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6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

Titel: 6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben
Autoren: Lucy Gordon
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und endlich gab Francesco nach. Den ersten Test hat er nicht bestanden, er hat kein Verständnis dafür, wie wichtig mir meine Unabhängigkeit ist, dachte Celia leicht enttäuscht. Dennoch war sie fest entschlossen, den Abend mit ihm zu genießen. Sie gingen zu Fuß zum Restaurant und fanden einen Tisch in einer Ecke, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.
    „Weshalb haben Sie eigentlich so viele Unterlagen mitgebracht?“, fragte Francesco, nachdem sie bestellt hatten.
    „Es ist ein Arbeitsessen, schon vergessen? Ich möchte Ihnen meine ersten Entwürfe vorlegen.“ Während sie ihm ihre Ideen erläuterte, schob sie ein Blatt nach dem anderen in seine Richtung. Sie hatte die Seiten markiert, um sie nicht zu verwechseln.
    „Sie scheinen hervorragend über unser Unternehmen informiert zu sein.“ Er war beeindruckt. „Ich habe den ganzen Nachmittag daran gearbeitet“, erwiderte sie. „Die meisten Informationen habe ich mir online beschafft.“
    „Und Ihr Computer liest Ihnen alles vor?“
    „Ja, mit der entsprechenden Software ist das kein Problem.“ In Wahrheit hatte sie sich alles von Sally vorlesen lassen, weil es schneller ging und sie nicht viel Zeit gehabt hatte. Doch das brauchte Francesco nicht zu wissen.
    Er bewunderte ihren Sachverstand und ihre Kompetenz. Sie unterhielten sich auf ruhige und sachliche Weise in einer entspannten Atmosphäre, während sie insgeheim versuchten, sich gegenseitig einzuschätzen.
    Celia nahm jede noch so geringe Veränderung in seiner tiefen, volltönenden Stimme wahr, die sie so erregend fand, dass sie Mühe hatte, ihre Hände bei sich zu behalten. So kannte sie sich gar nicht, und sie gestand sich schließlich ein, dass sie ein Problem hatte. Sie hatte geglaubt, die Situation zu beherrschen, schließlich lag ihr Hund neben ihr, und sie war nicht auf Francescos Hilfe angewiesen. Doch auf einmal empfand sie den Wunsch, jede Vorsicht in den Wind zu schlagen und sich Hals über Kopf in ein Abenteuer zu stürzen, immer drängender.
    Sie spürte, dass er so ähnlich empfand wie sie, er war jedoch vorsichtiger. Behutsam wechselte er das Thema und brachte sie dazu, über sich selbst zu reden.
    „Beunruhigt es Ihre Eltern sehr, dass Sie als blinde junge Frau allein leben?“
    „Nein, damit haben sie kein Problem, sie sind selbst blind“, antwortete sie.
    „Oh, das tut mir leid.“
    „Das muss es nicht. Was man nie gekannt hat, vermisst man kaum. Da meine Eltern nicht sehen können und ich keine Geschwister habe, hatte ich auch keine Vergleichsmöglichkeiten. Wir drei waren so etwas wie eine verschworene Gemeinschaft. Wir glaubten, alle anderen seien irgendwie

nicht normal oder sogar verrückt. Allerdings hat man uns auch für verrückt gehalten, weil wir nicht so leben wollten, wie Blinde nach der Meinung der meisten leben sollten.
    Die beiden haben sich an der Universität kennengelernt. Mein Vater war Professor, und meine Mutter hat bei ihm studiert. Inzwischen schreibt er nur noch Bücher, und sie ist seine Sekretärin. Er behauptet, sie sei tüchtiger als jede sehende Mitarbeiterin, denn sie weiß genau, worauf es ankommt. Angeblich haben sie sich ineinander verliebt, weil sie Dinge verstanden, die kein anderer verstand. Ich bin also in der Überzeugung aufgewachsen, ein völlig normaler Mensch zu sein, und dieser Meinung bin ich immer noch.“
    Bei dem letzten Satz lag eine Spur von Schärfe in ihrer Stimme, und Celia hoffte, dass die Warnung angekommen war … Dann lenkte sie das Gespräch auf ihn, und er erzählte von seiner Familie in Italien, seinen Eltern und seinen fünf Brüdern, der Villa auf einem Hügel mit herrlichem Blick auf den Golf von Neapel. Nachdem er den Satz gesagt hatte, hielt er verlegen inne.
    „Das ist okay“, versicherte sie ihm. „Ich erwarte von niemandem, dass er seine Worte auf die Goldwaage legt, nur weil ich nicht sehen kann. Wenn ich so kleinlich wäre, hätte ich keine Freunde.“ „Ich muss gestehen, es fällt mir schwer nachzuvollziehen, was es bedeutet, nichts zu sehen“, gab er zu.
    „Ja, das glaube ich Ihnen“, erwiderte sie. „Meine Assistentin hat mir heute Morgen gesagt, Sie hätten tiefblaue Augen. Aber was soll ich mir darunter vorstellen?“
    „Warum hat sie Ihnen das überhaupt erzählt?“ Er konnte seine Nervosität nicht verbergen, und sie verbiss sich ein Lächeln.
    „Heißt das, es stimmt gar nicht?“ Sie ließ die Stimme betont unschuldig klingen. „Haben Sie vielleicht rote Augen?“
    „Nur wenn
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