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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil
Autoren: Karl May
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leicht kann einer von deinen beiden Jägerburschen auf den Gedanken kommen, sich das Geld zu nehmen!“
    „Diesen Gedanken wollt ich ihm schon austreiben!“
    „Wann er mit dem Geld fort ist, was wolltst mit ihm machen?“
    „Er kann ja nicht hinein in den Schrank!“
    „So?“
    „Ja. Und sodann weiß es kein Mensch, daß ich das Geldl bei denen Gewehren hab. Wer es stehlen will, der wird's wo ganz anderst suchen.“
    „Da hast freilich recht.“
    „Die Tür zu meiner Stuben ist fest verschlossen, wann ich nicht daheim bin. Den Schlüssel hab ich hier in meiner Taschen. Die Haustür ist des Nachts auch zu, und im Haus wachen die drei Hunde. Kein Fremder kann hinein, sie täten ihn zerreißen. Und zum Überfluß ist der Gewehrschrank auch verschlossen. Den kleinen Schlüssel dazu trag ich stets hier an meiner Uhrketten. Mit denen Gewehren kann man nicht vorsichtig genug sein. Sie sind bei mir stets wohlverwahrt.“
    Er zeigte ihr den Schlüssel. Er war klein und hing vermittelst eines Karabiners an der Kette. Diese sogenannten Karabiner bestehen aus einer Vorrichtung, mit deren Hilfe die Uhr oder jeder andere Gegenstand vollständig fest an der Kette hängt, aber doch mit einem nur ganz leichten Fingerdruck abgemacht werden kann.
    Die Kronenbäuerin ergriff die Kette, betrachtete sich den Schlüssel wie aus reiner, einfacher Neugierde und sagte:
    „Das kleine Dingerl also ist's, an dessen Besitz dreißigtausend Markerln kleben. Man sieht's ihm gar nicht an.“
    „Ja. Der kommt nicht von meiner Kette herunter. Wer will also das Geld holen?“
    „Du scheinst ganz sicher zu sein!“
    „Ja, denn ich bin auch vorsichtig. Heute abend, wann ich in den Wald gehe, werd ich noch dazu den Hund in meine Stube tun. Das ist der kleine Dachsel. So einer ist noch viel besser als ein großer. So einer kann von dem Dieb nicht ergriffen werden, weil er einen großen Lärm vollführt und in die Winkeln kriecht dabei. Nun will ich schauen, wer das Geld holen kann.“
    „Ja, wann es so ist, so brauchst freilich keine Sorg zu haben. Übrigens, sind doch auch die beiden Burschen daheim.“
    „Nein, die nicht. Aber das weiß doch niemand. Sie müssen natürlich auch mit Posten stehen. Ich hab sie zu inspizieren. Aber von morgen an bleiben wir daheim, um den Samiel zu erwarten. Das ganze Haus wird voller Soldaten sein. Er wird hereingelassen, aber nicht wieder hinaus.“
    „Das wird einen gefährlichen Kampf geben, denn er wird sich natürlich wehren.“
    „Oh, wir sind ihm ja weit, weit überlegen. Wir werden so schnell und so zahlreich über ihn herfallen, daß er gar keine Zeit findet, zur Waffe zu greifen.“
    „Oft kommt es ganz anderst, als man denkt. Weißt, ich bitt dich gar schön, daßt nicht gar zu viel wagen tust.“
    „Ist dir so sehr daran gelegen?“
    „Das kannst dir denken. Wann dir ein Unglück widerfährt, was soll da aus mir werden! Ich weinte mir die Augen aus.“
    Sie führte jetzt bereits die Schürze an ihre Augen. Das machte ihn glücklich. Er zog sie an sich und fragte im zärtlichsten Ton, der ihm möglich war:
    „So sehr lieb hast mich, Kätherl?“
    „Ja. Ich kann's gar nicht sagen.“
    „Das gefreut mich unendlich. Aber mach dir keine trüben Gedanken. Ich werd mich schon in acht nehmen.“
    „Wann es zum Kampf kommt, brauchst doch nicht grad der Vorderste zu sein!“
    „Nein. Dazu sind die Soldaten da. Die werd ich vorschieben. Wann so einer derschossen wird, ist's nicht sehr schad drum. Den Gefallen will ich dir wohl tun, obgleich ich sonst ein gar Tapferer bin.“
    „Das weiß ich wohl, und eben darum hab ich solche Angst.“
    „Die brauchst nicht zu haben, ich nehme mich in acht. Also nun sind wir wohl wieder einig worden, Kätherl?“
    „Ja.“
    „Du bist mir nicht mehr bös?“
    „Nein, nicht mehr.“
    „Und heute abend kommst nach dem Stelldichein?“
    „Ja, ich komme. Sobald daheim alles schläft, geh ich fort. Mußt mir aber entgegenkommen.“
    „Natürlich, denn es könnt sonst sein, daß ein Posten dich anhalten tät. Der tät dich natürlich fragen, wast da im Wald willst. Bin aber ich dabei, so führe ich dich so, daß dich keiner sieht. Nun sind wir fertig. Die Martha ist vorangegangen und wartet auf mich. Ich muß fort.“
    „Ich auch.“
    „Ja, weil der Fritz auf dich wartet!“
    Er machte dabei eine ziemlich unzufriedene Miene.
    „Bist noch eifersüchtig?“ fragte sie.
    „Beinahe.“
    „Auf einen Knecht! Laß dich doch nicht auslachen. Ein Förster, der
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