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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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irrte sie. Sie wußte natürlich nicht, was er getan hatte; wußte nicht, daß er die Bänder vertauscht hatte, um mit dem Puppen-Ebenbild einer Mela auf der Bühne zu stehen, die vor zehn Jahren zu existieren aufgehört hatte. Und nun mußte sie zusehen, wie er sie mit der Karikatur von etwas Vergangenem verspottete.
    »Es tut mir leid«, flüsterte er noch einmal.
    Sie schüttelte den Kopf, riß sich los und eilte davon. Die frühere Begegnung mit ihr hatte ihn bitter und entschlossen gemacht, sein Vorhaben auszuführen. Vielleicht hatte ihm die Bitterkeit den klaren Blick getrübt, dachte er jetzt. Ihre Reaktion, als sie vor ein paar Stunden mit ihm zusammengeprallt war, hatte nichts mit Überheblichkeit oder Snobismus gemein gehabt; es war eine Mischung aus Schreck und Entsetzen gewesen. An einem Ort, der ohnehin schon mit Erinnerungen überladen war, war ihr plötzlich ein altes Gespenst in einem schmutzigen Overall gegenübergetreten; ein Gespenst obendrein, dessen Gesicht zu vergessen sie wahrscheinlich lange gekämpft hatte. Wahrscheinlich war er ein Symbol für ihre Selbstanklagen, denn er wußte, daß er auf andere eine solche Wirkung hatte. Die Erfolgreichen, die Schauspieler, die am Autodrama profitierten, sahen ihn oft mit Besen und Eimer und pflegten sich rasch abzuwenden, wenn sie ihn erkannten. Und bei jedem dieser Anlässe hatte er eine kleine Befriedigung verspürt, wenn er sich vorstellte, wie sie dachten: Thornier hat sich nicht verkauft; Thornier ist keine Kompromisse eingegangen, und wie sie ihn dafür haßten, weil sie alles das getan und dabei etwas anderes verloren hatten. Aber von Mela gehaßt zu werden, war eine andere Sache. Das wollte er nicht.
    Jemand gab ihm einen Rippenstoß. »Du bist dran, Thorny! Dein Auftritt!«
    Er erwachte aus seinen Gedanken. Feria faßte ihn am Arm und schob ihn vorwärts. Thornier erlangte seine Geistesgegenwart zurück, schlüpfte in seine Rolle wie in einen Mantel und betrat die Bühne.
    Die erste Szene verpfuschte er schlimm. Er wußte es, bevor er seinen Abgang machte und ihre Gesichter sah. Er hatte zwei Stichworte verpaßt und benötigte mehrmals Ricks Soufflierhilfe. Sein Spiel war hölzern, er fühlte es.
    »Du bist gut, Thorny, wirklich gut«, sagte Jade, weil sie sich nicht traute, ihm während einer Vorstellung etwas anderes zu sagen. Beim Proben konnte man einen Schauspieler kritisieren; dann blieb ihm noch Zeit genug, es zu verwinden. Kritisierte man ihn während einer Vorstellung, brachte man ihn nur aus dem Gleichgewicht und riskierte einen totalen Durchfall. Er sah die Sorge hinter ihrem aufmunternden Lächeln. »Aber du könntest gern ein bißchen ruhiger werden. Es geht ja alles wunderbar.«
     
    Er lehnte an einer Wand, starrte auf seine Füße und verwünschte sich selbst. Du Versager, du elende Niete, du bühnenbesessene Putzfrau, du …
    Er mußte sich fangen. Wenn er diese Chance verpatzte, würde es nie wieder eine andere geben. Aber er mußte an Mela denken, und wie er sich gewünscht hatte, sie zu verletzen. Nun war es erreicht, und er wollte damit aufhören.
    »Dein Stichwort, Thorny – wach auf!«
    Und wieder war er auf der Bühne, stolperte über seine Sätze und fürchtete sich vor dem Meer undeutlicher Gesichter an der Stelle, wo eine vierte Wand sein sollte.
    Nach seinem zweiten Abgang wartete sie auf ihn. Er kam bleich und zitternd von der Bühne. Schweiß hatte seinen Kragen durchnäßt. Er lehnte sich an die Wand, zündete eine Zigarette an und sah sie trübe an. Sie konnte nicht sprechen. Sie nahm seinen Arm mit beiden Händen und drückte ihn, während ihre Stirn an seiner Schulter ruhte. Er blickte bestürzt auf sie herab. Sie hatte aufgehört, sich verletzt zu fühlen. Sie konnte sich nicht verletzt fühlen, wenn sie sah, wie er sich dort draußen lächerlich machte. Statt dessen bemitleidete sie ihn. Er war wie betäubt, und krank vor Selbstekel. Es war unerträglich.
    »Mela, ich will es lieber dir sagen; Jade würde mich nicht …«
    »Sprich jetzt nicht, Thorny. Tue einfach dein Bestes.« Sie blickte zu ihm auf. »Bitte, wirst du dein Bestes tun?«
    Es erstaunte ihn. Warum sollte sie Anteil nehmen?
    »Wäre es dir nicht lieber, wenn ich versagte?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf, wurde nachdenklich. »Ein Teil von mir würde es vielleicht gern sehen, Thorny. Ein rachsüchtiger Teil. Ich muß an die automatische Bühne glauben. Ich … ich glaube daran. Aber ich will nicht, daß du versagst, nicht wirklich. Du
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