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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab
Autoren: Karl May
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angeschaut. Aber ich seh, daß du dein Herz verstockt hast und daß darum all mein reden nix fruchtet. Darum will ich nur noch den letzten Versuch machen.“
    „So mach ihn doch!“
    „Sogleich.“
    Sie faßte ihn an, drehte ihn gegen den Mond und betrachtete ihn fast eine Minute lang mit Augen, vor denen er sich fast zu fürchten begann.
    „Was willst noch von mir?“ fragte er.
    „Nix, nur eine einzige Antwort noch. Schau, ich hab dich so lieb gehabt wie mein Leben, und ich habe dich auch jetzt noch ebenso lieb. Wir sind fürnander geschaffen. Mir hat man immer gesagt, daß ich ein schöns Dirndl sei, und du bist auch ein feiner Bub, der sich sehen lassen kann. Die Hauptsachen aber ist, daß wir auch im Innern zusammenpassen –“
    „Das merk ich nicht!“ sagte er.
    „Weilst nicht weiter schaust als bis heut. Wann wir ein Paar wären, so könnten wir glücklich sein, und alle Leutln müßten ihre Freuden an uns haben. Darum möcht ich so gern, daß du denken lernst, so wie ich denk. Das willst aber nicht, und ich geh nun auch nicht mehr zurück. Du kannst herauf zu mir, ich aber kann und darf nimmer wieder hinab zu dir; das wär eine Versündigung an dem König, an mir selber und auch an dem lieben Gott. Darum sag ich dir, daß ich deine Frau werden will; es soll kein anderer mich berühren dürfen, und ich will ganz nach deinem Willen sein. Ich will auch nicht aufs Theater, sondern nur in Konzerten und Kirchen singen. Was ich verdien, das soll dir gehören, als ob du's selber verdient hättst. Ich will dich in Ehren halten, dich und deine alten, treuen Eltern, die guten, lieben Leutln, aber du mußt mich gehen lassen in meinem Beruf, wie ich gehen will.“
    „Und wohin willst gehn?“
    „Das verstehst nun wieder falsch!“
    „O nein, ich versteh's schon gut. Ich weiß auch ganz genau, wo hinaus das will. Jetzt versprichst mir alles Gutes, aber nachher, wenn ich dein Mann bin, da wird's ganz anders, da singst auch auf den Theatern, und da muß ich tanzen, wie du pfeifst, weil du das Geld verdienst.“
    „Ich halt mein Wort!“
    „Das denkst vielleicht jetzt wirklich, aber wahr ist's nicht. Nein, ich laß mir nix vormachen. Wannst mich lieb hast, so gehst mit mir; das kann ich verlangen, und das verlang ich auch.“
    „Und dabei bleibst fest?“
    „Davon geh ich nicht ab.“
    „So wissen wir also alle beide, woran wir sind. Aber eins will ich dir noch sagen –“
    „Mach's kurz!“
    „Hab keine Sorg! Ich werd dich nicht gar lange mehr belästigen, aber später würdst sehr froh sein, wannst dich von mir belästigen lassen könntest. Ich hab dir bereits gesagt, daß ich dich besser kenn, als du dich selber kennst. Euch Männer muß man überhaupt nur kennen. Ihr seid die Herren von der Schöpfung, denkt ihr. Nun ja, das will ich zugeben, denn es gibt ja wohl tausende von Männer, welche schier so Großes geleistet haben, einer allein, wie tausend andre zusammen nimmer fertigbringen. Aber der Herrgott hat uns neben euch gestellt, und wir haben schon auch das Recht, zu leben, zu fühlen, zu denken und zu wollen. Aber wir denken und fühlen ganz anders als ihr, und so wollen wir's auch dürfen, denn das ist unsere Arten und Weisen, die uns Gott gegeben hat. Ihr aber glaubt halt, daß alles nach eurem Kopf gehen muß und wir haben unser Glück nur darinnen, daß wir uns ducken und fügen. Das ist aber falsch von euch. Wann nun einmal so ein Dirndl oder so eine Frauen auch einen Willen haben will, so fahrt ihr sogleich oben hinaus und setzt einen Trumpf darauf. So bist du ganz besonders. So bist du auch stets gewesen. Deine Eltern hättst auch nähren gekonnt, wann du den Tagelöhner gemacht hättst, aber das hast nicht gewollt, weilst da deinen Willen nicht hättst haben können. Darum hast lieber dein Leben auf die Gamsjagd gewagt und nicht daran dacht, daß die Eltern verhungern werden, wann dir mal ein Unglück geschieht. Und so bist nachher auch gegen mich gewesen. Wo mir der König ein so großes Glück geboten hat, hab ich verzichten sollen, weil die Sängrin sich mal doch von einem andern berühren lassen muß. So eigensüchtig bist gewesen, und so bist's auch noch. Ich soll mich für dich aufopfern, du aber willst gar nix tun. Jetzt soll ich hausieren gehn, wo ich eine wirklich große Zukunft hab. Was denkst denn eigentlich von mir und von dir? Bist etwa so etwas ganz hohes und besondres, und ich bin gar nix gegen dich?“
    „Himmelsakra! Bist etwa die Königin selber?“
    „Nein, ich bin
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