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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories
Autoren: G. M. Schelwokat
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ge­lang­weil­ten Blick zu.
    »Sie hat mir das bei­ge­bracht. Hat mir ‘ne Men­ge bei­ge­bracht, und ich – ich kann im­mer noch, was­se mir bei­ge­bracht hat. Es war nicht wie ein Pro­fes­sor, der sich in ei­ne Stu­den­tin ver­liebt. Nein, es war an­ners. Es war wun­der­voll. Wie ein ganz neu­es Le­ben.«
    Der Bar­kee­per rutsch­te un­auf­fäl­lig ans En­de der The­ke. »He, Sie!« flüs­ter­te er.
    Der klei­ne Mann mit dem ko­mi­schen Bart blick­te von sei­nem Glas auf. »Ja, Kol­le­ge?«
    »Wenn ich dem be­sof­fe­nen Pro­fes­sor noch fünf Mi­nu­ten zu­hö­ren muß, schlag’ ich die Ein­rich­tung zu­sam­men. Wie wär’s, wenn Sie mal für ein Weil­chen mei­nen Platz ein­näh­men?«
    Der klei­ne Mann mus­ter­te Wolf und in­ter­es­sier­te sich be­son­ders für die Hand, die das Cock­tail­glas um­spann­te. »Gern, Kol­le­ge«, nick­te er.
    Der Bar­kee­per stieß einen Seuf­zer der Er­leich­te­rung aus und ver­schwand.
    »Sie war die Ju­gend selbst«, sag­te Wolf ein­dring­lich zu sei­nem neu­en Ge­gen­über. »Aber es war nicht nur das. Sie war Le­ben und Auf­re­gung, und Freu­de und Ek­sta­se und so. Vasch­tehn …« Er brach ab und starr­te auf sei­nen neu­en Zu­hö­rer. »Ko­misch«, stell­te er fest. »Und das di­rekt vor mei­nen Au­gen. Ko­misch.«
    »Wie sag­ten Sie so­eben, Kol­le­ge?« frag­te der mol­li­ge klei­ne Mann, der jetzt vor ihm stand.
    »Hab’ ich Ih­nen er­zählt, wie ich mal in ih­re Woh­nung ging, um ih­re Se­mes­ter­ab­schluß­ar­beit durch­zu­se­hen?«
    »Nein. Aber zwei­fel­los wer­den Sie das gleich nach­ho­len.«
    »Wo­her wis­sen Sie das? Al­so, an je­nem Abend …«
    Der klei­ne Mann trank lang­sam, und doch war sein Glas leer, als Wolf end­lich mit sei­nem Be­richt über die eben­so sinn­lo­se wie zag­haf­te Flir­te­rei, die an dem Abend statt­fand, fer­tig war. Neue Gäs­te ka­men her­ein, und der Raum hat­te sich zu ei­nem Drit­tel ge­füllt.
    »… und seit da­mals …« Wolf un­ter­brach sich scharf. »Das sind Sie ja gar nicht«, be­schwer­te er sich.
    »O doch, Kol­le­ge.«
    »Aber Sie sind ein Bar­kee­per, und Sie sind doch kei­ner.«
    »Nein. Ich bin ein Zau­be­rer.«
    »Oh. Das er­klärt al­les. Al­so, wie ich Ih­nen sag­te – he! Ih­re Glat­ze ist Bart.«
    »Wie bit­te?«
    »Ih­re Glat­ze ist Bart. Ge­nau wie Ihr Kopf. Bloß so Fran­sen drum ‘rum.«
    »Mir ge­fällt es so.«
    »Und Ihr Glas ist leer.«
    »Ist schon recht.«
    »O nein, das ist es nicht. Schließ­lich tref­fen Sie ja nicht je­den Abend einen Mann, der Glo­ria Gar­ton einen Hei­rats­an­trag mach­te und ab­ge­wie­sen wur­de. Das ist ein Grund zum Fei­ern.«
    Wolf hieb mit der Faust auf die The­ke und hielt zwei Fin­ger hoch.
    Der klei­ne Mann be­trach­te­te die bei­den gleich­lan­gen Fin­ger. »Nein«, sag­te er sanft. »Lie­ber nicht. Ich weiß, wie­viel ich ver­tra­ge. Wenn ich noch et­was trin­ke, könn­te es sein, daß et­was pas­siert.«
    »Las­sen Sie’s pa­schie­ren.«
    »Nein. Bit­te, Kol­le­ge. Ich möch­te lie­ber …«
    Der Bar­kee­per brach­te die Drinks. »Bit­te«, flüs­ter­te er, »se­hen Sie zu, daß er ru­hig bleibt.«
    Zö­gernd nipp­te der klei­ne Mann an sei­nem neu­en Gin To­nic.
    Der Pro­fes­sor nahm einen hand­fes­ten Schluck von sei­nem x-ten Zom­bie. »Ich hei­ße Wau­wau«, pro­kla­mier­te er. »Vie­le Leu­te nen­nen mich Wolfe Wolf. Die den­ken, das ist ko­misch. Aber in Wirk­lich­keit hei­ße ich Wau­wau. Und Sie?«
    »Ich hei­ße Ozy­man­di­as der Große.«
    »Ul­ki­ger Na­me – das.«
    »Ich sag­te Ih­nen, daß ich ein Zau­be­rer bin. Aber ich tre­te schon lan­ge nicht mehr auf. Thea­terdi­rek­to­ren sind in die­ser Be­zie­hung ko­misch. Nie­mand will einen ech­ten Zau­be­rer. Man will nicht mal ei­ne Pro­be mei­ner feins­ten Küns­te se­hen. Ich er­in­ne­re mich an ei­ne Nacht in Dar­jee­ling …«
    »Freut mich, Sie ken­nen­zu­ler­nen, Mis­ter – Mis­ter …«
    »Nen­nen Sie mich Oz­zy. Die meis­ten Leu­te re­den mich so an.«
    »Nett, Sie ge­trof­fen zu ha­ben, Oz­zy. Al­so, die­ses Mäd­chen. Die­se Glo­ria. Sie vasch­tehn …?«
    »Klar, Kol­le­ge.«
    »Sie ist der An­sicht, ein Pro­fes­sor für Ger­ma­nis­tik sei ein Nichts. Sie will was
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