte gekleidet: »Wenn drei Millionen Juden neunzehn Parteien haben, dann müssen das bei einer Milliarde Chinesen 6333 Parteien sein.«
    Uns schwanden die Sinne. Genaugenommen können die Chinesen von Glück reden, daß sie keine Juden sind. Andererseits, um Himmels willen, eine Milliarde Juden! Wenn nur die Hälfte von ihnen nach Israel käme, wären wir schon in einer wesentlich besseren geopolitischen Lage. Wir hätten bloß einige Parkplatzprobleme.
    Je länger wir in diesen praktischen Gedanken schwelgten, desto größere Möglichkeiten eröffneten sich uns: »Wenn jeder Chinese nur einmal spuckte«, überlegte Dr. Birnbaum, »dann würde das Mittelmeer überlaufen . . .«
    Ich blickte auf, und mein Herz stockte. Meine drei Kollegen hatten plötzlich einen gelben Schimmer in ihren Gesichtern.
    »Entschuldigt mich«, sagte ich, indem ich hastig aufstand, »ich muß jetzt gehen. Es ist schon spät . . .«
    Dr. Birnbaum grinste mich an:
    »Wenn jeder Chinese sich nur eine Minute verspäten würde«, verkündete er, »wäre die Welt heute erst im Jahr 1857. Würden sie sich aber um 15 Minuten verspäten . . .«
    Der erste, der auf ihn losging, war Rechtsanwalt Glück, gleich danach kam Felix. Ich trat erst als dritter nach Birnbaums Schienbein.
    »Was ist los mit euch«, brüllte er auf, »seid ihr verrückt geworden?«
    »Bedenken Sie«, zischte ich ihn an, »wie es wäre, wenn von einer Milliarde Chinesen Ihnen jeder nur einen Fußtritt gäbe.«
    »Mehr«, Dr. Birnbaum wand sich am Boden, »während wir sprachen . . . kamen 80900 neue Chinesen . . . zur Welt . . .«
    Wir ließen ihn liegen und ergriffen die Flucht. Kein Wunder, daß ich in dieser Nacht nicht schlafen konnte. Ich begann Schafe zu zählen und kam bis 71009407.
    Am nächsten Morgen stand ich gar nicht mehr auf.
    Wozu auch?

Telefonvorrang

    »Ein hartnäckiges, schwieriges Volk«, notierte Moses in seinen Tagebüchern, und weiß Gott, er wußte, wovon er sprach.
    Er sprach von mir.
    Ich werde versuchen, mich verständlich zu machen.
    Es geht um die zermürbende Situation, die Ihnen, lieber Leser, sicher nicht fremd ist. Oder haben Sie etwa noch nie im Büro eines Beamten vorgesprochen? Na eben. Sie warteten also vorschriftsgemäß in der Menschenschlange vor seiner Tür, bis Sie endlich Stunden später in das Allerheiligste eingelassen wurden, und zwar zu Berkowicz persönlich.
    Berkowicz blickte Sie prüfend an und sagte: »Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Sie befolgten seine Aufforderung, während er die letzten Bissen seines belegten Brotes verschlang. Dann hob er seinen Blick und fragte:
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Und genau in diesem Moment, in dem Ihr alter Wunschtraum endlich in Erfüllung zu gehen schien, die Erledigung Ihrer Angelegenheiten, um die Sie sich seit Jahren bemühten, endlich in Berkowiczens bewährten Händen ruhen sollte – just in diesem schicksalhaften Augenblick läutete das Telefon auf seinem Schreibtisch.
    Wer da anrief?
    Ich, lieber Leser. Ich war es, der mit Berkowicz sprechen wollte.
    Ich
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