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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)
Autoren: Federico Baccomo
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Zärtlichkeit.
    »Was in mich gefahren ist, willst du wissen? In mich ?«
    »Es war ja schließlich nicht ich, die Cardellini mit ein paar Ohrfeigen durch die Luft hat segeln lassen, bis er sich in Gesellschaft des Nudelsalats wiederfand.«
    »Es war eine .«
    »Eine was?«
    »Ohrfeige. Es war nur eine. Und es war auch keine Ohrfeige, sondern ein Kinnhaken.«
    Ich starre wieder auf die Schnürsenkel. Meine Schläfen hämmern im selben Rhythmus wie mein Herz, dieses merkwürdige Gefäß, das kurz vor dem Explodieren zu stehen scheint.
    Schließlich atme ich tief ein und schlucke.
    »Ich kann nicht mehr, Emily«, sage ich, und meine Stimme klingt merkwürdig ruhig. »Wirklich. Ich kann nicht mehr. Dabei denke ich schon seit geraumer Zeit, dass ich mir ein dickes Fell zugelegt habe. Ich hielt mich für abgebrüht. In Wahrheit kann ich nicht mehr.«
    Emily kommt zu mir und legt mir besorgt die Hände auf die Schultern.
    »Andrea, erklär mir doch bitte, was passiert ist.«
    Ich greife nach ihren Handgelenken, nehme sie von meinen Schultern und lege sie ihr auf die Hüfte.
    »Rühr mich nicht an, Emily«, flüstere ich. »Rühr mich nicht an.«
    Emily zögert. Öffnet den Mund. Schließt ihn wieder. Weicht zurück.
    »Ich habe euch gesehen«, sage ich.
    »Wen hast du gesehen?«
    »Dich und Cardellini. Gestern Abend. Ich habe euch gesehen.«
    Ein Schauer durchfährt sie.
    Dann tritt ein Lächeln auf ihr Gesicht.
    »Was hast du denn gesehen?«, fragt sie in einem zärtlichen und gleichzeitig unsympathischen Tonfall.
    Der Raum verfinstert sich, und ich habe das Gefühl, als würde jemand an die Tür klopfen. Ich schweige.
    »Okay«, sagt Emily und setzt sich neben mich. »Nach einer unserer Sitzungen in Mailand – damals, als du zu diesem Umtrunk eingeladen warst – bin ich Cardellini kurz begegnet. Er hat sich nicht vorgestellt, aber er hat mir erzählt, dass er sich für das Dreifürzwei-Project interessiert. Er sei gerade dabei, ein anderes Projekt abzuschließen, und würde demnächst zu eurem Team stoßen. Ich dachte, okay, mir kann’s ja egal sein, wie ihr euch organisiert. Dann habe ich nichts mehr von ihm gehört. Bis ich ihn hier in Dubai wiedergetroffen habe.«
    Ich konzentriere mich auf meine Gesichtsmuskeln, die sich für mein Empfinden zu einigermaßen angemessenen Mienen verziehen.
    »Seither rückt er mir nicht mehr von der Pelle«, fährt Emily fort. »Er ist immer hartnäckiger geworden. Witzchen. Kommentare. E-Mails.«
    Emily wirkt plötzlich nachdenklich, legt die Hände auf die Beine und schaut zu Boden.
    »Neulich abends, als du und ich zusammen ausgegangen sind, hatte er mich zum Essen eingeladen. Natürlich habe ich abgelehnt. Am nächsten Tag stand er wieder auf der Matte. Ich …«, sie zögert und seufzt. »Ich hatte einfach keine Lust, ihn gegen mich aufzubringen und ihn ständig abwimmeln zu müssen. Also dachte ich, es sei vielleicht besser, ihm dieses Essen zu gewähren, damit die Sache ein für alle Mal ausgestanden ist.« Emilys Gesicht verfinstert sich, dann legt sie eine Hand auf meinen Arm und schaut mir in die Augen. »Ich kann selbst auf mich aufpassen.«
    »Ich habe gesehen, wie er in dein Zimmer gegangen ist.«
    »Weil er das getan hat, nehme ich mal an.«
    Ich schaue sie an und vermute, dass meine Augen um eine Erklärung flehen.
    »Er hat mich gefragt, ob er mit hineinkommen darf. Lass mal sehen, was man der Gegenseite für Zimmer gegeben hat , hat er gesagt.«
    »Ein unschlagbarer Vorwand.«
    »Ein idiotischer Vorwand.«
    »So idiotisch, dass es dich nicht viel Überwindung gekostet hat, die Tür zu öffnen und …«
    »Und ihn hineinzubitten, natürlich.«
    Ich schüttle den Kopf, sprachlos.
    »Um ihn dreißig Sekunden später wieder hinauszuwerfen«, fügt Emily hinzu und ist jetzt sichtlich wütend. »Ich musste nur und jetzt raus mit dir sagen, ihn an den Schultern packen und zur Zimmertür hinausbefördern. Er hat wie ein Schwachsinniger gelacht und immer gesagt: Wovor hast du Angst, wovor hast du Angst , aber da war er auch schon im Aufzug.«
    Ich stelle mir Cardellinis Grinsen vor, als er von Emily aus dem Zimmer geschoben wird, das ich nie gesehen habe. Die Bilder verschwimmen.
    »Vielleicht hätte ich es dir erzählen sollen«, murmelt Emily. »Letztlich muss ich das aber alleine regeln. Ich muss dich weder um Rat fragen noch um Erlaubnis bitten.«
    »Jetzt wird mir alles klar«, sage ich und schließe an Gedanken an, die mir plötzlich im Kopf herumgehen.
    »Was,
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