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5 Tage Liebe (German Edition)

5 Tage Liebe (German Edition)

Titel: 5 Tage Liebe (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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Mayas fragenden Gesichtsausdruck.
    „Tut mir leid, das macht er manchmal.“
    Wie gerne wäre ich jetzt mit Patricks Volvo hier. Der hat Sitzheizung und würde auch optisch etwas mehr hermachen. Jetzt sitzen wir in meinem roten Ford Fiesta mit der grauen Tür, weil mir da letzten Winter jemand reingefahren ist, und ich versuche, so viel romantische Stimmung zu schaffen, wie nur möglich.
    „Ach, ich bin die S-Bahn gewöhnt, die ruckelt ja auch wie verrückt.“
    „Du hast ja kein Auto.“
    „Das lohnt sich für mich nicht. Außerdem spare ich wegen der Sache mit Barcelona. Ich verkaufe gerade alles, was ich nicht brauche.“
    Zum Beispiel auch ihren Körper. Es liegt mir auf der Zunge, das zu sagen, aber ich schlucke es runter. Es geht mich nichts an. Bevor ich mich weiter durch die Stadt dirigieren lasse, erspähe ich plötzlich eine Neonwerbung für eine beliebte „Late Night-Spezialität“ und überlege mir, ob ich wirklich alles auf eine Karte setzen soll. Ich habe vielleicht noch zehn Minuten mit ihr in diesem Auto – oder ich traue mich endlich mal etwas.
    „Hast du Hunger? Ich könnte dich auf einen Döner einladen.“
    Wenn ich den Mut finde, sehe ich mal kurz zu ihr rüber, aber ich muss mich auf die Straße vor mir konzentrieren. Auch wenn das an einer roten Ampel nicht zwingend notwendig ist. Vielleicht schießt aus dem Nichts ein Reh über eine der verkehrsreichsten Straßen Stuttgarts, die noch dazu so weit weg vom Waldrand liegt, wie ich von Justin Bieber.
    „Ich habe einen Riesenhunger. Sehr, sehr gerne. Aber ich zahle.“
    Sie zwinkert mir zu, als ich sie endlich wieder ansehe und ein Grinsen nicht unterdrücken kann. Diese Einladung nehme ich so unendlich gerne an. Es bedeutet noch etwas mehr Zeit mit ihr.
    „Oder vermissen dich dann deine Freunde?“
    Was für Freunde, will ich sagen, aber ich zucke nur leicht mit den Schultern. Die würden doch wirklich nicht mehr merken, ob ich da war oder nicht. Die waren alle zu betrunken, ich hatte den Einstieg in den alkoholischen Teil des Abends verpasst. Ich bin nüchtern und trotzdem fühle ich mich irgendwie berauscht. Nur viel besser als bei einem Rausch aufgrund von Hefeweizen oder Rotwein. Ich fühle mich richtig gut.
    Ich kenne jeden einzelnen Dönerladen in Stuttgart. Ich lebe schon mein ganzes Leben hier und habe so ziemlich in jedem Zustand das Fleisch im Fladen probiert, mit viel Soße und schön scharf. Ich weiß genau, mit dieser Wahl werde ich sie beeindrucken. Okay, vielleicht ist es nicht ganz das Restaurant eines Star-Kochs, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist, aber im Moment erscheint mir Döner Pinar am Rotebühlplatz perfekt für jeden Anlass. Und Maya in ihren Jeans, der schwarzen Jacke und der grauen Mütze, unter der sich ihre braunen Locken tummeln, sieht besser aus als jede aufgedonnerte Frau auf Stuttgarts Ausgehmeile, der Theodor-Heuss-Straße, zu dieser oder sonst einer Zeit.
    Natürlich halte ich ihr die Tür auf und sie lächelt schüchtern. War das doof? Macht man das denn nicht mehr? Oder war das schon zu viel? Immerhin habe ich sie vor nicht mal dreißig Minuten nur im Tanga bekleidet gesehen.
    Wir bestellen unseren Döner und setzen uns mit zwei Dosen Bier ziemlich weit nach hinten an die große Fensterscheibe. Hier haben wir unsere Ruhe, können aber alles sehen, was draußen passiert. Niemand in diesem Laden würde ahnen, wer wir sind und was wir hier machen. Ein bisschen sehen wir auch aus, also ob wir ein Date hätten – was ich toll finde.
    „Auf uns!“
    Wir stoßen lachend mit unseren Bierdosen an und geben uns große Mühe, nicht wie bekleckerte Vollidioten zu enden. Gibt es eine Möglichkeit, stilvoll einen Döner zu essen, um damit eine Frau zu beeindrucken? Wenn ja, dann ist es jedenfalls keines meiner Talente. In Anatolien beherrscht man diese Kunst vielleicht. Vielleicht haben sie ihren Exportschlager nur deswegen nach Deutschland gebracht, um uns deutsche Männer wie ungehobelte Spinner aussehen zu lassen! Ist ja auch total geschickt von uns, wenn wir verzweifelt versuchen, von allem etwas aus dem Inneren des Fladens zu schnappen, und uns dabei nicht einen Bart aus Knoblauchsoße ins Gesicht zu schmieren.
    Mir tropft Soße vom Kinn und ich beuge mich weit über den Tisch, um meine Jeans vor verdächtigen weißen Flecken zu schützen, die mich nur in Erklärungsnot bringen würden. Sie lacht laut und mit vollem Mund. Gute Manieren muss ich also nicht zwingend an den Tag legen, und das
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