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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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unter dem Horizont verschwunden war, um ihre nächtlichen Beobachtungen wieder zu beginnen! Welche Sorgfalt verwendeten sie darauf! All’ ihre Hoffnung hing an diesem Ocular, das den fernen Lichtschein erhaschen sollte. Ihr ganzes Dasein concentrirte sich in dem engen Gesichtsfelde eines Fernrohrs! Während dieses Tages, es war der 3. März, litten sie, während sie über die Abhänge des Scorzef schweiften und, beherrscht von einem einzigen Gedanken, kaum ein Wort wechselten, mehr, als sie je zuvor gelitten hatten. Weder die übermäßige Hitze der Wüste, noch die Anstrengungen eines Tagesmarsches unter den Strahlen einer tropischen Sonne, noch auch die Qualen des Durstes hatten sie so sehr niedergeschlagen!
    An diesem Tage wurden auch die letzten Stücke des Ameisenfressers verzehrt und die Besatzung der Schanze war auf die unzureichende, von dem Ameisenhaufen gelieferte Nahrung angewiesen.
    Es kam die Nacht, eine mondlose, stille, tiefe Nacht, so geeignet zu Beobachtungen … aber kein Licht erglänzte auf dem Gipfel des Volquiria. Mit staunenswerther Geduld beobachteten der Oberst Everest und Mathieu Strux den Horizont bis zum anbrechenden Morgen. Nichts, gar Nichts wurde sichtbar, und bald machten die Sonnenstrahlen jeder Beobachtung ein Ende.
    Von Seiten der Eingeborenen war Nichts zu fürchten. Die Makololos schienen entschlossen, die Belagerten durch Hunger zu bezwingen, womit sie ohne Zweifel auch ihr Ziel erreichen mußten. Von Neuem peinigte der Hunger an diesem Tage, dem 4. März, die Gefangenen auf dem Scorzef und die unglücklichen Europäer vermochten ihre Todesqual nur dadurch zu lindern, daß sie die Wurzelknollen der Schwertlilien kauten, welche an den Seiten des Berges da und dort zwischen den Felsen wuchsen.
    Gefangen! – Doch nein – Der Oberst Everest und seine Genossen waren es nicht! Das Dampfboot, welches noch immer in dem kleinen Nothhafen ankerte, konnte sie, sobald sie es wollten, über die Gewässer des Ngami nach einer fruchtbaren Gegend bringen, in der es weder an Wild, noch an Früchten oder Hülsenfrüchten fehlte. Oefter hatte man schon über die Frage verhandelt, ob es nicht zweckmäßig erscheine, den Buschmann nach dem nördlichen Ufer des Sees überzusetzen, um dort für die Besatzung zu jagen. Aber abgesehen davon, daß die Eingeborenen dieses Manoeuvre hätten bemerken können, setzte man die Schaluppe, und damit das Wohlsein Aller auf’s Spiel, für den Fall, daß andere Stämme von Makololos am nördlichen Theile des Ngami umherschweiften. Jener Vorschlag wurde demnach verworfen. Fliehen oder ausharren mußten sie immer Alle zusammen. Was das Verlassen des Scorzef vor Vollendung der geodätischen Arbeiten betraf, so kam das gar nicht in Frage. So lange nicht jede Aussicht auf Erfolg erschöpft war, mußte man ausdauern. Es war eine Geduldsprobe! Doch, man wollte geduldig sein.
    »Als Arago, Biot und Rodriguez, sagte der Oberst Everest zu seinen um ihn versammelten Begleitern, sich vorgenommen hatten, den Meridian von Dünkirchen bis zur Insel Iviça zu verlängern, befanden sie sich fast in derselben Lage, wie wir. Es handelte sich darum, die Insel mit der spanischen Küste durch ein Dreieck zu verbinden, dessen Seiten über hundertundzwanzig Meilen maßen. Der Astronom Rodriguez richtete sich auf einem Pic der Insel ein, auf dem er Lampen brennend erhielt, während die französischen Gelehrten, mehr als hundert Meilen von da unter einem Zelte mitten in der Wüste las Palmas lebten. Sechzig Nächte lang spähten Arago und Biot nach dem Lichtsignale, dessen Richtung sie vermessen wollten. Entmuthigt wollten sie schon auf die Beobachtung verzichten, da, in der einundsechzigsten Nacht, erschien im Gesichtsfelde ihrer Rohre ein Lichtschein, den nur seine vollkommene Unbeweglichkeit von einem Stern sechster Größe unterscheiden ließ. Einundsechzig Nächte voll Erwartung! Nun, meine Herren, was zwei französische Astronomen in hohem wissenschaftlichen Interesse ausgeführt haben, sollten das englische und russische Astronomen nicht auch können?«
    Ein bestätigendes Hurrah aller Gelehrten war die Antwort, obwohl sie dem Oberst Everest wohl hätten entgegenhalten können, daß weder Biot noch Arago in ihrer lange behaupteten Station in der Wüste las Palmas den Qualen des Hungers ausgesetzt gewesen waren.
    Während dieses Tages machte sich unter den am Fuße des Scorzef gelagerten Makololos eine eigenthümliche Bewegung bemerkbar. Das fortwährende Hin-und Herlaufen
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