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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
Autoren: Christian Jeltsch
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gerettet. Nach ein paar Tagen dann wurden sie wieder abgeschoben nach Deutschland. Und wahrscheinlich um sich die Zeit zu verkürzen, hat Carl Bernikoff ein paar Zauberkunststücke und Hypnosen vorgeführt.“
    Edda hatte staunend zugehört. Das konnte doch alles kein Zufall sein, dass nun sie, siebzig Jahre nach ihrem Urgroßvater, auf derselben Plattform im Meer gelandet war.
    Gopal wandte sich wieder Marie zu. Mit seinen Händen berührte er sie an den Chakra-Punkten und hielt die Augen geschlossen. Edda beeindruckte die Sicherheit, die Gopal ausstrahlte. Vor allem, wenn sie dagegen ihre eigene Unsicherheit sah, oder die von Simon. Was war es doch für eine gequirlte Kacke, die Greta ihnen hatte einreden wollen. „Auserwählt“. „Kritische Masse“. In Wirklichkeit waren sie nichts als schrecklich verpeilte Teenager.
    Sie schwiegen eine Weile.
    „Der Arzt hat recht. Körperlich ist Marie auf alle Fälle gesund“, sagte Gopal schließlich. „Aber die psychische Anstrengung, das Wieder-Erleben der verschlossenen Erinnerungen ist mit der Wiederholung tiefer Gefühle verbunden. Jetzt kommt noch hinzu, dass sie etwas erleben musste, was ihr ganzes Leben verdrängt war.“
    „Aber was ist das?“
    Er schüttelte den Kopf. „ Ich weiß es nicht. Dank unserer Überwachung wissen wir nur, dass es einen Blackout in den Aufzeichnungen gab, die Greta und ihr Helfer von Maries Erinnerungen gemacht hatten. Einen Blackout in dem Moment, als sie Hitler begegnete. Hat sie dir davon erzählt?“
    Edda sah, wie eines von Maries Augenlidern leicht und kaum wahrnehmbar zuckte; träumte sie? War es ein Zeichen dafür, dass in Marie etwas vor sich ging? Etwas, worauf vielleicht niemand mehr Einfluss haben würde? Nicht einmal sie selbst? Edda musste an ihre Mutter denken, die geisteskrank war. Was, wenn jetzt auch Marie so enden würde? Wenn es jeden von ihnen treffen würde – auch Edda. Tränen stiegen in Eddas Augen. Sie empfand Trauer, die zu Hass wurde. Hass auf Greta, die Frau, die für die Organisation arbeitete, deren Machenschaften sie alle in diese verzweifelte Situation manipuliert hatten. Die alles zerstörte, was Edda lieb war. Edda hob den Kopf.
    „Nein, ich weiß nur, dass sie mit Bernikoff im » Wintergarten « auftreten wollte, um Hitler zu hypnotisieren. Vielleicht ist es das.“ Sie erinnerte sich an ihren Traum, bevor sie Meyrink in seine Wohnung gefolgt war. „Was kann ich tun, um ihr zu helfen?“

    Simon lehnte sich gegen einen Windfang, der ihn vor der kalten Gischt schützte, die ab und an von den Windböen über die » Shiva « getragen wurde. Von einem der Matrosen hatte er sich eine Zigarette geschnorrt und Feuer geben lassen. Nun versuchte er krampfhaft, sie in der kalten Luft zu genießen und sich durch das Nikotin zu beruhigen. Es gelang ihm nicht. Der Tabak schmeckte beschissen in der Kälte, der Rauch schmerzte in den Lungen und die Gischt hatte den Filter feucht gemacht und eingesalzen.
    „Hier bist du!“
    Simon sah auf, zog noch einmal an der Zigarette und wollte sie über Bord schnipsen, als eine mächtige Böe sie zurück und direkt in sein Gesicht schleuderte, wo sie wie ein glühender Moskito herumhüpfte und seine Haut verbrannte. Wütend schlug Simon sie mit der Hand weg.
    „Wir müssen reden“, sagte Schifter.
    Simon nickte.
    „Wir brauchen eure Hilfe.“
    „Kann ich vielleicht erst mal was zu essen haben?“, fragte Simon trotzig. Schifter lächelte und führte Simon unter Deck in die leere Messe.
    [3106]
    Wie weggetreten saß Olsen in einer der grünen Kunststoffschalen im Wartebereich und starrte vor sich hin. Die vielen Menschen um ihn herum, aufgescheucht von den Sirenen der Krankenwagen, die immer neue Opfer der Massenkarambolage herbeischafften, wichen zurück. Alle sahen irritiert auf Olsens Schädel, auf seine Hände. Es dauerte, bis er die Blicke bemerkte, und erst jetzt nahm er das Blut an seinen Fingern wahr. Das Blut von Linus. Verstört registrierte er, wie ein unbekanntes Gefühl in ihm aufstieg. Kalt und bitter. Und bedrohlich. Es verdrängte die Sorge um Linus. Olsens Augen scannten die bebademantelten und glotzenden Menschen in seinem Umfeld. Über die Spiegelung in der Glastür sah er automatisch auch die Patienten hinter sich.
    Drei Ziele auf zehn Uhr. Vier auf drei, zwei auf sechs. Irritiert verstand Olsen, welche Gedanken sich da in seinem Kopf aufbauten.
    Feindbewaffnung: Zero. Fluchtweg Ost: Frei.
    Olsen spürte, wie sich in seiner Tasche die Hand um den
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