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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil
Autoren: Karl May
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geschehen. Ich sitz und lieg daheim und hab die Angst. Ich leg mich von einer Seit auf die andere und kann nicht schlafen.“
    „Ist's wahr? Ist's wahr? So lieb hast mich?“
    Er schlang den Arm um sie, und sie duldete das.
    „Kann es denn anderst sein?“ fragte sie.
    Er zog sie enger an sich, gab ihr einen Kuß und sagte:
    „So hab ich es mir freilich nicht denkt. Ich hab immer angenommen, daß es dir ganz gleichgültig ist, was mit mir geschieht.“
    „Ja, so seid ihr Männer. Ihr tut nur, was ihr wollt, weil ihr die Frauen nicht versteht.“
    „So werd ich dich von jetzt an richtig verstehen. Ich werd mir Mühe geben.“
    „Das erbitt ich mir von dir. Schau, wann ich weiß, wast machst und was geschieht, so kann ich ruhig sein und brauch keine solche Angst zu haben. Aber wann man in der Ungewißheiten steckt, so ist man ganz wie auf die Folter gespannt. Darum und aus keinem andern Grund verlange ich, daßt aufrichtig bist mit mir.“
    „Und ich hab denkt, es sei bloß nur so eine Neugierden!“
    „Da bist auf dem falschen Weg gewest. Du hast sagt, daß den Samiel nun fangen wirst; aber du verschweigst mir, wie das geschehen soll. Muß ich da nicht eine große Angst ausstehen?“
    „Hm, ja! Jetzunder sehe ich das ein.“
    „Und wann ich's wüßt, wannst's mir sagen tätst, so wär ich nicht nur ruhig, sondern ich tät auch mit nachdenken über die Sach und könnt dir vielleichten gar beistehen oder wenigstens einen guten Rat erteilen. Ihr sagt doch immer, daß wir Frauen die Schlauen sind. Hast's noch nicht hört, daß Weiberlist über alles ist?“
    „Gar wohl.“
    „Und meinst etwa, daß grad nur ich allein keine List hab?“
    „Oh, grad dir trau ich sie zu.“
    „Nun, warum willst sie da denn nicht benutzen?“
    „Weil ich sie in dieser Sach nicht nötig hab. Es ist alles bereits besprochen und so vereinbart, daß wir keines Rates mehr dabei bedürfen.“
    „Geht's denn gar so leicht und einfach her?“
    „Ganz leicht.“
    „So. Da muß die Lockspeisen, von welcher du sprochen hast, eine gar angenehme sein für den Samiel.“
    „Das ist sie freilich“, lachte er vergnügt. „Dieser Vogel wird ganz sicherlich auf den Leim gehen.“
    „Und woraus besteht's?“
    „Das kannst doch leicht erraten. Was ist für so einen Dieb und Räuber denn die beste Lockspeisen?“
    „Meinst wohl Geld.“
    „Ja.“
    „Und viel aber müßt's sein.“
    „Das ist's auch.“
    „Und grad in den Weg müßt's ihm legt werden.“
    „Es liegt so, daß er es ganz leicht finden und wegnehmen kann.“
    „So! Aber dann müßt ihr es so eingerichtet haben, daß die Falle zuschnappt, sobald er nach dem Geldl greift.“
    „Das haben wir; das haben wir auch. Das kannst dir doch denken!“
    „So! Darf ich's erfahren?“
    „Es ist mir verboten, ein Wort zu sagen. Aber weilst mir derklärt hast, daß du dich um mich sorgst und ängstigst, wo will ich mein Versprechen brechen. Schau mal her, was ich dir zeig!“
    Er zog zwei Zettel aus der Tasche und reichte ihr den einen hin. Sie nahm ihn mit heimlicher Spannung entgegen und las ihn. Er lautete:
    „Dreißigtausend Mark sind gegen vier Prozent sofort zu verborgen und liegen zur sofortigen Auszahlung bereit beim Förster Wildach in Kapellendorf.“
    Sie war scharfsinnig genug, sich gleich denken zu können, welcher Absicht diese Annonce dienen sollte. Sie ließ sich das aber nicht merken und fragte:
    „Das soll die Lockspeise sein?“
    „Ja.“
    „Aber ich sehe nicht ein, wo sich da eine Falle befinden soll.“
    „Und da hast von Weiberlist sprochen?“
    „Soll der Samiel sich etwa das Geld bei dir borgen?“
    „Nein.“
    „Ah, jetzt fallt's mir ein! Er soll es sich nicht borgen, sondern stehlen?“
    „Ja, da hast's erraten.“
    „Darum hast die Annonce so abfaßt, daß man daraus ersieht, daß dieses Geldl bei dir liegt, bei dir im Kasten.“
    „So ist's, so!“
    „Aber da hast eine ganz andere Ansicht von dem Samiel als ich.“
    „Was für eine ist denn die deinige?“
    „Er wird auf diesen Leim nicht gehen.“
    „Warum denn nicht, Kätherl?“
    „Eben weil es nur Leim ist, aber kein bares Geld.“
    „Oho! Es ist bar!“
    „Das glaubt dir kein Schandarm!“
    „Denkst wohl, daß der Samiel mir nicht zutraut, so viel Geld zu besitzen?“
    „Ja, das denk ich.“
    „So hältst mich für einen armen Teuxel?“
    „Nein. Ich weiß, daßt ein Sparer bist, und daßt auch ganz genau weißt, wie ein Förster es anzufangen hat, sich hinter dem Rücken des
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