Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
Vom Netzwerk:
gar nicht so übel hier«, fuhr sie fort. »Man darf nur nicht darüber nachdenken.«
    »Ich werde nicht darüber nachdenken«, versicherte ihr Bishop. »Ich werde an überhaupt nichts denken.« Sie schien ihn nicht zu hören. »Man gewöhnt sich natürlich allmählich daran. Man kann sich an alles gewöhnen. Nach einer Weile macht es einem nichts mehr aus. Man denkt, zum Teufel, sollen sie sich doch über einen amüsieren, so lange es einem dabei gutgeht. Aber eines Tages …«
    »Was reden Sie da?« fragte Bishop. »Hier ist Ihr Glas. Trinken Sie lieber und …«
    »Aber eines Tages werden wir ihnen zu alt sein. Wenn es uns nicht mehr gelingt, sie zu amüsieren, dann sind wir pas sé. Wir können uns nicht Jahr für Jahr neue Tricks einfallen lassen. Nehmen Sie zum Beispiel meine Malerei …«
    Bishop schüttelte den Kopf. »Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden.«
    »Wir sprechen uns in einer Woche wieder«, sagte sie. »Ich heiße Maxine. Fragen Sie einfach nach Maxine. In einer Woche können Sie vielleicht schon mitreden. Bis dann, Greenhorn.«
    Sie glitt vom Barhocker und war im selben Augenblick verschwunden.
    Ihr Glas hatte sie nicht einmal angerührt.
     
    Als er wieder in seinem Appartement war, trat er ans Fenster und starrte hinaus auf die eintönige Landschaft, die im fahlen Licht irgendeines Mondes lag.
    Er konnte das Wunder immer noch nicht fassen, daß er wirklich hier war. Hier auf Kimon und in Gesellschaft der Menschen, die ihn seit Jahren fasziniert hatten.
    Dann streckte er sich plötzlich, und all die Jahre fielen von ihm ab. Die grausamen Jahre, in denen er gebüffelt, gehungert, kaum geschlafen und wieder gebüffelt hatte.
    Übrig blieb der Triumph, daß er es geschafft hatte.
    Es war der Schrank, der ihn aus seinen selbstherrlichen Gedanken riß.
    »Wollen Sie nicht den Lebe-Es ausprobieren, Sir?«
    Bishop fuhr herum. »Den Lebe-Es …?«
    »Das dritte Zimmer«, erklärte der Schrank. »Sie werden sehen, daß es Ihnen viel Spaß macht.«
    »Den Lebe-Es!«
    »Sehr richtig, Sir. Lebe-Es. Sie drücken einen Knopf und Sie sind mitten im Geschehen.«
    Das klang wie etwas aus Alice im Wunderland.
    »Es ist ungefährlich«, sagte der Schrank. »Völlig ungefährlich. Sie können jederzeit abschalten.«
    »Vielen Dank«, murmelte Bishop.
    Er ging in das Zimmer, setzte sich in den Sessel und studierte die Knöpfe auf den Armlehnen. Geschichte? Warum nicht, dachte er. Geschichte hatte ihn schon immer interessiert. In der Geschichte kannte er sich gut aus.
    Also drückte er den Knopf »Geschichte«.
    Ein Teil der Wand vor ihm leuchtete auf, und ein Gesicht erschien. Das Gesicht eines Kimonesen. Bronzefarben und klassisch schön.
    Bishop fragte sich unwillkürlich, ob es denn überhaupt keine unscheinbaren, keine häßlichen Kimonesen gab.
    »Welchen Typ Geschichte, Sir?« fragte das Gesicht an der Wand.
    »Welchen Typ?«
    »Die Geschichte der Milchstraße, Kimons oder die der Erde – was immer Sie wollen.«
    »Die Geschichte der Erde, bitte«, antwortete Bishop verwirrt.
    »Und was?«
    »England«, sagte Bishop. »Hastings. 14. Oktober 1066. Ein Ort namens Senlac.«
    Und er war dort.
    Er saß nicht mehr in einem Raum mit einem einzigen Sessel und viel kahlen Wänden, sondern er stand auf einem Hügel. Die Blätter der Bäume waren gold und rot gefärbt, und die Sonne spendete herbstliche Wärme. Die Luft flimmerte und war von Kriegsgeschrei erfüllt.
    Er stand wie angewurzelt im Gras, das durch die Sonne ausgedörrt war und starrte fasziniert auf die Reiter im Tal. Die Sonne fiel glitzernd auf ihre Helme und spiegelte sich in ihren Schilden. Ihre Banner flatterten im Wind.
    Es war Samstag, der 14. Oktober 1066. Auf dem Hügel standen Harolds Heerscharen mit geschlossenen Visieren. Im Tal waren Williams Truppen, bereit, vorzustoßen und der angelsächsischen Herrschaft für immer ein Ende zu bereiten.
    Taillefer, dachte Bishop. Gleich wird Taillefer Williams Angriff einleiten. Er wird voranreiten, das Chanson de Roland singen und sein Schwert wie ein Rad in der Luft kreisen lassen.
    Die Normannen griffen an. Es gab keinen Taillefer. Keiner ließ sein Schwert wie ein Rad in der Luft kreisen. Keiner sang. Man hörte nur das Brüllen und die heiseren Schreie der Männer, die in den Tod ritten.
    Die Reiter kamen direkt auf Bishop zu. Er drehte sich um und versuchte, fortzulaufen. Doch es gab kein Entrinnen. Sie überrannten ihn. Er sah die blinkenden Hufe, die grausamen Stahlsporen, die funkelnden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher