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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe
Autoren: Arnaldur Indriðason
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aufgemuntert zu haben schien. »Darin besteht der Kick.«
    »Keine Ahnung, wovon du redest«, sagte Sigurður Óli.
    Hermann holte tief Luft. »Wir sind Betrügern in die Klauen geraten.«
    »Um was haben die euch betrogen, einen Fick?«
    Hermann blickte Patrekur an. »Ich war dagegen, sich mit ihm zu treffen«, sagte er.
    »Hör ihm bitte zu«, sagte Patrekur zu Sigurður Óli. »Sie stecken wirklich in der Scheiße, und ich dachte, du könntest ihnen vielleicht helfen. Hör jetzt damit auf und hör ihm zu.«
    Sigurður Óli tat wie gewünscht. Es stellte sich heraus, dass Hermann und seine Frau vor einigen Jahren sowohl zu Swinger-Partys gegangen als auch zu solchen eingeladen hatten. Sie hatten eine offene Beziehung, wie es hieß, und Hermann zufolge waren beide zufrieden damit. Der Sex war spannend, und sie waren nur mit »zuverlässigen« Leuten zusammen gewesen.Es gab auch einen Club für Leute mit gleich gelagerten Interessen.
    »Doch dann haben wir Lína und Ebbi getroffen«, sagte Hermann.
    »Und wer sind Lína und Ebbi?«, fragte Sigurður Óli.
    »Gesocks«, sagte Hermann und leerte sein Glas in einem Zug.
    »Also keine ›zuverlässigen‹ Leute?«
    »Sie haben Aufnahmen gemacht.«
    »Von euch?«
    Hermann nickte.
    »Beim Geschlechtsverkehr?«
    »Und jetzt drohen sie uns, die ins Internet zu stellen, wenn wir nicht zahlen.«
    »Ist nicht Súsannas Schwester in der Politik?«, fragte Sigurður Óli Patrekur.
    »Könntest du vielleicht ein Wörtchen mit denen reden?«, fragte Hermann.
    »Ist sie nicht sogar die rechte Hand von irgendeinem Minister?« Sigurður Óli richtete seine Frage an Patrekur.
    Patrekur nickte. »Das ist wirklich eine Scheißsituation für die beiden«, sagte er. »Hermann hatte die Idee, dass du vielleicht mit den Leuten reden könntest, um an die Aufnahmen heranzukommen. Sie ein bisschen unter Druck setzen, damit sie alles rausrücken, was sie aufgenommen haben.«
    »Was haben sie in der Hand?«
    »Fotos«, sagte Hermann.
    »Von euch beim Geschlechtsverkehr?«
    Hermann nickte.
    »Wusstet ihr nicht, dass Aufnahmen gemacht wurden? Habt ihr nichts gemerkt?«
    »Es ist schon reichlich lange her, und wir haben nichts davon mitgekriegt«, sagte Hermann. »Sie haben uns ein Foto geschickt. Anscheinend hatten sie da irgendwo eine Kamera versteckt. Ich kann mich erinnern, einmal so ein kleines Ding bei ihnen im Wohnzimmer in einem Regal gesehen zu haben. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, dass sie es verwenden würden.«
    »Technisch gesehen ist das überhaupt nicht kompliziert«, sagte Patrekur.
    »War das bei diesen Leuten zu Hause?«
    »Ja.«
    »Und wer sind die beiden?«
    »Wir kennen sie nicht, und wir haben sie seitdem auch nie mehr getroffen. Sie haben wahrscheinlich meine Frau wiedererkannt, sie ist manchmal in den Medien präsent. Und dann haben sie beschlossen, uns zu erpressen.«
    »Was ihnen ja offensichtlich auch ganz gut gelingt«, sagte Patrekur und blickte Sigurður Óli an.
    »Was wollen diese Leute?«
    »Geld«, sagte Hermann. »Viel mehr Geld, als wir flüssig machen können. Als die Frau sich mit uns in Verbindung setzte, habe ich ihr das gesagt. Sie hat nur erklärt, dass wir dann eben ein Darlehen aufnehmen müssten. Jedenfalls dürften wir auf keinen Fall die Polizei einschalten.«
    »Hast du einen Beweis dafür, dass diese Aufnahmen existieren?«
    Hermann sah zu Patrekur hinüber. »Ja.«
    »Nämlich?«
    Hermann blickte sich verstohlen um, dann griff erin seine Brusttasche und zog ein Foto heraus, das er Sigurður Óli so unauffällig wie möglich hinschob. Das Bild war nicht sehr deutlich, wahrscheinlich am Computer ausgedruckt, und zeigte Leute beim Geschlechtsverkehr, zwei Frauen, die nur sehr verschwommen zu sehen waren, und Hermann. Ihn konnte man gut erkennen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme schien er beim Höhepunkt angelangt zu sein.
    »Und du möchtest, dass ich mich mit diesen Leuten befasse?«, fragte Sigurður Óli und sah seinen Freund an.
    »Bevor das noch mehr aus dem Ruder läuft«, sagte Patrekur. »Von allen Leuten, die wir kennen, bist du der einzige, der mit solchem Gesocks umgehen kann.«

Vier
    Er hatte das Scheusal einige Monate lang beobachtet, bevor er zur Tat geschritten war.
    Bei jedem Wetter und zu allen erdenklichen Tages-und Nachtzeiten hatte er vor der Kellerwohnung Posten bezogen und stets darauf geachtet, in Deckung zu bleiben und gehörigen Abstand zu halten, um keinen Verdacht zu erregen. Er war nie lange an einer Stelle stehen
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