Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
spaßhaft.“
    „Aber, sind Sie es denn nicht?“
    „Nein. Ich bin es nie gewesen.“
    „Wer oder was waren Sie denn?“
    „Das ist Ihnen gleich. Sehen Sie, wir erregen die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden. Adieu!“
    Sie wollte gehen. Er aber hielt sie fest und sagte:
    „Bitte, Fräulein, geben Sie Antwort! Wer sind Sie?“
    „Das geht Sie nichts an.“
    „Sagen Sie mir Ihre Wohnung.“
    „Ich wüßte nicht, wozu.“
    „Ich muß mit Ihnen sprechen.“
    „Und ich habe nichts mit Ihnen zu sprechen.“
    Sie schüttelte seine Hand von sich ab und ging. Er wollte schnell hinter ihr her, bemerkte nun aber auch, daß die Augen der Passanten auf ihn gerichtet waren.
    „Welch eine Begegnung!“ flüsterte er. „Das ist ein Rätsel. Und sie will es nicht lösen! Ah, da kommt eine Droschke! Ich werde erfahren, wo sie wohnt!“
    Er stieg in die Droschke und befahl dem Kutscher, der Dame, welche er ihm bezeichnete, heimlich zu folgen.
    Der Weg ging nur durch zwei Straßen, dann trat die Leda in das Hotel ‚Zum Kronprinzen‘.
    „Die Dame logiert jedenfalls im Hotel“, meinte der Kutscher.
    „Wieso?“
    „Der Portier grüßte sie so, wie man ansehnliche Gäste zu bekomplimentieren pflegt.“
    „Hier, Ihr Geld!“
    Er stieg aus und schritt langsam dem Eingang des Hotels zu, unter welchem der Portier stand.
    „Bitte, kannten Sie die Dame, welche soeben hier eingetreten ist?“ fragte er diesen.
    „Ja.“
    „Wer war sie?“
    „Wozu wünschen Sie, es zu erfahren?“
    Petermann verstand diese Zurückhaltung und zog ein Geldstück hervor, um den verschlossenen Mund dieses Mannes zu öffnen.
    „Ich interessiere mich für sie“, antwortete er. „Hier, bitte, nehmen Sie! Also, der Name der Dame?“
    „Es ist die Leda.“
    „Die Leda?“ sagte er erstaunt.
    „Kennen Sie diese nicht?“
    „Nein.“
    „Aber gehört haben Sie doch von ihr?“
    „Kein Wort!“
    „Das ist kaum zu glauben.“
    „Es ist aber doch so! Wer ist diese Leda, oder was ist sie?“
    „Eine berühmte Tänzerin.“
    „Tänz – Tänzerin?“
    Er wurde leichenblaß. Es war ihm, als ob er nahe daran sei, in Ohnmacht zu fallen.
    „Ja, eine sehr berühmte Tänzerin. Sie will sich hier engagieren lassen und tanzt daher übermorgen die ‚Königin der Nacht‘. Es steht ja in allen Zeitungen.“
    „Wohnt sie allein hier?“
    „Sie hat ihre Mutter bei sich.“
    „Sonst niemand?“
    „Nein.“
    „Kein – keine anderen Verwandten – kein – Kind?“
    „Kind? Wo denken Sie hin! Sie ist unverheiratet!“
    „Ach so! Welche Zimmer hat sie?“
    „Erste Etage. Nummer zehn und elf.“
    „Danke!“
    Er trat ein und stieg die Treppe empor. Er klopfte, ohne sich anmelden zu lassen, an die Tür von Nummer zehn.
    „Herein!“ erklang es von innen.
    Er trat ein und erblickte die Leda, die, als sie ihn bemerkte, in zornigem Ton sagte:
    „Was wollen Sie hier? Warum laufen Sie mir nach?“
    „Weil ich mit Ihnen zu sprechen habe.“
    „Aber ich mag nichts von Ihnen wissen! Das habe ich Ihnen ja bereits angedeutet!“
    „Ich kann mich mit dieser Andeutung nicht beruhigen. Ich bin Ihnen gefolgt, weil ich Sie sprechen muß, und ich werde nicht eher gehen, als bis Sie mir Rede und Antwort gestanden haben.“
    „Und wenn ich mich weigere?“
    „Nun, so werde ich anderwärts erfahren, was Sie mir vorenthalten.“
    „Ich wüßte nicht, was ich Ihnen vorzuenthalten hätte.“
    „Nun, Sie sind doch wohl diejenige, welche sich eines Tages Editha von Wartensleben nennen ließ?“
    „Ich leugne es nicht.“
    „Sie waren die Geliebte des Herrn Leutnants Bruno von Scharfenberg?“
    „Ja.“
    „Sie haben einige Zeit in Zurückgezogenheit bei mir gewohnt?“
    „Auch dies ist der Fall.“
    „Und dann waren Sie plötzlich verschwunden?“
    „Es gefiel mir nicht mehr bei Ihnen.“
    „Sie haben den Herrn Leutnant verlassen?“
    „Ja.“
    „Vielleicht betrogen?“
    „Herr, soll ich den Hausknecht rufen lassen, um Ihnen Ihr Fortkommen zu erleichtern?“
    „Danke! Wenn die Zeit gekommen ist, gehe ich freiwillig.“
    „Ich fordere Sie aber auf, jetzt zu gehen!“
    „Nicht, bevor ich Auskunft erhalten habe!“
    „Ich befehle Ihnen zum letzten Mal, zu gehen!“
    „Und ich gehe nicht eher, als bis Sie mir Rede gestanden haben.“
    „So mache ich Sie darauf aufmerksam, daß ich gegenwärtig die Herrin dieses Zimmers bin. Bedenken Sie, was eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch für Sie zu bedeuten hat!“
    „Inwiefern gerade für mich?“
    „Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher