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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier
Autoren: Peter J. Kraus
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arbeiten!“ Wir verstanden.
    Mit solch einer antiquierten Berufsauffassung gehörte er zwar zur Minderheit seines Fachs, aber wir verstanden.
     
    Er fuhr allein weiter. Winston saß hinten im Jeep, ich ließ Kofi einen vierminütigen Vorsprung, wie er es verlangte, und fuhr dann los. Winston prüfte seine Waffe, steckte sie zurück in den Achselhalfter und grapschte fluchend an seinem Unterschenkel herum. „Krieg das Scheißding nie raus,“ motzte er und „verfluchtes Spielzeug.“ Das half, den kleinen Colt aus seiner Halterung zu lösen. Er streckte ihn Ignacio entgegen, aber der kreuzte die Arme vor der Brust und verneinte. Also nahm ich ihn.
    Ich hatte zwar den Ballermann von Wong, aber ich wusste im Moment nicht genau, wo der war. Entweder hier im Auto irgendwo oder im Zimmer auf Zorbians Ranch. Und das Schnellfeuergewehr, das ich dem Toten im Carrizo Plain aus der Hand genommen hatte, lag gut versteckt und klappersicher eingewickelt unter der Rücksitzbank des Jeep. Da sollte es liegen bleiben, solange mir das Wasser nicht bis zum Hals stand.
     
    Wir kamen zur einzelnen Palme vor der Einfahrt, als es knallte. Winston horchte auf, Ignacio schnappte den Haltegriff am Armaturenbrett und ich gab Gas. Dem Schuss folgte ein Trommelfeuer. Ich haute den Vierradantrieb rein und zog den Jeep von der Straße auf den Kneipenparkplatz. Kofis Leihwagen stand vorm Restaurant, die Fahrertür offen, und Kofi kauerte hinterm Kofferraum. Aus dem Restaurant wurde geschossen, und einer stand hinter der Baumgruppe zur Rechten und ballerte was das Zeug hielt.
    Als der Jeep zum Stehen kam, suchten wir nacheinander Deckung. Ich kniete hinterm Auto, durch das linke Hinterrad vor dem Schießer hinterm Baum geschützt, aber in Brusthöhe war der Benzintank, nur durch dünnes Karosserieblech von meiner empfindlichen Haut getrennt. Mir war also nicht sehr wohl.
    Winston hatte das Feuer aufgenommen, blieb kühl und versuchte, den Kerl aus seiner Deckung zu vertreiben. Wenn der Bursche schoss, klatschten zwei oder drei von Winstons Kugeln in einen der Bäume.
    Kofi konnte sich nun auf den Kerl im Restaurant konzentrieren. Er schoss eine Garbe ins teuere Fenster der Nobelkneipe, das knallend zersprang, wartete die Erwiderung ab und lief, als die Schüsse gefallen waren, die Treppe hoch.
    Winston sah, was er vorhatte und ballerte dem Baumschützen Holzsplitter um die Ohren. Der drückte keinen einzigen Schuss auf Kofi ab.
    Der FBI-Mann drehte sich auf dem Treppenabsatz um, grinste strahlend und trat die Tür auf. Innen fielen einige Schüsse, das Geballere verstummte und Kofi, der auf der Veranda gebückt zum Fenster gelaufen war, richtete sich auf, zielte in die dunkle Kneipe hinein und schoss einmal. Dann drehte er sich um und nahm die Bäume unter Beschuss.
    „Wait, wait", rief einer, und als eine Pause eintrat, schrie er, daß er sich ergebe. Der riesige Albino vom Tresen hatte den Colt in hohem Bogen herausgeworfen, die Pfoten zum Himmel gestreckt und trat nun breitbeinig vor den Baum. Endlich jemand, der weiß, wie man verhaftet wird, ging mir durch den Kopf. Aus der Kneipe kam hohes Gewinsel, Kofi brüllte „mach du“ zu Ignacio, warf ihm Handschellen rüber und lief ins Restaurant.
    Als Kofi die tränenüberströmte Witwe Moreno hinausbegleitete, wussten wir, daß der Pismoer Stadtkämmerer dem VanDeKamp keine Rente mehr zahlen mußte. War gut für die Stadtkasse, war gut für die rechtschaffene Bevölkerung.
    Sie erkannte mich. „Du schon wieder“, war ihr Kommentar. Kofi signalisierte mit der Unterlippe Hochachtung. Dich kennt auch jede.
     
    Wir warteten eine knappe halbe Stunde, bis die Santa Maria Cops kamen. Ignacio hatte dem athletischen Weißen Plastikhandschellen angelegt, die Ortsbullen nahmen den blauarmigen Kellner mit, der unterm Tresen kauernd auf die Cops gewartet hatte, steckten Frau Moreno vorsichtshalber nicht in Handschellen, sondern behandelten sie vorläufig als Zeugin und warfen noch auf gut Glück zwei Herren auf den Rücksitz ihres schwarz-weißen Viertürers, klein gewachsene Indios aus dem mexikanischen Hochland, die über der Kneipe hausten – beide arbeiteten in der Küche, sprachen kein Wort englisch und bibberten noch immer unter ihren Betten, als die Cops die Zimmertüren auftraten.
    Der Staatsanwalt des Landkreises Santa Barbara war selbst erschienen, nahm alles auf, ließ sich den Ablauf des Geschehens erzählen und freute sich diebisch über den Kollegen in Pismo, der dank seines
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