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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition)
Autoren: Nadine d’Arachart
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irgendwelche Frauen mitbringst? Ist das nicht schwer für ihn?«
    Ethan grinste ungläubig. »Er ist zwanzig .«
    »So wie die meisten deiner Freundinnen.« Gladys musterte Ethan missbilligend über den Rand ihres Glases hinweg.
    »Was wollt ihr mir damit sagen?« Er trank einen Schluck Bier und sah herüber zu seiner Barbekanntschaft.
    »Du bist sein Vater , Eth. Ihr führt keine Männer-WG.« Donovan klang versöhnlich, aber eindringlich. »Du solltest in erster Linie eine Respektperson für ihn sein. Ich glaube nicht, dass er so viel vom Sexleben seines Erzeugers mitbekommen will.«
    Ethan murmelte etwas Unverständliches, lehnte sich zurück und nahm noch einen Schluck Bier. Gut möglich, dass Donovan Recht hatte. Er blickte wieder zu der Dunkelhaarigen an der Bar, die sich jetzt zu ihm umgedreht hatte und ihn zu sich herüber winkte.
    Donovan folgte seinem Blick und seufzte. »Denk einfach mal drüber nach, mein Freund.«

-11-
     
    Ethan war nervös. Er nutzte den Sonntagvormittag, um noch mal durchzugehen, was sie bis jetzt hatten, doch ihm wollte einfach nichts einfallen, was er die Zeugen noch fragen könnte. Er steckte in einer Sackgasse, es gab momentan keine Möglichkeit, weitere Spuren zu finden.
    Seit dem späten Samstagnachmittag hatten er und sein Team nichts Sinnvolles mehr tun können. Um etwas über die Missbrauchsfälle vergangener Jahre herauszufinden, würden sie die Mithilfe von Behörden brauchen, die am Wochenende sowieso geschlossen hatten. Auch sonst gab es nicht viel Neues, was nicht nur Ethan ärgerte, sondern auch den Captain und erst recht den Bürgermeister, der tatenlos zusehen musste, wie die Touristen in Scharen abreisten oder ihre Buchungen in den Hotels und Resorts in und um Virginia Beach stornierten.
    Es herrschte eine veränderte Stimmung in der Stadt, seit die Bestie unterwegs war. Die Menschen waren nervös, weil sie wussten, dass es sie überall treffen konnte. Im Parkhaus. Auf dem Heimweg. Zu Hause.
    Ethan musste an damals denken, an seinen ersten größeren Fall vor über 10 Jahren. Sie waren ewig nicht weitergekommen und dann, beim ersten sinnvollen Hinweis, hatte er alles überstürzt. Den Fall versaut. Die Erinnerung daran schmerzte und er war froh, als gegen halb zwölf endlich das Telefon klingelte und ihn aus der düsteren Vergangenheit riss.
    »Hayes?«
    »Detective Hayes, hier ist Josephine King vom forensischen Institut in Norfolk. Falls Sie das Wochenende genau so wenig genießen können wie ich, habe ich etwas für Sie.«
    »Großartig, schießen Sie los.«
    »Wir haben auf der Motorhaube von Ava Drapers Wagen eine Delle entdeckt, vermutlich verursacht durch einen kleinen, harten Gegenstand. Auf dem Beifahrersitz des Opfers haben wir Rückstände gefunden, von hydriertem Stärkehydrolysat, Hydroxyethylcellulose, Polyoxyethylen-7-Glycerylcocoat und E 124, also Cochenillerot.«
    Ethan verdrehte die Augen. »Oh, toll, jetzt wird mir alles klar. Für Normalsterbliche, bitte.«
    Josephine King lachte leise. »Filmblut, Detective. Herkömmliches Filmblut, wie man es bei jedem Theaterbedarf kaufen kann.«
    »Filmblut? Was hat das zu bedeuten?«, wollte Ethan wissen.
    Wieder lachte die Wissenschaftlerin. »Detective - das herauszufinden, ist ja wohl Ihre Aufgabe!«
    Ethan beendete das Gespräch und blickte nachdenklich aus dem Fenster. Ava Draper war weder Laienschauspielerin noch Hobbyvisagistin oder Geisterbahnangestellte gewesen. Sie war ein einfaches Mädchen mit einem Riesentalent, an die falschen Kerle zu geraten. Kerle, die sich ihr Vertrauen erschlichen und sie dann wie Dreck behandelt hatten. Eine ehemalige Mitbewohnerin hatte sie als hilfsbereit beschrieben.
    Plötzlich durchfuhr es Ethan wie ein Blitz. Scheinbar war sie zu hilfsbereit gewesen. Er erhob sich von seinem Schreibtisch und eilte zur Tür. Was tat eine hilfsbereite, junge Frau, wenn jemand einen Autounfall hatte? Wenn dieser Jemand auch noch augenscheinlich verletzt war?
    Ethan schnappte sich die Autoschlüssel und verließ das Haus.

-12-
     
    Er hatte gerade einmal zwei Meilen auf dem Weg vom South Easy Diner zu Avas Wohnung in Green Run zurückgelegt, als er auf die Elbow Road stieß, eine Straße, die so einsam war, dass er den mit Filmblut beschmierten Killer beinahe vor sich sehen konnte.
    Ethan verlangsamte sein Tempo und richtete den Blick auf die an den Seitenstreifen angrenzende Wiese. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Ethan konzentrierte sich, um sich in den Täter einzufühlen.
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