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52 - Aufruhr auf Kregen

52 - Aufruhr auf Kregen

Titel: 52 - Aufruhr auf Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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mir, mich mit der Bewegung des alles unter sich begrabenden Schnees nach vorn zu werfen. Ein verzweifelter Sprung, ein wildes Zupacken, und ich erwischte Starsons Fußgelenk.
    Es erwies sich als Fehler, nach Luft zu schnappen, denn ein dicker feuchter Klumpen Schnee fand seinen Weg in meinen Mund. Ich spuckte aus, rasend vor Wut, und das nicht nur wegen dieser aufdringlichen eiskalten Masse, sondern vor allem wegen der gefühllosen Art und Weise, mit der die Herren der Sterne anscheinend bereit waren, mich dem Kältetod auszuliefern.
    Schließlich wollten sie, daß ich auf ganz Kregen herumlief, um für sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Außerdem verlangten sie von mir, die Kontinente und Inseln von Paz zu einen, damit sie gegen die Shanks bestehen konnten, die mit Feuer und Blut von der anderen Seite der Welt kamen. Um dieses Ziel zu erreichen, hatten es sich die Everoinye in den Kopf gesetzt, daß ich mich zu diesem verfluchten Herrscher aller Herrscher aufschwingen sollte, den Herrscher von ganz Paz. Und doch hatten sie es nicht nötig, mich aus dieser verflixten Lawine herauszuholen, so wie sie es bei ihrem Liebling Starson taten.
    Ich kugelte noch immer Hals über Kopf dahin, aber ich ließ Starsons Fußgelenk nicht los und wurde von ihm wie ein Eisbrecher mitgerissen.
    Die Geschwindigkeit des Skorpions explodierte förmlich mit genügend Wucht, daß meine Backenzähne klapperten, wie man in Clishdrin sagt.
    Beim nächsten Herzschlag hüllte das blaue Licht alles ein. Der verdammte erstickende Schnee verschwand, das Blau überschwemmte die Dunkelheit, und ich stürzte kopfüber in die azurfarbene Phantasmagorie.
    Ich blinzelte. Es war noch immer kalt. Schnee. Die widerliche, klebrige weiße Masse war überall. Ich befand mich noch immer auf diesem opazverfluchten Hügel und steckte im Schnee. Die europäischen Sprachen der Erde kennen nur ein Wort für Schnee. Die Eskimos kennen über hundert verschiedene Bezeichnungen dafür, jeder beschreibt den Zustand der weißen Flocken, mit dem sie es gerade zu tun haben.
    Nun, schön für sie. Ich setzte mich auf und zog das Ponshofell enger um mich. Wenigstens das hatten mir die Herren der Sterne gelassen. Meine Faust umfaßte noch immer Starsons Fußgelenk. Ich hätte ihm eher die Knochen gebrochen, bevor ich losgelassen hätte, davon bin ich fest überzeugt. Er kämpfte sich in einem Schneegestöber in die Höhe und brüllte: »Jak! Du Narr! Laß los!«
    »Die verfluchten Herren der Sterne! Sie sind wirklich eine Gefahr für meine Gesundheit!« stieß ich in einem Eskimodialekt hervor.
    Oben am Hang stand die Berghütte, unbeschädigt zeichnete sie sich gegen den weißen Glanz ab. Ein Stück den Berg hinauf stäubten kleine weiße Fontänen in die Luft, die ersten Anzeichen der Lawine, die sich bereitmachte, uns in ihrer ganzen schrecklichen Macht zu überrollen.
    »Die blöden Everoinye!« schrie ich mächtig aufgebracht. »Sie haben es wieder einmal versaut!«
    »Jak!« Starsons Empörung klang ängstlich. Ha! Ängstlich! Sollte er sich doch Sorgen wegen der Herren der Sterne machen. Die schöne Vorstellung, daß wir mittlerweile eine gewisse Verständigung erreicht hatten, kam mir in diesen kalten Augenblicken wie ein Hirngespinst vor. Wollten die Herren der Sterne wirklich, daß ich der Herrscher von ganz Paz wurde? Wie Sie sicher wissen, war mir das herzlich gleichgültig, so oder so. Ich wollte bloß zurück nach Esser Rarioch, zurück zu Delia. Andererseits, wenn alle Argumente auf dem Tisch lagen, hatte es durchaus seinen Nutzen, die Nationen von Paz zu vereinen, damit sie den Shanks Widerstand leisten konnten. Dennoch stellte sich die Frage, warum ausgerechnet ich, der einfache Dray Prescot, das Werkzeug der übermenschlichen Herren der Sterne sein sollte. Nur weil ich über das Yrium gebot? Natürlich! Warum sonst?
    Die unmittelbar bevorstehende Lawine über unseren Köpfen grollte drohend. Der Wind schnitt bis ins Mark. Die Kälte schnitt bis ins Mark. Die verdammte Ungerechtigkeit des Schicksals schnitt bis ins Mark. Ich brüllte: »Starson! Schaff deinen fetten Hintern in die Hütte. Da müssen Leute gerettet werden!«
    »Du! Du!« gurgelte er und spie Schnee aus. »Ich weiß! Ich habe hier das Kommando, und wehe, du vergißt das!«
    Und wieder stapften wir nach oben, um für die mutige Rettung zu sorgen. Dabei fühlte ich mich die ganze Zeit über in gewisser Weise wie benommen, so als wäre alles irgendwie unwirklich und ich Mitwirkender in einem
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