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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
Autoren: Christian Jeltsch
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schaute Simon Schifter an.
    „Ihr wollt gewusst haben, was gene-sys treibt? Seid ihr die CIA hier auf eurem rostigen Schiff, oder was? Warum habt ihr nichts unternommen?“
    „Wir arbeiten dran, besser zu sein als die CIA“, sagte Gopal ungerührt.
    „Oh, Gott!“, winkte Simon ab. Einfach unerträglich!, fluchte er innerlich.
    „Was hätten wir denn deiner Meinung nach unternehmen sollen? Die Polizei rufen?“, fragte Gopal.
    „Whatever, Mann!“
    Simon verstummte. Weniger weil er den Streit mit Gopal beenden wollte, sondern weil er gesehen hatte, wie Edda genervt den Kopf über ihn schüttelte.
    Gopal wandte sich Marie und Edda zu. Seine Stimme wurde vertraulich.
    „Die Behandlung durch Greta muss Marie unendlich erschöpft haben. Ehrlich gesagt ist es ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebt“, sagte er leise zu Edda. „Zum Glück sind die Frauen in deiner Familie wirklich außerordentlich stark.“
    Er lächelte und Edda lächelte dankbar zurück. Gopals Aufmerksamkeit tat ihr gut.
    „Was meinst du mit ‚Behandlung‘? Und wieso ist es ein Wunder, dass sie noch lebt?“, wollte sie wissen.
    „Greta hat etwas aktiviert, was seit Jahren in Maries Innerstem verborgen war. Offenbar aus sehr gutem Grund verborgen.“
    Ohne ein weiteres Wort drehte Simon sich um und verließ die Krankenstation. Er konnte diesem Idioten und seinem salbungsvollen Geschleime einfach nicht länger zuhören. Schifter wechselte einen Blick mit Gopal, dann folgte er Simon hinaus.
    „Ich würde gern versuchen, deine Großmutter davon zu befreien“, fuhr Gopal fort.
    „Wie?“
    „Ich möchte sie erwecken. Aber dazu brauche ich deine Erlaubnis.“
    „Denkst du, sie schläft?“
    „Nein, ich denke, dass sie sich seit einer Hypnose, in die sie durch ihren Vater versetzt wurde, in einer Art Trance befindet.“
    „Ihr Vater?“, sagte Edda erstaunt. „Das ist mein Urgroßvater Carl Bernikoff. Der ist am 2. Mai 1945 gestorben, in einem U-Bahntunnel von Berlin.“
    Gopal nickte.
    „Und seitdem lebte Marie in Hypnose?“, fragte Edda ungläubig.
    „Das ist möglich“, erklärte Gopal „Eine Hypnose, die nicht beendet wird, kann ewig dauern – ohne dass der Hypnotisierte oder andere um ihn herum es bemerken.“
    „Das hätte ihr mein Urgroßvater doch niemals angetan!“
    „Was, wenn er starb, bevor er dazu kam, sie zu erwecken?“, fragte Gopal.
    „Bist du Arzt?“, wollte Edda wissen.
    „Sagen wir, ich hab eine Gabe“, fuhr er fort, als ob dies als Erklärung genüge. „Nach allem, was wir in den gene-sys Aufzeichnungen, die wir gehackt hatten, gesehen haben, sind wir uns sicher, dass deine Großmutter sich fast ihr ganzes Leben in einer Trance befunden hat. Greta hat das durch diese Trance Verdrängte mit ihrer rücksichtslosen Pfuscherei tangiert – wie einen mentalen Krebs, der sich jetzt im Bewusstsein deiner Großmutter verbreitet. Wir müssen sie erwecken und diese Bilder und Gefühle beenden. Bevor es zu spät ist.“
    Edda blickte Gopal in die Augen. Dunkel und mandelförmig, fast wie die eines Asiaten. Und obwohl seine Nachricht etwas Furchtbares hatte, spürte Edda zum ersten Mal, seit sie aus Berlin entkommen war, so etwas wie Entspannung. Sie ließ sich auf den Hocker fallen, der neben Maries Bett stand, und schaute auf den Brustkorb ihrer Großmutter, der sich hob und senkte. Wut und Trauer stiegen in ihr auf, als sie die Frau, die sie fast ihr ganzes Leben begleitet hatte, so hilflos vor sich liegen sah.
    „Was genau würde das bedeuten – sie zu erwecken?“
    „Ich würde sie mit der gleichen Technik aus der Hypnose holen, mit der Carl Bernikoff sie hineinversetzt hat.“
    „Woher willst du wissen, wie er das gemacht hat?“, fragte Edda misstrauisch.
    Gopal nahm sich einen anderen Stuhl und begann zu erklären. „In den Aufzeichnungen, die Greta von Maries Erinnerungen gemacht hat, war auch der Moment der Hypnose durch deinen Urgroßvater. Aber daraus alleine ließe sich seine Technik nicht rekonstruieren. Das Großartige ist, dass Carl Bernikoff vor langer Zeit einmal auf dieser Plattform war.“
    „Wie bitte?“ Edda konnte das nicht glauben.
    „Ja. Wir haben ein altes Tagebuch des leitenden Offiziers hier gefunden. Er hat die Begegnung genau festgehalten. Dein Urgroßvater war im Januar 1944 heimlich auf dem Weg von Cuxhaven nach Dover, als der Kutter, mit dem er unterwegs war, havarierte. Die britischen Soldaten, die damals auf der Plattform stationiert waren, hatten ihn und die Besatzung
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